Nachricht | Geschichte - Afrika - Nordafrika Französischer Revisionismus und die Auslöschung der algerischen Revolution

Wie eine neue Generation von Gelehrten versucht, die Revolution von 1954 aus der Geschichte zu verbannen

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Autorin

Marnia Lazreg,

Soldaten des algerischen Unabhängigkeitskrieges
Soldaten der Nationalen Befreiungsarmee während des algerischen Unabhängigkeitskrieges am 1. Januar 1958 CC BY-SA 4.0, Foto: Zdravko Pečar | Museum für Afrikanische Kunst (Belgrad)

Sechzig Jahre nach der Unterzeichnung des Abkommens von Evian beging eine neue Generation von Algerier*innen in aller Stille den dritten Jahrestag der Massenbewegung Hirak, die sie am 22. Februar 2019 initiiert hatten, um einen politischen Systemwechsel herbeizuführen. Bevor der Staat ihre wöchentlichen Demonstrationen unter dem Vorwand der Pandemie stoppte, forderten die jungen Frauen und Männer eine Wiederbelebung der Revolution von 1954, deren Verrat sie der politischen Führung des Landes vorwarfen

In Frankreich, dem ehemaligen Kolonisator, ist dagegen eine neue Generation von Historiker*innen damit beschäftigt, die Geschichte des algerischen Entkolonialisierungskriegs zu revidieren, um im Namen der wissenschaftlichen Objektivität auszuschließen, dass es sich um eine Revolution handelte.  Diese Revolution, die von Algerier*innen beansprucht und von französischen Revisionist*innen geleugnet wird, bildet den Mittelpunkt eines Kampfes um Handlungsfähigkeit, um Verantwortung für die eigene, algerische Geschichte und die Freiheit, sich unabhängig vom jenem kolonialen Wissenssystem zu definieren, welches die revisionistische Geschichtsschreibung prägt.

Marnia Lazreg ist Professorin für Soziologie am Hunter College und dem CUNY Graduate Center. Zu ihren Büchern gehören Feminism and the Discourse of Post-Liberation (Routledge, 2020), The Eloquence of Silence (Routledge, 2019), Foucault's Orient (Berghahn, 2020), Torture and the Twilight of Empire (Princeton UP, 2017) und Questioning the Veil (Princeton UP, 2010).

Der revisionistische Diskurs

Die gegenwärtige französische Kulturpolitik knüpft an den aktuellen revisionistischen Diskurs des Geschichtsrevisionismus des 20. Jahrhunderts an. Dieser stolperte in der Regel über die Frage der Dekolonisierung,[1] was den italienischen marxistischen Historiker Domenico Losurdo dazu veranlasste, ihn als «Auslöschung der revolutionären Tradition»[2] zu beschreiben. Im Gegensatz zu anderen kolonisierenden Nationen hat Frankreich seine eigene koloniale Vergangenheit noch nicht eindeutig aufgearbeitet.

Einer der Hauptgründe für Frankreichs Haltung wurzelt in einem intellektuellen Milieu, welches sich seiner kolonialen Vergangenheit rühmt, die als fortschrittlich dargestellt und bewertet wird[3] – so wie es sich für eine Nation gehört, die sich für einen Leuchtturm universeller Menschenrechte hält. Die Revisionist*innen, von denen einige erst nach der Unabhängigkeit Algeriens geboren wurden, bedienen sich daher verschiedener kolonialer Klischees. Sie rekonstruieren die Geschichte des Krieges, um die koloniale Idee zu retten, während sie gleichzeitig leugnen, dass der Entkolonialisierungsprozess revolutionär gewesen sein könnte. Es geht jedoch nicht darum, ob der Algerienkrieg eine Revolution war oder nicht, sondern darum, wie die Ablehnung und Vermeidung des Konzepts der Revolution, ausgedrückt in einer selektiven Sprache, die Rehabilitierung des Kolonialismus ermöglicht, ebenso wie die Reproduktion des Wissenssystems, das ihn aufrechterhält.    

Die Revisionist*innen decken das gesamte politische Spektrum ab, vom konservativen Guy Pervillé bis zu Liberalen wie Sylvie Thénault, Raphaëlle Branche oder Jean Jacques Jordi. Selbst der eher links orientierte Historiker Benjamin Stora[4] konnte der Anziehungskraft der revisionistischen Sprache nicht widerstehen.

