Nachricht | Südosteuropa Globale Solidarität als lokale Tradition

Das neue Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Tuzla, Bosnien-Herzegowina, sieht sich in der Tradition der radikalen Vergangenheit der Stadt

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Loren Balhorn,

Denkmal für die jugoslawischen Partisanen im Park Slava Banja, Tuzla. CC BY-SA 3.0

Wenn wir an europäische Metropolen mit einer stolzen sozialistischen Tradition denken, gehört Tuzla sicherlich nicht zu den Städten, die uns als erstes in den Sinn kommen. Mehr noch, die meisten Menschen außerhalb Südosteuropas haben schwerlich jemals von dieser 100.000 Einwohner zählenden Industriestand im Nordosten Bosniens gehört. In der ehemaligen sozialistischen jugoslawischen Teilrepublik Bosnien-Herzegowina ein wichtiges industrielles und kulturelles Zentrum, gehört Tuzla auch heute noch zu den größten und wichtigsten Städten Bosnien-Herzegowinas, einer seit dem Daytoner Friedensvertrag bi-nationalen Konföderation.

Loren Balhorn leitet die englischesprachige Redaktion der Rosa-Luxemburg-Stiftung von deren Brüsseler Büro aus.

Übersetzung von Krunoslav Stojaković.

Von außen betrachtet, erscheint Tuzla im Vergleich zur Hauptstadt Sarajevo unbedeutend. Das politische Leben des Landes, internationale Organisationen und ausländische Direktinvestitionen – all dies ballt sich in der Hauptstadt. Das hat die Rosa-Luxemburg-Stiftung aber nicht davon abgehalten, gerade in Tuzla Anfang 2020, unmittelbar vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie, ihr neuestes Büro zu eröffnen. Als Verbindungsbüro des Südosteuropabüros in Belgrad gegründet, koordiniert das Büro Tuzla seitdem die Aktivitäten in Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo und Albanien. Diese basieren zwar auf den Netzwerken, die vom Belgrader Büro in den letzten zehn Jahren aufgebaut wurden auf, finden ihre Inspiration aber auch in der langen Historie der Stadt als Schmelztiegel der südosteuropäischen Arbeiterbewegung. Gleichzeitig ist das Büro durch seine Kooperationen in Bosnien mit den radikalen Impulsen verbunden, die in den letzten Jahren von der Stadt ausgegangen sind, wie etwa der von Tuzla ausgegangene Volksaufstand 2014.     

Nachdem das Büro anderthalb Jahre unter den Bedingungen einer Pandemie gearbeitet hat, konnte Anfang September endlich eine offizielle Eröffnungsveranstaltung mit Gästen aus der Region und der Berliner Stiftungszentrale organisiert werden. Die Teilnehmer:innen debattierten über den Wiederaufbau der Linken und der Arbeiterbewegung in der Region, knüpften Kontakte und informierten sich über die Arbeit des Büros, z. B. das Partisanenarchiv, ein laufendes Projekt des kroatischen Forschers Davor Konjikušić, das Hunderte von Amateurfotos dokumentiert und bewahrt, die von jugoslawischen Partisanen während ihres Krieges gegen die Nazi-Besatzung und lokale Kollaborateure aufgenommen wurden.

Während das Leben (hoffentlich) in naher Zukunft wieder zur Normalität zurückkehren kann, wird das neue Büro seine Zusammenarbeit mit Medienplattformen und Organizing-Projekten für Arbeiter:innen in der gesamten Region weiter vertiefen, ausbauen und somit seinen Platz als jüngster regionaler Knotenpunkt im wachsenden internationalen Netzwerk der Rosa-Luxemburg-Stiftung einnehmen.

Sozialistischer Internationalismus und Arbeitermacht

Ein Hauptgrund für die Entscheidung der Stiftung, ihr neues Büro in Tuzla anzusiedeln, liegt in der langen Geschichte linker Organisierung und dem Ruf der Stadt begründet, sich erfolgreich gegen die ethno-nationalistische Welle, die die Region in den 1990er Jahren überrollte, gewehrt zu haben.

