Ein Gespräch mit Reiner Tosstorff von Armin Osmanovic.
Im Juni 1921 begann in Marokko der Rif-Aufstand der Kabylen gegen die spanische Kolonialherrschaft. Welche politische Situation herrschte vor dem Aufstand?
Der Norden Marokkos, also das Gebiet des Rif-Gebirges, fiel 1912 an Spanien. Dieser Entscheidung vorausgegangen waren komplizierte Verhandlungen zwischen den europäischen Großmächten. Frankreich hatte sich das Kerngebiet Marokkos unter den Nagel gerissen, um die algerische Kolonie, die seit 1830 bestand, und das Protektorat Tunesien, das seit 1881 unter französischer Herrschaft stand, zu ergänzen und abzusichern. Spanien kam im Rif zum Zug, weil Großbritannien, das auf der anderen Seite des Mittelmeers mit Gibraltar einen Stützpunkt besaß, Spanien vorzog, obwohl man mit Frankreich seit 1904 in der entente cordiale verbunden war. Spanien, Großbritannien und Frankreich einte vor allem eins, das deutsche Kaiserreich aus Marokko fernzuhalten. 1911 hatte Kaiser Wilhelm II. das Kanonenboot Panther nach Agadir entsandt. Dieser Vorgang, bekannt als «Panthersprung nach Agadir», hätte fast einen Krieg ausgelöst. Neben der geostrategisch wichtigen Lage am westlichen Eingang ging es dem Deutschen Kaiserreich mit seinen nationalistischen Verbänden wie den Alldeutschen Verband auch um Wirtschaftsinteressen. Die Gebrüder Mannesmann interessierten sich für mutmaßliche Erzvorkommen in Marokko. Dass dieser Mineralienreichtum nicht für ein El Dorado reichen sollte, ist ein anderes Blatt in der Geschichte. Die Hoffnung auf schnellen Reichtum hat in vielen Fällen den Kolonialismus und die Kolonialeuphorie geprägt.
Für Spanien ging es in Marokko vor allem darum, das Hinterland seiner seit dem 16. Jahrhundert bestehenden Enklaven auf marokkanischem Boden, Ceuta und Melilla, abzusichern. Darüber hinaus vermuteten auch sie Bodenschätze, für deren Ausbeutung eine Reihe von spanischen Gesellschaften gegründet wurden, u. a. mit Beteiligung des damaligen Königs. In einem spanischen Protektorat würden diese Unternehmen selbstverständlich bevorzugt werden. Und schließlich ging es Spanien um die Wiedergewinnung von Kolonien und dem damit verbundenen internationalen Prestige im Zeitalter des Imperialismus. Schließlich hatte Spanien 1898 seine letzten Kolonien (Kuba, Puerto Rico, Philippinen) im Krieg gegen die USA verloren.
Reiner Tosstorff ist außerplanmäßiger Professor für Neueste und Zeitgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Spanien im 19. und 20. Jahrhundert und die Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung insbesondere während der Zwischenkriegsjahre.
Armin Osmanovic ist Büroleiter der Rosa-Luxemburg Stiftung für Nordafrika in Tunis.
Allerdings bedeutete die Übertragung eines Protektoratsanspruchs 1912 noch lange nicht dessen Inbesitznahme. Zwar hatte der Sultan die entsprechenden Verträge unterzeichnet, doch die verschiedenen Bevölkerungsgruppen des Rif-Gebirges lebten weitgehend autonom, zahlten keine Steuern usw. Zumal sie ja auch zur Gruppe der Berber gehörten, mit ihren ganz eigenen Traditionen im Unterschied zu der arabisch sprechenden Bevölkerung im Kerngebiet Marokkos.