Revisionistische Methodik

Die Revisionist*innen beschäftigen sich intensiv mit Methodik. Pervillé ist davon überzeugt, dass es «eine erschöpfende und endgültige Geschichte des Algerienkriegs noch nicht gibt und auch nie geben wird». Er lehnt die Bezeichnung «Revisionist» ab, um sich stattdessen als «objektiver Historiker» zu verstehen. In seiner pauschalen Kritik an der algerischen Regierung weist er die Sichtweise der Algerier*innen auf den Krieg als Revolution, das Gedenken an die Massaker von Sétif und Guelma, die von der Kolonialmacht am 8. Mai 1945 verübt wurden,[5] oder die Charakterisierung der brutalen Kriegshandlungen als «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» zurück, um sie in eine «ideologische Gegenoffensive» umzudeuten.[6] Interessanterweise versucht seine «objektive» Methode die negative Vichy-ähnliche Rolle zu kompensieren, die der Algerienkrieg im kollektiven Gedächtnis Frankreichs zu spielen droht.[7]

Sylvie Thénault, die ambitionierteste Revisionistin, wirft einen ausgewogenen und ganzheitlichen «neuen Blick» auf die algerische Geschichte, um «beide Seiten [des Krieges] zu beleuchten, die französische und die algerische». Folglich beansprucht sie, «den algerischen Standpunkt» einzubeziehen, der unter anderem dazu dient, «über die Frage der Lebensfähigkeit Französisch-Algeriens hinauszugehen... um seine Unmöglichkeit anzuerkennen.  Auch wenn es sich nicht von Anfang an um eine nationale Identität handelte, war die Identität der Algerier nicht auf die französische Identität reduzierbar». Wichtig ist dabei, dass sie versucht, die rekonstruierte Geschichte zu «banalisieren», indem sie die Sprache bereinigt, in der diese neu geschrieben werden sollte. Zu der Identifikation ihres Vorhabens als geschlechtsspezifisch, schreibt sie: «Unter der Feder der Historikerin bedeutet banalisieren, diese Geschichte wie jede andere Geschichte zu behandeln, indem man ihre Ursachen, ihre Protagonisten, ihre Phasen und ihr Ergebnis untersucht».  Die Banalisierung trägt auch dazu bei, die Schuldgefühle zu lindern, die französischen Medien angeblich in der Öffentlichkeit durch die Verwendung von Metaphern wie «dunkle Stunden» oder «schwarze Seiten» hervorrufen. Diese sind den Denunziationen des Vichy-Regimes entlehnt. Wie Pervillé lehnt sie den Begriff «Revolution» ab, weil er «eine radikale Umgestaltung des Landes und seiner Gesellschaft» voraussetzt. Sie lehnt den Begriff «Algerienkrieg» ab, weil das bedeutet, dass der Krieg zur Aufrechterhaltung der französischen Souveränität geführt wurde, und den Begriff «Befreiungskrieg», weil er «die Idee einer Wiederauferstehung der algerischen Nation impliziert, die durch die Kolonialisierung mehr als ein Jahrhundert lang unterdrückt wurde». Sie entscheidet sich für «Unabhängigkeitskrieg, der die Bedeutung des Ereignisses besser zum Ausdruck bringt: ein Krieg, aus dem die algerische Nation gegen den Kampf Frankreichs, Algerien französisch zu halten, hervorging und in dessen Folge das Symbol der Parti du Peuple Algérien [PPA], der ursprünglichen Organisation des algerischen Nationalismus, zu ihrer Flagge wurde».[8] Dieser Krieg wurde von «independentistas» geführt, im Gegensatz zu den von Algerier*innen bevorzugten Begriff «Kombattanten».

Mit einem Federstrich erreicht Thénault zwei Ziele: die Nationale Befreiungsfront (FLN) aus dem Algerienkrieg herauszustreichen, indem der alten PPA indirekt die Unabhängigkeit zugeschrieben wird, und den Krieg Frankreichs um den Erhalt Algeriens als Geburtsstunde der algerischen Nation darzustellen. Thénaults «neuer Blick» umgeht die Frage, was die Algerier*innen vor dem Krieg waren, während er implizit behauptet, dass Frankreich sie zu einer Nation gemacht hat, wenn auch unbeabsichtigt. Bemerkenswert ist das Schweigen der Autorin zu der Frage, welche Revolution sie als Maßstab für die algerische Revolution heranzieht, sowie ihr offenes Leugnen, dass der Übergang der Algerier*innen vom Status der Kolonisierten zum Status eines freien Volkes mit Veränderungen verbunden sein könnte. Letztlich bezieht ihre revisionistische Geschichte kaum die Sichtweise der Algerier*innen ein (deren Umfang sie einschränkt).