Dieser besondere Charakter von Tuzla geht auf das späte 19. Jahrhundert zurück, als Bosnien nach 400 Jahren osmanischer Herrschaft in das österreichisch-ungarische Reich eingegliedert wurde. Bedeutende Salz- und Kohlevorkommen machten die Stadt zu einem frühen Ziel der Industrialisierung, und schon bald entstanden in der Umgebung Bergwerke und Verarbeitungsanlagen. Die boomende Wirtschaft von Tuzla zog wiederum zahlreiche qualifizierte Handwerker, Beamte und andere Arbeiter aus dem gesamten multiethnischen Reich an, von denen sich viele schließlich in der Region niederließen. Diese Massenmigration aus ganz Südosteuropa hatte erhebliche Auswirkungen auf die ethnische und konfessionelle Zusammensetzung der Stadt, so dass 1910 mehr als ein Drittel der Bevölkerung einer religiösen oder ethnischen Minderheit angehörte. Dies machte Tuzla zu einer der vielfältigsten Städte in ganz Jugoslawien - eine Eigenschaft, die sie bis heute beibehalten hat.

Die Industrialisierung brachte nicht nur eine ethnische Pluralisierung mit sich, sondern begünstigte auch das Entstehen einer kämpferischen Arbeiterbewegung zu einer Zeit, als die Region als Ganzes noch überwiegend agrarisch geprägt war. Tuzla nimmt in der Geschichte der jugoslawischen Arbeiterbewegung wegen des Husino-Aufstands von 1920, als sich 7.000 Bergarbeiter aus Tuzla und anderen bosnischen Städten zu einem Massenstreik für höhere Löhne zusammenschlossen, einen besonderen Platz ein. Der Streik wurde zwar niedergeschlagen, doch zuvor lieferten sich die Bergarbeiter heftige Kämpfe mit der Polizei und den Betriebseignern, bei denen es mehrere Tote und Hunderte von Verhaftungen gab. Das Ereignis wurde in ganz Jugoslawien jedes Jahr am 21. Dezember als «Tag der Bergarbeiter» begangen, in der Stadt steht weiterhin ein Denkmal für die Streikenden. Die Erinnerung an den Aufstand ist ein wesentlicher Bestandteil des Selbstverständnisses von Tuzla als fortschrittlich und rebellisch.

Internationalismus und Solidarität als Grundpfeiler der Gesellschaftsordnung wurden in Tuzla während des Zweiten Weltkriegs unter dem Einfluss der antifaschistischen jugoslawischen Partisanen weiter gefestigt. Wie der größte Teil Bosniens, wurde auch Tuzla in den faschistischen kroatischen Marionettenstaat unter Führung der Ustaša eingegliedert, die einen rücksichtslosen Vernichtungsfeldzug gegen die serbische Bevölkerung vor Ort führten, die bosnischen Muslime aber vergleichsweise glimpflich behandelten, da sie sie als «islamisierte Kroaten» betrachteten. Während der Schrecken des Krieges und der ethnischen Säuberungen weigerten sich viele Muslime in Tuzla, sich an den Völkermordplänen der Ustaša zu beteiligen und boten den Serben Unterschlupf in ihren Häusern an. Während der Besatzungszeit war Tuzla auch eine Brutstätte für Partisanenaktivitäten und eine der ersten Städte, die Ende 1943 von der Volksbefreiungsarmee befreit wurden, wodurch eine Art multiethnischer sozialistischer Patriotismus zementiert wurde, der in gewisser Weise auch heute noch anhält.

Zur Zeit des jugoslawischen Sozialismus wurde Tuzla weiter industrialisiert und entwickelte sich zu einer überwiegend von der Arbeiterklasse geprägten, und in vielen Augen «jugoslawischen» Stadt. In Tuzla gab es eine auffallend hohe Rate an interkonfessionellen Ehen, viele Einwohner:innen lehnten ihre historische ethnische Identität ab und identifizierten sich stattdessen mit dem jugoslawischen Staat unter Führung von Marschall Josip Broz Tito, dem Partisanenführer und Präsidenten der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien.

