Nachricht | Ungleichheit / Soziale Kämpfe - Soziale Bewegungen / Organisierung - Nordafrika «Tunis II»

Vom 24. bis 28. März findet das zweite Mal in Folge das Weltsozialforum in Nordafrika statt. «Tunis II» bietet die Chance, emanzipatorische politische Akteure in der Region weiter zu stärken.

Im Jahr 2001 fand das erste Weltsozialforum (WSF) im brasilianischen Porto Alegre statt. Getragen von der Idee einen Ort der Alternativen zum neoliberalen Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos zu schaffen, hat sich das WSF in den folgenden 14 Jahre zu einer der wichtigsten internationalen «Gipfeltreffen» von progressiven Aktivisten_innen und Intellektuellen, ihren Kämpfen und Vorschlägen gegen den Neoliberalismus und für soziale Gerechtigkeit entwickelt. Von Beginn an war die Rosa-Luxemburg-Stiftung Teil dieser Bewegung. Sie hat die Bildung offener Räume des internationalen Erfahrungsaustauschs und der Netzwerkbildung linker und emanzipatorischer Akteure gefördert. Mit dem europäischen Netzwerk «Transform» ist unsere Stimme auch im Internationalen Rat des WSF vertreten. Mit den von der Stiftung unterstützten Kämpfen der Marginalisierten etwa für das Recht auf Wasser, wurden auf dem WSF in Mumbai (2004) neue Themen auf die Agenda gesetzt. Mit der Fokussierung alternativer Modelle der Arbeiter_innenorganisierung, Afrikas neuer Rolle in der Welt, Land Grabbing und der Privatisierung des Wassers prägte die Stiftung auch das Agenda-Setting der WSF in Nairobi (2007) und Dakar (2011).

Dieses Jahr findet das WSF zum zweiten Mal in Folge in der tunesischen Hauptstadt Tunis statt. Von vielen wurde «Tunis I» (2013) zwar als problematisch beurteilt. Kritisiert wurde unter anderem die starke europäische Präsenz – und teils paternalistische Dominanz sowie frontale Methoden, die sinkende Teilnahme der früheren Süd-Süd-Netzwerke und das Fehlen der «neuen» sozialen Akteure, die aus den Krisen in Südeuropa hervorgegangen sind.

Wir sehen «Tunis II» jedoch auch als Chance, emanzipatorische politische Akteure in der Region weiter zu unterstützen und zu stärken. Für uns sind dabei lokale Ereignisse und regionale Organisierungsprozesse nicht getrennt von internationalen Entwicklungen zu betrachten. Aufgrund der zahlreichen negativen Effekte aktueller Politiken der Europäischen Union in Nordafrika und dem Nahen Osten, sind regionale Zugänge zu ökonomischer, politischer und sozialer Entwicklung wichtig. Sie können allerdings nur durch gemeinsame Anstrengungen erreicht werden. Die Schwerpunkte der diesjährigen Veranstaltungen der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Tunis liegen daher auf Fragen von transnationalen Wissenstransfers im Bereich emanzipatorischer Bildung, Chancen und Problemen grenzüberschreitender gewerkschaftlicher Organisierung, handelspolitischer Interessen in Nordafrika und der EU, den Auswirkungen von EU-Politiken auf Nord- und Westafrika, Klimagerechtigkeit, internationaler linker Politik zwischen Parteien und sozialen Bewegungen sowie den Möglichkeiten der Herausforderung von Kapitaloligarchien.

Mitarbeiter_innen der Rosa-Luxemburg-Stiftung berichten vor Ort in unserem Blog:
http://wsf.blog.rosalux.de