Spanien schlug daher seit 1906 einen langsamen Prozess der Durchdringung des Rif ein. Verschiedene Anführer erhielten Geldzahlungen, um die Erschließung von Minen und Ansiedlung von Spaniern zu gestatten. Man stellte auch marokkanische Hilfstruppen auf. Doch immer wieder kam es zu Konflikten und größeren Auseinandersetzungen mit teilweise erheblichen Verlusten der spanischen Armee. Als die spanische Armee mehr Soldaten im Heimatland für den Kampf gegen die Rifkabylen mobilisierte, kam es in Spanien zu einer Reihe von antikolonialen Bewegungen. Als immer mehr Wehrpflichtige eingezogen wurden, ereignete sich in Barcelona im Jahr 1909 sogar ein halber Aufstand.
Was löste den Aufstand unter Führung von Mohammed Abd al-Karim, der als Abdelkrim bekannt wurde, aus? Und welchen Hintergrund besaß er?
Was den Aufstand im Jahre 1921 von früheren Bewegungen unterschied, war die Persönlichkeit Abdelkrims. Er kam aus einer führenden Familie der Rifkabylen, hatte islamisches Recht studiert, aber auch eine spanische Ausbildung genossen. Ihm war also die ökonomische und soziale Lage seines Landes bewusst, das Zurückbleiben selbst hinter Spanien, einem im europäischen Rahmen nicht besonders entwickelten Land. Er hatte sich also anfänglich von einer Zusammenarbeit mit Spanien einen Entwicklungsimpuls erhofft, denn im Unterschied zu Frankreich hatte sich Spanien vergleichsweise zurückgehalten, was den Kolonialismus in Nordafrika angeht. Und so arbeitete er zeitweise für die Protektoratsadministration, schrieb zum Beispiel in der Tageszeitung von Melilla usw.
Doch dann kam es zum Ersten Weltkrieg. Deutschland bemühte sich, einen Aufstand in Nordafrika anzustacheln, eigentlich um Frankreich zu treffen, das neutrale Spanien war nur ein «Kollateralschaden». Abdelkrim und seine Freunde galten in dieser historischen Lage als Sympathisanten des Kaiserreichs und damit als verdächtig. Dem entsprechend wurde er verfolgt und verlor seine Positionen. Nach dem Ersten Weltkrieg spitzte sich dann die Lage zu. Als spanische Truppen im Jahre 1921 von Melilla aus in den östlichen Teil des Rifs vordrangen, um endlich eine territoriale «Erschließung» durchzuführen, begann Abdelkrim den Aufstand.
In einem konventionellen Krieg hätten die Spanier auf bessere Ausrüstung und größere Truppenzahlen bauen können. Deshalb entwickelte Abdelkrim Taktiken des Guerillakampfs, des «asymmetrischen Kriegs», die übrigens zahlreiche spätere Guerillakämpfer, von Mao bis Fidel Castro, inspirierten. Zudem konnten die Kämpfer des Rifs auf ihre Kenntnis des Geländes vertrauen, das die Spanier überhaupt nicht kannten, allenfalls von Karten.
Der Aufstand von Abdelkrim dauerte bis 1926 an, was unterscheidet den Aufstand der Rifkabylen von anderen Aufständen gegen die europäischen Kolonialmächte, wie der Aufstand von Kabylen und Arabern 1870/71 im benachbarten Algerien?
Was den Aufstand im Rif unter der Führung von Abdelkrim von früheren Kämpfen im Rif unterschied, war die grundsätzlich neue Zielrichtung. Es ging nicht mehr darum, von den Spaniern irgendwelche Subventionen zu erkämpfen. Es ging Abdelkrim nun um eine Vereinigung aller Gruppen von Rifkabylen und der Unabhängigkeit der Rifkabylen in Form einer Republik, die eine eigenständige Entwicklung oder Modernisierung in die Wege leiten sollte. Abdelkrim wollte über eine bloße Wiederherstellung oder Sicherung der alten Sozialstrukturen, die zersplittert waren, bei denen jeder Stamm nur an der Kontrolle seines eigenen Territoriums interessiert war, hinausgehen. Offen blieb, wie das Verhältnis dieser Republik zum marokkanischen Staat und damit zur Oberhoheit des Sultans sein sollte. Faktisch wäre es auf eine unabhängige Nation hinausgelaufen, hätte sich die Rif-Republik behaupten können.
