Publikation Parteien / Wahlanalysen - Partizipation / Bürgerrechte - Migration / Flucht Wie wählen Eingewanderte?

Literaturstudie zu Wahlverhalten und politischer Orientierung von Menschen mit Einwanderungsgeschichte

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Reihe

Online-Publ.

Autor*in

Fabian Namberger,

Erschienen

Juni 2023

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Die Linke steckt in der Krise, einmal mehr. Was untrennbar mit einer weitaus breiteren Krise der außerparlamentarischen gesellschaftlichen Linken verbunden ist (Zelik 2022: 585 f.), verdichtete sich – sowohl eigenlogisch als auch symptomatisch – in der krachenden Wahlniederlage der Partei DIE LINKE bei der Bundestagswahl 2021. Von respektablen 9,2 Prozent bei der Bundestagswahl 2017 rutschte die Partei vier Jahre später auf gerade einmal 4,9 Prozent und damit unter die neuralgische Fünf-Prozent-Marke ab (Kahrs 2021). Einzig die Direktmandate der Kandidat*innen Gregor Gysi, Gesine Lötzsch und Sören Pellmann sicherten den Wiedereinzug in den Bundestag. Neben viel zitierten innerparteilichen Konfliktlinien und Querelen (Zelik 2022) ist es die fehlende Verankerung der Linkspartei in den unteren (lohnarbeitenden wie auch nicht-lohnarbeitenden) Klassen, die wiederholt als zentrales Problem identifiziert wird (Dörre 2022; Westheuser/Beck 2022). Dies ist umso besorgniserregender, da sich im Zuge der multiplen kapitalistischen Krisen der vergangenen Jahre die realweltlichen Ansatzpunkte linker Politik eigentlich vervielfacht haben (Demirović 2022: 608).

Kurz gesagt: Die linken Potenziale sind da, sie können aber an der Wahlurne kaum umgesetzt werden.

Vor dem Hintergrund dieser schwierigen Ausgangslage befasst sich die vorliegende Literaturstudie mit den politischen Orientierungen und dem Wahlverhalten von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Auf der Grundlage einer qualitativen Analyse relevanter Publikationen, insbesondere aus der empirischen Wahlforschung seit Anfang der 2000er-Jahre, wird drei zentralen Fragestellungen nachgegangen:

  1. Welche Untersuchungen, Studien und Publikationen liefern seriöse Aussagen über die politischen Orientierungen sowie über das Wahlverhalten von Menschen mit einer familiären Einwanderungsgeschichte?
  2. Lassen sich aus den vorliegenden Untersuchungen Schlussfolgerungen zum Verhältnis von politischer Orientierung der Befragten einerseits und ihrer sozioökonomischen Stellung wie auch ihrer migrationsspezifischen Erfahrungen andererseits ziehen?
  3. Welche weiteren, zunächst «migrationsunspezifischen» Erklärungsfaktoren – etwa formaler Bildungsgrad, Alter, Geschlecht oder sexuelle Orientierung – beeinflussen die politische Orientierung und das Wahlverhalten von Wahlberechtigten mit familiärer Einwanderungsgeschichte?

Ausgehend von diesen Fragestellungen gehe der Autor wie folgt vor: Nach einem kurzen Überblick über den Umfang der Literaturstudie und die ihr zugrunde liegende Methodik (Abschnitt 2) folgt eine thematische Annäherung an das Themenfeld Wahlverhalten von Menschen mit familiärer Einwanderungsgeschichte in Deutschland. Nach einer knappen kritischen Einordnung des Begriffs Migrationshintergrund (Abschnitt 3.1) wird ein Überblick über die wichtigsten Herkunftsländer und -gruppen gegeben (Abschnitt 3.2); im Anschluss wird die zunehmende Bedeutung «migrantischer Wähler*innenstimmen » in Deutschland diskutiert (Abschnitt 3.3) und die empirische Datenlage bezüglich des Wahlverhaltens von Bürger*innen mit familiärer Einwanderungsgeschichte zusammenfassend dargestellt (Abschnitt 3.4).

Auf dieser Grundlage erfolgt in den beiden nächsten Abschnitten die eigentliche Analyse. Diese unterteilt sich in den Themenkomplex Wahlbeteiligung von Menschen mit familiärer Einwanderungsgeschichte (Abschnitt 4) und Wahlverhalten von Menschen mit familiärer Einwanderungsgeschichte (Abschnitt 5). Abschnitt 6 fasst die gesammelten Erkenntnisse abschließend zusammen, weist auf verbleibende Leerstellen hin und entwickelt Empfehlungen für das weitere Vorgehen.

Inhalt

Einleitung

  • Methodik
  • Ausgangspunkte
    • Zwischen Differenz und Homogenisierung: Zum Begriff Migrationshintergrund
    • Deutsche mit Migrationshintergrund: Die wichtigsten Herkunftsländer und -gruppen
    • Zur wachsenden Bedeutung «migrantischer» Wähler*innen
    • Dünn bis nicht vorhanden: Die Datenlage
  • Zur Wahlbeteiligung von Menschen mit familiärer Migrationsgeschichte
  • Zum Wahlverhalten von Menschen mit familiärer Migrationsgeschichte
    • Politische Sachfragen
    • Kandidat*innen
    • Parteiidentifikation
  • Schluss: Ergebnisse, offene Fragen und Empfehlungen für das weitere Vorgehen
  • Literatur

Autor

Fabian Namberger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HafenCity Universität Hamburg. Von 2019 bis 2023 war er Mitglied der Study Group «Migration, Labour, Digitalisation and Racism» am Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung der Humboldt-Universität zu Berlin.

 
Der vollständige Titel dieser Literaturstudie lautet:
«Wahlverhalten und politische Orientierungen von Menschen mit familiärer Einwanderungsgeschichte in Deutschland».