Dieses Erbe ermöglichte es den Einwohner:innen von Tuzla später, dem Blutvergießen, das mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Blocks Anfang der 1990er Jahre einsetzte, zu entgehen. Während ethnische Konflikte den größten Teil des Landes zerrissen, stand Tuzla fest zu seinem multiethnischen Charakter und blieb trotz der schrecklichen Ereignisse, die sich außerhalb der Stadtgrenzen abspielten, eine pluralistische Gemeinschaft. Als sich die jugoslawischen Kriege auch auf Bosnien ausweiteten, wurde Tuzla zum Mittelpunkt einer internationalen Solidaritätskampagne, die unter dem Namen «International Workers' Aid» Bekanntheit erlangte, wie kürzlich in einer neuen, vom Brüsseler Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung veröffentlichten Studie dokumentiert wurde. Auch heute, mehr als drei Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch des Sozialismus, spiegelt sich die fortschrittliche Haltung der Stadt in der Kommunalverwaltung wider: Tuzla ist die einzige Stadt in Bosnien und Herzegowina, die seit der bosnischen Unabhängigkeit ununterbrochen von der Sozialdemokratischen Partei, der Nachfolgerin des Bundes der Kommunisten, verwaltet wird.

Das dritte jugoslawische Partisanenkorps marschiert durch das befreite Tuzla, Oktober 1943. Wikimedia/Fotograf unbekannt

Gebeugt, aber Aufrecht

Die Geschichte von Tuzla als Zentrum des multikulturellen Zusammenlebens und der Arbeiterklasse mag es der Stadt ermöglicht haben, den ethnischen Konflikten der letzten Jahrzehnte aus dem Weg zu gehen, aber die letzten drei Jahrzehnte haben die Stadt nicht unversehrt gelassen. Eine eindrucksvolle, aber schmerzhafte Erinnerung an die jüngste Vergangenheit von Tuzla befindet sich im Stadtzentrum, wo am 25. Mai 1995 bewaffnete Kräfte der abtrünnigen Republika Srpska einen kurz zuvor vereinbarten Waffenstillstand verletzten und eine Artilleriegranate in eine Menge junger Menschen feuerten, die den Tag der Jugend, Titos Geburtstag und traditionell wichtigen Feiertag in Jugoslawien, feierten. Tuzla, die einzige Stadt in Bosnien, die noch nicht der ethnischen Spaltung zum Opfer gefallen war, wurde absichtlich angegriffen, um ethnische Spannungen zu schüren und die letzten Spuren des jugoslawischen Erbes in Bosnien auszulöschen.

Der Versuch, Tuzla gewaltsam in Serben, Kroaten und Bosniaken aufzuteilen, scheiterte. Die Stadt trauerte kollektiv um ihre Toten und tut dies auch weiterhin jedes Jahr, unabhängig von ihrer ethnischen oder konfessionellen Zugehörigkeit. In diesem Sinne steht Tuzla als Beispiel dafür, dass die ethnischen Spaltungen, die Südosteuropa in den letzten drei Jahrzehnten geplagt haben, weder unüberwindbar noch unvermeidlich sind, sondern mit einer Politik der gegenseitigen Toleranz und Solidarität überwunden werden können.

Toleranz und Solidarität reichten jedoch nicht aus, um die verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen des Zusammenbruchs des Sozialismus auszugleichen, die hier ebenso zu spüren sind wie überall sonst in Südost- und Osteuropa. Obwohl Bosnien und Herzegowina nicht so wohlhabend ist wie Kroatien oder Slowenien, erlebte es im Sozialismus ein intensives Wirtschaftswachstum und wurde zu einem wichtigen Zentrum der chemischen Produktion und jugoslawischen Rüstungsindustrie. Einige (wenn auch nicht viele) dieser Industriezweige sind auch heute noch in Betrieb. Die Herausforderungen, denen sich Bosnien und Herzegowina beim Übergang zum Kapitalismus gegenübersah, wurden durch den vierjährigen Krieg, der einen Großteil der Wirtschaft zum Erliegen brachte und das BIP des Landes auf 10 % des Vorkriegsniveaus sinken ließ, noch erheblich verschärft. Obwohl die Wirtschaft seit Kriegsende beträchtlich gewachsen ist, bleibt das Land mit einer Arbeitslosenquote von über 30 % eines der wirtschaftlich schwächsten Länder Europas. Bei Menschen unter 35 Jahren ist die Arbeitslosenquote fast doppelt so hoch. Es überrascht nicht, dass die düsteren wirtschaftlichen Aussichten zu einer der höchsten Abwanderungsraten des Kontinents geführt haben.