Was man nicht vergessen sollte, war, dass es im Ersten Weltkrieg zusammengebrochenen Osmanischen Reich auch zu einer Unabhängigkeitswelle kam. Allen voran in der Türkei selbst, unter Kemal Pascha, aber auch in Ägypten und darüber hinaus in Persien und Afghanistan. Dieser Kontext beeinflusste den Kampf der Rifkabylen, und machte aus einem bloßen Abwehrkampf gegen die Spanier einen Unabhängigkeitskampf. Eben wie dies Kemal, dem zukünftigen Atatürk, gelungen war.
Gegen die Spanier allein hätte sich die Rif-Republik vielleicht behaupten können. Doch als auch die Franzosen 1925 eingriffen, war ihr Schicksal besiegelt. Die französischen Truppen stießen mit massivem Truppeneinsatz vom Süden vor. Darüber hinaus verfügten sie über eine große Luftwaffe. Die Unabhängigkeitskämpfer des Rifs mussten sich ergeben, Abdelkrim wurde anschließend von den Franzosen deportiert.
Inwieweit hat der Aufstand der Rifkabylen und seine Niederschlagung durch die Spanier die weitere Entwicklung Marokkos beeinflusst?
Mit der Niederschlagung des Aufstands war die koloniale Herrschaft der Spanier im Protektorat gefestigt. Sie stärkten die konservativen Strukturen und den religiösen Einfluss. Die spanische Kolonialarmee konnte weiterhin auf die finanzielle Ausstattung durch den spanischen Staat rechnen, sie war der bevorzugte Teil der Armee. Das änderte sich auch nicht mit dem Sturz der Monarchie und der Errichtung der Republik im Jahre 1931, trotz der bis 1933 regierenden sozialistisch-republikanischen Koalition in Madrid. Letztlich fanden die Reformpläne für das Rif ihre Grenzen an den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln. Insgesamt hielt die Republik, ungeachtet der Koalitionen in Madrid, an dem Anspruch auf koloniale Vorherrschaft fest (z. B. Sicherung des Protektorats als Exportmarkt für spanische Waren oder für Ansiedlungen).
Während im Osten des Rifs nach der Niederlage Abdelkrims die antikoloniale Bewegung kaum noch vorhanden war, hatte sich ihr Schwerpunkt in den Westen (mit Tetuán als «Hauptstadt» des Protektorats) verlagert. Nach 1931 waren die Hoffnungen erst groß gewesen. Man hoffte – mindestens -auf eine Art Autonomie. Doch diese Erwartungen wurden enttäuscht. Als dann das spanische Protektorat in Marokko im Jahr 1936 zum Ausgangspunkt für Francos Feldzug gegen die spanische Republik wurde, gab es keinen Widerstand. Francos Putschisten rekrutierten sogar zahlreiche marokkanische Söldner, etwa 35 000, für ihren Krieg gegen die Republik.
Für den französischen Teil sah das etwas anders aus. Hier hatte die Bewegung ein geringes Echo. Schließlich hatten die verschiedenen Bevölkerungsgruppen des Rifs immer selbständig agiert. Dann gab es die ethnische Frage, da die Rifkabylen bei aller Gemeinsamkeit im Bekenntnis zum Islam doch auch kulturelle Eigenheiten gegenüber der großen Mehrheit der arabisch sprechenden Bevölkerung im französisch beherrschten Zentrum und Süden des Landes pflegten. Das ist ein heikles Problem, noch heute. Die Franzosen, denen anfangs die Schwierigkeiten der Spanier nicht unlieb waren, weil sie eigentlich auch gerne den Norden übernommen hätten, unterbanden jegliche Solidarisierung mit dem Norden. Denn eine siegreiche Rif-Republik hätte wie ein Funke gewirkt, der auch ihre Herrschaft sehr bald in Brand gesteckt hätte.
