Der im deutschen Kaiserreich entstandene politische Antisemitismus verfügte bis zum Ersten Weltkrieg über keine realistische Machtperspektive – sein Ziel, die Judenemanzipation rückgängig zu machen, konnte er nie erreichen, und er beschränkte sich auf einen «kulturellen Code» (Shulamit Volkov) innerhalb des «nationalen Lagers».
Thomas Gräfe, freier Historiker, lebt in Vlotho.
Unter den krisenhaften Bedingungen der Weimarer Republik gelang es ihm jedoch rasch, seine soziale Basis zu verbreitern und die Grenzen des Sagbaren im politischen Feld zu verschieben. Um diesen Prozess zu erforschen, bietet sich der Reichstag als Mikrokosmos der verschiedenen politischen, sozialen und konfessionellen Milieus an. Erstmals hat nun Susanne Wein eine umfassende Studie zur Sprache des Antisemitismus im Reichstag während der Weimarer Republik vorgelegt. Ihre Dissertation füllt nicht nur eine Forschungslücke, sondern dürfte sich zu einem Standardwerk der Parlamentarismus- und Antisemitismusforschung entwickeln.
Die ganze Rezension im PDF lesen. Sie erschien zuerst in Sozial Geschichte Online, Ausgabe 17 (2015). Wir bedanken uns für die Erlaubnis zur Publikation.