
Radio Corax in Halle macht seit vielen Wochen eine Sendreihe mit Gesprächen zum Thema «1968» und stellt die Sendungen anschließend online. Das ist verdienstvoll, und auch spannend, wenn die Breite der Themen und GesprächspartnerInnen betrachtet wird. Das Radio schreibt:
Wenn 2018 – 50 Jahre danach – über 1968 gesprochen wird, fixiert sich die deutsche Öffentlichkeit tendenziell auf wenige Aspekte eines komplexen historischen Prozesses: 1968 erscheint als ein Generationskonflikt deutscher Studenten, der seinen Höhepunkt und Niedergang in diesem einzigen Jahr erfuhr. Wenn wir uns in einer Corax-Sendereihe diesem Thema zuwenden, wollen wir den so gesteckten Rahmen etwas erweitern: 1968 war ein Weltereignis, das mit Entwicklungen zusammenhängt, die viel eher als «long sixties» bestimmt werden können. Es ist Kulminationspunkt einer Reihe von Konflikten und Kämpfen, in denen weltweit die Fabriken mindestens eine genauso große Rolle spielten wie die Universitäten.
Was waren die gesellschaftlichen Bedingungen, die damals die Revolution als eine Möglichkeit erscheinen ließen? Welche Aspekte waren lediglich Teil einer Modernisierung des Kapitalismus, welche Aspekte gingen darüber hinaus? U.a. diesen Fragen wollen wir uns in unserer Sendereihe widmen. Außerdem wollen wir mit Menschen ins Gespräch kommen, die das damalige Geschehen miterlebt haben und deren Sicht kaum in den üblichen Erzählungen des Jubiläums-Spektakels vorkommt.
Interviews/Beiträge aus den Sendungen:
Denken lernen mit Ilse Bindseil
Keine Ruhe nach dem Sturm findet Ulrike Heider
Christoph Jünke über ignorierte Vorläufer
Taufert, Seidel und Dellwo korrigieren Narrative
Besprechung: „Keine Ruhe nach dem Sturm“ (Ulrike Heider)
Mein 68 erzählt Hannes Heer
Besprechung: „Paris Mai 68 – Die Phantasie an die Macht“
Norbert Frei: Jugendrevolte und globaler Protest
Negator & Kazimir: Die Situationisten und der französische Mai ’68
Christian Frings: Italien – Ein Kampfzyklus 1960 bis 1980
iz3w: 1968 international – ein grenzenloser Aufbruch
Mit Thomas Bremer über das lange 1968 in Italien
Bernd Gehrke über 1968 in der DDR, CSSR und Polen
Roger Behrens über ein nachvollziehbares, aber harmloses Begehren
David Bebnowski über den Zauber der Theorie
Felix Klopotek über einen Staatskritiker mit Lehrstuhl: Johannes Agnoli
Christoph Jünke über einen großen Bruder der ApO: Peter Brückner
Carsten Prien über einen Theoretiker der Neuen Linken: Hans-Jürgen Krahl
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