Doch trotz allem haben die Arbeiter:innen von Tuzla die radikale Tradition ihrer Heimatstadt noch nicht aufgegeben. Nach fast 20 Jahren politischer und wirtschaftlicher Stagnation entlud sich die Frustration der Tuzlaer jeglicher Herkunft und jeden Alters 2014 in einer Welle des Volkszorns, als sich die Arbeiter:innen gegen Lohndiebstahl und den Raub von Vermögenswerten auflehnten, der in den großen Fabriken der Stadt nach der Privatisierung überhandgenommen hatte.

Der Aufstand 2014 begann Anfang Februar nach der Schließung von acht wichtigen Fabriken in der Region, als Tausende von Arbeiter:innen beschlossen, dass sie genug hatten. Sie versammelten sich vor der Stadtverwaltung, um die Zahlung von Löhnen und Sozialleistungen einzufordern, und beschuldigten die Regierung, die privatisierten Unternehmen überhaupt erst in den Konkurs getrieben zu haben. Die Beschäftigten des Waschmittelherstellers DITA, eines großen Arbeitgebers in der Stadt, erklärten, ihr Aufstand sei «kein Streik, um die Produktion zu stoppen, sondern ein Protest, um wieder an die Arbeit zu gehen». Die Stimmung erwies sich als ansteckend und löste Sympathiekundgebungen in ganz Bosnien und sogar in anderen ehemaligen jugoslawischen Republiken aus, als Demonstranten in Belgrad, Zagreb und anderen Städten ihre Solidarität mit den Menschen in Tuzla erklärten.

Während sich die internationalen Medien auf die Ausschreitungen und das Niederbrennen mehrerer Regierungsgebäude konzentrierten, organisierten sich viele der beteiligten Arbeiter:innen in direktdemokratischen «Plena», um über die nächsten Schritte der Bewegung zu entscheiden. Über mehrere Monate hinweg beteiligten sich Tausende von Menschen an diesen beeindruckenden Akten der Selbstorganisation, die sich auf ähnliche Formen der direktdemokratischen Regierungsführung stützten, die einige Jahre zuvor von Studentenbewegungen auf dem Balkan eingeführt worden waren. Diese Demonstration einer neuen Art von Volkssouveränität durchbrach den jahrzehntelangen politischen Stillstand, der das Vertrauen der Bosnier in ihr Land und ihre Zukunft erschüttert hatte. Obwohl der Aufstand im Sommer abflaute, weckte der Geist der Rebellion, den er wieder entfachte, die Hoffnung, dass die Republiken des ehemaligen Jugoslawien in den kommenden Jahren linke Politik wiederentdecken und neu erfinden könnten – ein Prozess, der in der kürzlich vom Belgrader Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung veröffentlichten Studie The New Balkan Left dokumentiert ist.

Alte Bindungen festigen und neue aufbauen

Ein zentraler Schwerpunkt des Büros wird auch in der kommenden Zeit die Stärkung der Arbeiterorganisationen in Bosnien-Herzegowina und der umliegenden Region sein – ein Schwerpunkt, den das Südosteuropabüro der Rosa-Luxemburg-Stiftung seit seiner Eröffnung im Jahr 2010 pflegt. Zu diesem Zweck wird das Büro in Tuzla auf einer Reihe bestehender Beziehungen in den Schwerpunktländern Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Albanien aufbauen und diese ausbauen.