Wie kam es dazu, dass Spanien im Krieg gegen die Rifkabylen Giftgas einsetzte? Hatte sich Spanien in Marokko noch anderer Kriegsverbrechen schuldig gemacht?
Spanien war im Ersten Weltkrieg neutral geblieben, doch hatte man sich umgehend an den waffentechnischen Neuerungen wie Flugzeuge, Panzer und eben auch Giftgas interessiert gezeigt und sich bemüht, diese Technologien zu erwerben. Nach der Niederlage der Spanier im Sommer 1921 mit weit über zehntausend toten Soldaten auf ihrer Seite, kam dann sehr schnell die Forderung in der spanischen Presse auf, Giftgas einzusetzen. Denn es war klar, in einem weitgehend als Guerillakrieg auf dem Gelände des Gegners geführten Kampf war es für die spanische Armee sehr schwierig, vielleicht sogar unmöglich, einen Sieg zu erringen. Umgehend begann man, auch aufgrund des Drucks durch den König Alfonso XIII., dem Urgroßvater des jetzigen spanischen Königs, Kontakte zu Deutschland, zur Reichswehr, aufzunehmen. Die deutsche Armee verfügte noch über Vorräte aus dem Weltkrieg, die man unter Bruch der Verpflichtungen aus dem Versailler Friedensvertrag behalten hatte und die man nun in Marokko im Einsatz erproben konnte. So gab es nicht nur Technologietransfer zur Errichtung von Produktionsanlagen, sondern auch große Lieferungen von Giftgas. Man ging daran, den Abwurf von Gasgranaten aus Flugzeugen zu üben. Im Ersten Weltkrieg war Giftgas noch von der Artillerie verschossen worden. Dazu entsandte die Reichswehr Offiziere nach Spanien und Marokko und erstellte entsprechende Empfehlungen.
Das Giftgas wurde systematisch gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt. So erfolgten beispielsweise Bombardierungen an Marktagen. Auch wurden gezielt landwirtschaftlich genutzte Flächen verseucht. Damit wollte man natürlich den Aufständischen die Ernährungsbasis entziehen. Das zwang diese, sich auf die von Frankreich kontrollierten Gebiete zurückzuziehen. Auf diesem «Umweg» gewannen die Spanier Frankreich zum Bündnispartner.
Der Kampf wurde sehr brutal geführt, d. h. bis zur Vernichtung des Gegners, wie das in Kolonialkriegen nicht unüblich war. Zwar hatten die Aufständischen des Rifs auch Gefangene genommen, die nach langen Verhandlungen ausgetauscht wurden. Doch nicht alle Rifkabylen folgten den strikten Anweisungen Abdelkrims. Die Wut über die Angriffe der Spanier auf die Zivilbevölkerung war zu groß, als dass sie einfach hätten kontrolliert werden können. Zumal die spanische Fremdenlegion, die nach französischem Vorbild auch aus Soldaten aus verschiedenen Ländern, darunter auch Deutschen, bestand, auch keine Gefangenen nahm. Makaber sind die noch heute im Internet zu findenden Fotos der Legionäre, die stolz die abgeschnittenen Köpfe der Kämpfer des Rifs präsentierten.
Wie steht es um die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte in Spanien? Welche Akteure treiben in Spanien eine Aufarbeitung der Geschichte voran und wie sieht es in Marokko aus, gibt es hier eine Auseinandersetzung mit diesem Teil der eigenen Geschichte oder vernachlässigt die Regierung in Rabat die Geschichte bewusst, da Teile der Bevölkerung im Rif gegen die Politik Rabats protestieren?
Die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte Spaniens ist unerledigt, denn sie wird entweder auf der Rechten heroisiert oder auf Seiten der sozialistischen Partei zumindest geschönt. Immer wieder kommt es deshalb zu Konflikten mit lateinamerikanischen Staaten, wie jüngst mit Mexiko. Im Fall Marokko ist das etwas nuancierter, weil das Land ja nun schlecht zum «hispanischen Kulturkreis» zu zählen ist. Wie schon gesagt, gibt es eine Verbindung zum Franco-Putsch und damit auch ungebrochene Traditionslinien im Militär. Die Legion, wenn auch heute rein spanisch zusammengesetzt, ist die «Eliteeinheit», die auch auf Auslandseinsätze geschickt wird.