Stora, ein ehemaliger Trotzkist der Pied-Noir-Bewegung, gibt der Einbeziehung der «Sichtweise» der Einheimischen eine neue Wendung. Er nimmt die Position eines «hypothetischen Historikers ein, der während des Konflikts als Sonderberichterstatter auf die andere Seite der Frontlinie geschickt wird».[9] In dem Bestreben, den zahlreichen französischen Akteur*innen des Krieges eine Stimme zu geben,[10] definiert er seine Geschichte als einen «Diskurs, der sich aus einer Vielzahl von Standpunkten konstituiert, die dem Anliegen jedes Einzelnen entsprechen». Diskurs bedeutet «die algerische Erinnerung der Menschen, ob sie nun pieds noirs oder harkis, Immigranten oder französische Soldaten, algerische nationalistische Kämpfer*innen oder Partisan*innen des französischen Algeriens sind».[11] Diese «Erinnerungszirkulation», die als «Schluss mit der Amnesie» angepriesen wird, ist künstlich konstruiert und besteht aus willkürlich zusammengestellten Essays, die zumeist von französischen Autor*innen stammen.

Zugegeben, eine vielstimmige Geschichte ist wertvoll. Eine Geschichte als Sammlung von Standpunkten, die als gleichwertig und gleich wichtig angesehen werden, überschattet jedoch den Krieg und rückt ihn in den Mittelpunkt seines imperialen Schauplatzes. Die Algerier*innen - die den Krieg initiiert und die Hauptlast getragen haben - werden relativiert, und die Bedeutung des von ihnen unternommenen Akts der Dekolonisierung wird geschmälert, wenn nicht gar aufgelöst.  Außerdem ist der Standpunkt, der hinter der Auswahl und Interpretation der Standpunkte zum Krieg steht, unbestimmt und wird als der eines «objektiven», wertfreien Historikers angenommen. Diese Art von Geschichte neutralisiert das aktive Bewusstsein, das hinter der Initiierung des Dekolonisierungsaktes steht. Letztlich war der Algerienkrieg als Geschichte der Sichtweisen nur zufällig algerisch. Er war eine französische Angelegenheit, und seine Erzählung kann nur auf Frankreich ausgerichtet sein.

Es ist bezeichnend, dass die Reflexion der Revisionist*innen über den Krieg auf ihre Enttäuschung über die algerische Gegenwart folgt, die sie implizit als Rechtfertigung für das Umschreiben der Vergangenheit nutzen. Sie prangern die «offizielle Version» der algerischen Geschichte an, befassen sich aber nicht mit der Geschichte, die in Arabisch geschrieben wurde, einer Sprache, die sie nicht sprechen. Nichtsdestotrotz beteiligen sie sich an der Sammlung mündlicher Überlieferungen in Algerien (von denen einige in algerischen Schriften zum Ausdruck gebracht wurden, die sie ablehnen) – ein Zeichen für ihre dominante Stellung im Bereich der Geschichtsschreibung.

Funktionen des revisionistischen Diskurses

Neben der Legitimierung der kolonialen Vergangenheit erfüllt die revisionistische Sprache zwei Hauptfunktionen: Erstens sorgt sie durch dekontextualisierte Vergleiche für einen moralischen und philosophischen Relativismus. So setzt Raphaëlle Branche in ihrem Bestreben, die Geschichte des Krieges zu «beschwichtigen» und sie aus dem Bereich des Revolutionären herauszunehmen, die Methoden der französischen extremen Rechten OAS (Organisation Armée Secrète) mit denen der FLN gleich und stellt sie als zwei Facetten des «Widerstands» gegen den Staat dar.[12] Objektivität bedeutet für sie also, die Ereignisse bis zum Äußersten zu relativieren und eine ungehemmte moralische Gleichwertigkeit zwischen ihnen herzustellen. Im Gegensatz zu Thénault, die sich zu ihrer Position als Französin bekennt, die aus dem und über das ehemalige Zentrum des Kaiserreichs schreibt, nimmt Branche eine neutrale Haltung ein, obwohl schon die Wahl und Behandlung des Themas OAS vs. FLN eine politische Entscheidung erfordert – nämlich die, sie als gleichwertig zu behandeln. Die Dekontextualisierung beschreibt implizit die Autonomie oder Unabhängigkeit der Wirtschaft vom politischen System, indem sie den Revisionist*innen erlaubt, die wirtschaftlichen Missstände des kolonialen Systems, die die Algerier*innen in den Krieg trieben, von der angeblich positiven politischen Bedeutung des Kolonialismus zu trennen.

