Nihat Öztürk kam 1973 als Gießereiarbeiter in die Bundesrepublik Deutschland, ehe er, von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert, ab 1978 studierte und schließlich drei Jahrzehnte lang für die IG Metall arbeitete, die meiste Zeit als Erster Bevollmächtigter und Geschäftsführer in Düsseldorf-Neuss.
In ihrem Vorwort zur hier anzuzeigenden Publikation, dem Begleitband zu einer Ausstellung, schreibt die Zweite Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner: «Die eingewanderten Kolleg*innen sind nicht als Gäste in unser Haus gekommen. Sie haben das Haus mit aufgebaut. » (S. 9) Das erinnert an eine Wahlkampfformulierung des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig, die Robert Misik als «ziemlich geniale Wendung» bezeichnet: « […] dass die Menschen, die die Gemeindebauten bauen, auch in diesen wohnen dürfen».
Benner spricht im Falle der IG Metall von einer Erfolgsgeschichte und stützt sich dabei etwa auf die sehr lesenswerte Studie von Serhat Karakayali und Celia Bouali (Migrantische Aktive in der betrieblichen Mitbestimmung; 2021). Dass diese Geschichte, wie die meisten Fortschrittsentwicklungen, nicht linear verlief, nicht abgeschlossen ist und mit Konflikten einherging, macht diese Publikation deutlich. Tatsächlich konnte aber die IG Metall den Anteil ihrer «ausländischen» Mitglieder von 12.000 im Jahre 1961 auf dann über 300.000 zwölf Jahre später erhöhen (Öztürk, S. 28).
Nihat Öztürk (Hrsg.): Etappen, Konflikte und Anerkennungskämpfe der Migration (mit Fotos von Manfred Vollmer, Gernot Huber, Segej Lepke und vielen anderen); Verlag Die Buchmacherei, Berlin 2022, 158 Seiten A 4, 22 Euro.
Die ganze Rezension im PDF lesen. Sie erschien zuerst in Sozialismus, Heft 1/23. Wir danken herzlich für die Genehmigung zur Online-Publikation.