Nachricht | Stamm/Köpnick: Karl Ernst und Gertrud Osthaus. Die Gründer des Folkwang-Museums und ihre Welt; München 2022

Das Ehepaar Osthaus und der «Hagener Impuls»

Information

Dass die Stadt Hagen in den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eines der wichtigsten Zentren für moderne Kunst war und sich dort ein sehr fortschrittliches, von Karl Ernst und Gertrud Osthaus gegründetes Museum befand, ist heute allgemein vergessen. Rainer Stamm (Direktor des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in Oldenburg) und Gloria Köpnick (Direktorin der Feininger-Galeriein Quedlinburg) erzählen nun in einem umfangreichen und fundierten Buch in 34 Kapiteln das Leben des Paars nach.

Die Mutter des 1874 geborenen Osthaus stirbt bei seiner Geburt, seine wichtigsten Bezugspersonen sind seine Großeltern. Als diese 1896 beide versterben, erbt er im Alter von 22 Jahren eine erhebliche Summe und kann sich nun seiner Leidenschaft, alles Schöne zu fördern, widmen. Osthaus versteht sich auch als Volksbildner, ja als Erzieher der fünf Millionen Menschen, die damals im rheinischen Industrierevier leben. Das stark wachsende Hagen hat 1911 schon 90.000 Einwohner*innen.
Osthaus’ Vorhaben ist es ein Museum für Naturkunde und Kunst zu gründen. Die Planung dafür ist bereits in vollem Gange, als er 1899 Henry van de Veldetrifft und dadurch seine völlige Hinwendung zur künstlerischen Moderne beginnt. Er kauft dementsprechende Arbeiten und im Sommer 1902 wird das Folkwang-Museum, in dem die Familie Osthaus auch wohnt, eröffnet. 1899 war die Heirat mit Gertrud Colsman erfolgt, die ebenfalls aus einer sehr wohlhabenden Familie kommt und sich in den kommenden Jahren an den mäzenatischen Tätigkeiten beteiligen wird. Der Name „Folkwang“ bedeutet Palast der Freia, der germanischen Göttin der Schönheit. Dieses Museum dürfte, so die beiden Autor*innen, das erste weltweit sein, das extra zur Förderung moderner, zeitgenössischer Kunst gegründet wurde.

Die vollständige Rezension, die zuerst in der Zeitschrift Expressionismus, Heft 16 erschienen ist, im PDF lesen.