Die Webseite antifascist-europe.org bündelt Informationen zu Verbindungen rechter Gruppen auf regionaler und europäischer Ebene.
Rechtsextreme Netzwerke breiten sich derzeit aus und sind in der Lage, länderübergreifende Unterstützungsstrukturen aufzubauen. Das reicht vom intellektuellen Austausch über die gegenseitige Förderung und Werbung bis hin zur Bereitstellung von Unterkünften, Verstecken und sogar Waffen. In einigen Ländern sind rechtsextreme und nationalistische Parteien an Regierungen beteiligt und öffnen weiteren extrem rechten Akteuren das Tor zu offiziellen Institutionen und Finanzierungsmöglichkeiten. Sie bleiben dabei stets eng mit ihren politischen Herkunftsmilieus verbunden: faschistische Denkfabriken, die «befreundete» faschistische oder nazistische Szene, aber auch Terrorzirkel, Jugendorganisationen, intellektuelle Kreise, Internetgemeinschaften und Aktivist*innen der neuen Straßenpolitik – zum Beispiel mit Anti-Impf- oder Anti-Migrations-Charakter.
Das Internet spielt eine wichtige Rolle bei der internationalen Vernetzung der extremen Rechten. Neuartige, halbprivate Kommunikationsmittel bieten den Raum für Radikalisierung und Identitätsbildung. Image-Boards, Messenger-Dienste und Chat-Foren bieten neue Formen von «Gemeinschaft» und motivieren die Täter. Attentäter wie in Christchurch, Halle und Hanau und alle frauenfeindlichen «Incel»-Attentäter waren in internationalen Internet-Communities aktiv und auf deren Unterstützung angewiesen. Diese Entwicklungen müssen verstanden und analysiert werden.
Einen Beitrag dazu leistet das antifaschistische Rechercheprojekt ENAM (European Network of Antifaschist Monitoring) mit einer englischsprachigen Website, die am 19. Januar 2022 gestartet wurde. Die Website zeigt die inter- und transnationalen Netzwerke, deren Zusammenarbeit und die Interaktion von rechtsextremen Akteuren in ganz Europa. Die Bandbreite der beobachteten Kreise reicht von rechtsterroristischen Gruppen über faschistische und neonazistische Kameradschaften bis hin zu neurechten und konservativen Denkfabriken und Parteien – innerhalb wie außerhalb von Parlamenten – auf nationaler und europäischer Ebene.
Veröffentlicht werden zunächst neben 12 Berichten aus beteiligten Ländern, wie Frankreich, Großbritannien, Russland, Ukraine, Serbien und Deutschland weitergehende Hintergrundinformationen, wie Texte und Analysen zur Geschichte faschistischer Bewegungen, zur extremen Rechten in den sozialen Medien sowie deren Antigender-Agenda und mehr. Die Plattform soll durch fortlaufend aktualisierte Daten zu einem zentralen Archiv für antifaschistisches Monitoring in Europa werden.