Zweitens richtet der Geschichtsrevisionismus den Wandel und den Fortschritt für die ehemals Kolonisierten neu aus, indem er sie auf den vom Kolonialsystem und seiner neokolonialen Reinkarnation vorgezeichneten Weg lenkt. Diese Methode verzichtet auf eine Vorstellung von strukturellem Wandel in Algerien, von dem sie annimmt, dass es ihn nicht gibt und nicht geben kann. Da die postkoloniale Gegenwart als jenseits des Möglichen abgetan wird, ist die einzig mögliche Veränderung eine virtuelle Rückkehr zu einer idealisierten kolonialen Ordnung, die angeblich den Verdienst hatte, die algerische Nation zu erschaffen.

Algerische Rezeption des Revisionismus

Die neue revisionistische Geschichtsschreibung hat nicht nur den Sprachgebrauch der frankophonen Presse in Algerien beeinflusst, die den Begriff «Unabhängigkeitskrieg» dem Begriff «Revolution» vorzieht, sondern fand auch bei einigen algerischen Historiker*innen Anklang. Dies geschieht aus mindestens zwei Gründen: Als Frankophone sind sie die Leidtragenden der Sprachpolitik, die den Gebrauch des Arabischen in den Sozialwissenschaften vorschreibt und konkurrierende Historiker*innen, die auf Arabisch schreiben, in den Vordergrund rückt; außerdem arbeiten sie an Universitäten, die in Bezug auf Forschungszusammenarbeit, Stipendien, Reisen und Anerkennung von französischen Universitäten abhängig sind. Folglich widersetzen sie sich nur ungern einem revisionistischen Diskurs, der als wissenschaftlich dargestellt wird, aber auch ihre eigene allgemeine Unzufriedenheit mit dem Staat befördert. Ein Historiker, den ich befragte, wiederholte die revolutionsfeindliche Rhetorik der Revisionist*innen, um sich dann zu revidieren, als ich ihm sozusagen als Advokat des Teufels erklärte, dass die Algerier*innen unter kolonialer Herrschaft das funktionale Äquivalent der Leibeigenen unter dem französischen Ancien Régime waren – und dass ihr Griff zu den Waffen gegen Entmündigung, grobe wirtschaftliche Ausbeutung und für Freiheit ein revolutionärer Akt war, der ein ungerechtes Herrschaftssystem stürzte. Ironischerweise schweigen weniger wohlwollende Historiker*innen und unterstützen stillschweigend die linken französischen Revisionist*innen, welche sie als Zielscheibe konservativer Kommentatoren betrachten. Doch wie oben gezeigt, wird der revisionistische Diskurs von Historiker*innen aus dem gesamten politischen Spektrum getragen, von denen einige, wie Thénault und Branche, sowohl die Gewalt als auch die Besonderheiten der Kolonialjustiz untersucht haben. Gerade die Anerkennung dieser Tatsachen erlaubt es ihnen, bei ihrem positiven Umgang mit der kolonialen Idee «Objektivität» zu beanspruchen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die revisionistische Geschichte des Krieges eine Geschichte ist, die von Frankreich und über Frankreich in Algerien erzählt wird. Die Illusion der Objektivität durch die Einbeziehung der algerischen Sichtweise - verkleinert, entkörperlicht und ausgedrückt in der normativen Sprache des Revisionismus - setzt voraus, dass es keine Wahrheit gibt, nach der die Algerier*innen streben könnten. Ironischerweise berauben die weiblichen Revisionistinnen mit der Streichung des Revolutionsbegriffs aus ihrer rekonstruierten Geschichte die algerischen Kämpferinnen, die vor Ort Geschichte gemacht haben, einer Hauptquelle ihrer legitimen Ansprüche an den Staat. Sie verrät auch den Willen, eine algerische Geschichtsschreibung des Krieges außerhalb eines französischen konzeptionellen Rahmens unmöglich zu machen. Es ist ein Wille, der auch in Macrons Auftrag an Stora mitschwingt, «für uns und unsere Beziehungen zu Algerien an der Erinnerung, der Wahrheit und der Versöhnung zu arbeiten» und «einen neuen Willen zur Versöhnung des französischen und algerischen Volkes» zum Ausdruck zu bringen. Macron geht es auch darum, dass die Nachkriegsgenerationen auf beiden Seiten vom «Stigma» des Krieges befreit seien, damit sie ihre Geschichte schreiben können. Das Ziel dieser vorgeschriebenen Geschichte auf Kommando – die Versöhnung – verlangt Schweigen über das ideologische Fundament des kolonialen Herrschaftssystems, das Teil des französischen sozio-politischen Gefüges ist. Auf dem Spiel stehen das Erinnerungsvermögen und das Erinnern an die Ereignisse der algerischen Revolution selbst, die mobilisiert, gelenkt und geordnet werden. Dies ist nicht mehr und nicht weniger als eine Version der «offiziellen» Geschichte, an der die Revisionist*innen kräftig mitarbeiten. Wie der Ethnologe Michel Leiris in einem anderen Zusammenhang vorschlug, sollten sich die Revisionist*innen von dem kolonialen Wissenssystem, das dem französischen soziokulturellen Apparat zugrunde liegt, «befreien»,[13] bevor sie die Objektivität erreichen können, die sie für die Banalisierung der kolonialen Herrschaft beanspruchen.