In Tuzla selbst ist der wichtigste Partner des Büros die Gruppe «Front Slobode» [Freiheitsfront], eine linke Organisation, die ihren Namen von der sozialistischen Zeitung Front Slobode übernommen hat, die während des Zweiten Weltkriegs von lokalen Partisan:innen gegründet wurde, und die stolz in der antifaschistischen Tradition von Tuzla steht. «Front Slobode» begann bereits vor dem Aufstand von 2014 mit der Unterstützung der DITA-Beschäftigten und trug maßgeblich dazu bei, die Fabrik vor dem Bankrott zu retten und als Kollektiv weiterzuführen. Zusammen mit der in Banja Luka beheimateten Organisation «Radnička solidarnost» [Arbeitersolidarität], versucht Front Slobode, Arbeiter:innen über ethnische und sektorale Grenzen hinweg zusammenzubringen, um die Gewerkschaften zu stärken und ihre Verhandlungsmacht auf einem schwachen Arbeitsmarkt zu verbessern. Neben ihrer Tätigkeit in den Fabriken bezieht die Gruppe auch die örtliche Jugend in radikales Gemeinschaftstheater, Freiwilligenarbeit und Aktivismus ein, womit sie dazu beizutragen möchten, die Bande der gegenseitigen Solidarität wiederherzustellen, die das Leben in Tuzla während des größten Teils des letzten Jahrhunderts geprägt haben.

In Albanien wird die Stiftung die Zusammenarbeit mit dem «Institut für Kritik und soziale Emanzipation» [ICSE] fortsetzen, einem Institut, das sich der politischen Bildung widmet und mit «Organizata Politika» verbunden ist, einer linken Gruppe, die Anfang der 2010er Jahre aus der albanischen Studentenbewegung hervorging und seitdem zu einer der stärksten linken Organisationen des Landes herangewachsen ist. Das Institut ist seit seiner Gründung im Jahr 2014 zu einem wichtigen Teil der neuen Linken in Albanien geworden. Es hat eine Reihe von Studien über die Arbeitsbedingungen im Land erstellt und unterstützt gewerkschaftliche Organisierungsbemühungen mit nützlichen Hintergrundinformationen und direkter Hilfe für Aktivisten.

Im Kosovo ist das Büro in Tuzla vor kurzem eine Partnerschaft mit Kosovo 2.0 eingegangen, einer Online-Nachrichtenplattform, die mit gut recherchierten, umfangreichen Berichten und Analysen in albanischer, serbokroatischer und englischer Sprache zur wichtigsten progressiven Medienplattform des Landes aufgestiegen ist. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung fördert derzeit eine Textreihe zu den Themen politische Ökonomie, Feminismus und Ökologie.

Die Narben des Krieges und des wirtschaftlichen Zusammenbruchs sitzen im Balkan immer noch tief, aber eine neue Generation von Progressiven und Linken hat in den letzten Jahren damit begonnen, die Geschichte in die eigenen Hände zu nehmen, und die Aussicht geweckt, dass ein demokratisches, egalitäres Südosteuropa möglich ist – wie schwach es derzeit auch immer aussieht. Emin Eminagić, der Projektleiter der Stiftung in Tuzla, bringt über zehn Jahre Erfahrung als Aktivist in der Region mit und ist zuversichtlich, dass die Rosa-Luxemburg-Stiftung den progressiven Kräften vor Ort helfen kann, demokratisch-sozialistische Ideen in der Region zu etablieren: «Meiner Meinung nach können wir all das nur gemeinsam erkämpfen – indem wir uns an den längst vergessenen Begriff der Solidarität erinnern und unsere Gesellschaft daraufhin ausrichten. Wie einer unserer Genossen zu sagen pflegt: ‹Es kann keine gute Zukunft für Bosnien und Herzegowina geben, wenn es keine gute Zukunft für den Kosovo, Albanien, Serbien, Nordmazedonien und Kroatien gibt›. Ich möchte hinzufügen, dass es keine gute Zukunft für Europa und die Welt geben kann, wenn es keine gute Zukunft für Südosteuropa gibt.»