Während es in der akademischen Geschichtsschreibung seit Jahren in Spanien eine sehr kritische und sehr produktive Bestandsaufnahme der Kolonialherrschaft in Nord-Marokko gibt, einschließlich eines Austauschs mit HistorikerInnen Marokkos - auch wenn das nicht die Dimension wie in Frankreich hat -, so ist die Kolonialgeschichte und ihre Verbrechen nicht vergleichbar im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Da ist noch viel zu tun. Die Linke Spaniens nimmt das immer wieder mal auf, aber Geschichtspolitik in Spanien wird natürlich ganz vom Bürgerkrieg und seinen Folgen dominiert. Das ist, wenn man so will, «mobilisierungsfähig» auf allen Seiten der spanischen Politik. Der Kolonialkrieg in den zwanziger Jahren, das hat sich dieses Jahr bei der Erinnerung an die Niederlage im Sommer gezeigt, hat zwar zu vielen Büchern und Zeitungsartikeln geführt, wurde aber in der «großen» Politik, erst recht angesichts der Situation durch die Pandemie, nicht angesprochen. Es gab aber dazu Erwägungen. Josep Borrell, damals noch spanischer Außenminister, hatte einmal in einem Parlamentsausschuss von einer abzugebenden Erklärung gesprochen. Am aktivsten sind in dieser Frage die Republikaner Kataloniens.
Belastet die Kolonialgeschichte die spanisch-marokkanischen Beziehungen und inwieweit beeinflusst die Forderung der Rifkabylen nach Wiedergutmachung die bilateralen Beziehungen?
Die Kolonialgeschichte ist wie ein Gespenst – aber im Hintergrund. Auf offizieller Bühne spielt das keine wirkliche Rolle, da sich weder die Regierung in Rabat unbedingt auf die Rif-Kämpfer berufen will, die doch zu sehr an die immer wieder erfolgte Mobilisierung gegen die Benachteiligung gerade dieses Landesteils erinnern, noch die Regierungen in Madrid sich gerne in der Nachfolge der Kolonialherrschaft sehen wollen, die ja auch eng mit den Offizieren des Putsches von 1936 verbunden ist. Es gibt auch keine offiziellen Forderungen nach Entschädigungen auf marokkanischer Seite und so braucht sich das offizielle Spanien auch nicht dazu verhalten.
Selbst die extreme Rechte Spaniens, Vox mit ihrem Echo in der Volkspartei, hat dieses Jahr darauf verzichtet, das groß zum Thema zu machen. Viele Spanier, die im Rif starben, waren Wehrpflichtige, die dort eigentlich gar nicht hinwollten. Die Konflikte zwischen den beiden Ländern werden ganz von der Migrationsfrage bestimmt und von wirtschaftlichen Streitigkeiten im Zusammenhang mit Fischereirechten, Exporten in die EU usw. Und Spanien will seine Enklaven Ceuta und Melilla nicht gefährden und die Kanaren gegen das gegenüberliegende marokkanische Festland abschotten. Dazu kommt noch das nicht gelöste West-Sahara-Problem.
So bleibt dann die Bevölkerung des Rifs allein. Dieses Gebiet weist eine im Landesvergleich überhöhte Krebsrate aus, die mutmaßlich eine Langzeitfolge der Vergiftung des Bodens ist. Doch dies zu untersuchen kommt nicht zustande. Weder Rabat noch Madrid haben das Problem aufgegriffen. Dabei ist das auch eine Forderung an Berlin. Denn hier wurde die Lieferung des Giftgases eingeleitet, unter Bruch des Völkerrechts. Auch das ist ein «deutsches Erbe».