[1] Im neunzehnten Jahrhundert stellte die haitianische Revolution ein Rätsel für die Revolutionäre des französischen Nationalkonvents dar, die drei Jahre brauchten, um die Sklaverei zu beenden (später von Napoleon Bonaparte wiederhergestellt). Die dekoloniale Frage würde in ähnlicher Weise die Arbeit der Revisionisten des 20. Jahrhunderts plagen, seien es deutsche oder französische.

[2] Domenico Losurdo, War and Revolution: Rethinking the Twentieth Century, translated by Gregory Elliott, London: Verso, 2015 [1996], p. 1.

[3] Anekdotisch hört man immer noch wohlmeinende Franzosen sagen, dass der Kolonialismus den Kolonisierten trotz seiner Nachteile das «Geschenk der französischen Sprache» gegeben hat.

[4] Der 1948 geborene Pervillé ist der älteste Revisionist und Popularisierer der Geschichte des Algerienkriegs. Thénault und Branche wurden beide nach dem Krieg geboren. Thénault, die bei SOS Racisme aktiv ist, begann ihre Karriere mit der Analyse rechtlicher und juristischer Unterdrückung während des Krieges. Branche schrieb zuerst über Folter während des Krieges, bevor sie sich auf den Krieg und seine Auswirkungen auf die Nachkommen von Wehrpflichtigen konzentrierte. Sie ist Mitherausgeberin von Arbeiten mit Thénault und im Comité de Vigilance face aux usages publics de l’histoire aktiv. Jordi und Stora wurden während des Krieges in Algerien geboren. Während Jordis Hauptanliegen die Pied-Noirs sind, ist Stora’s Arbeit vielfältiger, obwohl sie mit Jordi ein Interesse an eingezogenen Soldaten teilt.

[5] Guy Pervillé, Pour une histoire de la guerre d’Algérie 1954–1962, Paris: Editions A., J. Picard, 2002, p. 9, p. 287, p. 296.

[6] Pervillé, La guerre d’Algérie: Histoire et mémoires, Bordeaux: Centre Régional de Documentation Pédagogique d’Aquitaine, 2008, p. 110.

[7] Pervillé, Pour une histoire, p. 296.

[8] Sylvie Thénault, L’histoire de la guerre d’indépendance algérienne, Paris: G. Flammarion, 2005, pp. 9–15.

[9] Renaud de Rochebrune and Benjamin Stora, La guerre d’Algérie vue par les Algériens. 1- Le temps des armes (des origines à la bataille d’Alger, Paris: Denoël, 2011.

[10] Zum Beispiel: Jean-Jacques Jordi, Un silence d’état. Les disparus civils européens de la guerre d’Algérie, St. Cloud: Editions Sotéga, 2011.

[11] Benjamin Stora and Mohammed Harbi, la guerre d’Algérie 1954–2004. La fin de l’amnésie, Paris: Robert Laffont, 2004, p.11.

[12] Raphaelle Branche, “FLN et OAS: deux terrorisms en guerre d’Algérie,” Revue Européenne d’Histoire, vol. 14, no. 3 (2007), p. 2.

[13] Michel Leiris, “L’ ethnographie devant le colonialisme”, in Cing études d’ethnologie, Paris: Tel Gallimard, Denoël Gonthier, 1969, p. 112. Dieses Kapitel muss zusammen mit dem Kapitel «Rasse und Zivilisation» gelesen werden, das die Rolle der «Wissenschaft» bei der Rechtfertigung von Rassismus und politischer Herrschaft diskutiert.