Unter diesem Titel fand am 19. und 20. Juni 2012 eine Informationsfahrt der Peter-Imandt-Gesellschaft/Rosa-Luxemburg-Stiftung nach Bayern statt. Natürlich (be)suchten die Teilnehmer nur oberirdische Ölfelder, die im Rahmen des landwirtschaftlichen Anbaus Pflanzenöl liefern oder durch ihre Anbauform Energie einsparen, also Öl-Äquivalent sind.
Bei einer Stippvisite bei Juraps in Berching (http://www.maschinenring.com/hp203/Homepage.htm) durften die Teilnehmer erste Pressversuche mit regional gewonnenem Soja kennen lernen. Obwohl in der südlichen Hemisphäre beheimatet, scheint sich deren Anbau wegen der Klimaerwärmung in Deutschland zu lohnen. Neben Sojaöl als Lebensmittel oder für technische Zwecke käme der Ölpresskuchen als Viehfutter oder als Lebensmittel (z.B. für Tofu) in Betracht.
Nach einer Übernachtung im Benediktinerkloster Plankstetten - bekannt für die klostereigene biologische Landwirtschaft - nahmen die Besucher an der Feldbesichtigung von Mischfruchtfeldern bei Pfaffenhofen/Ilm teil, wozu Thomas Kaiser vom Institut für Energie & Umwelttechnik und Markus Pscheidl vom Kramerbräuhof (www.kramerbraeu.de) eingeladen hatten.
Unter Mischfruchtanbau versteht man den Anbau verschiedener Feldfrüchte auf dem gleichen Feld in der gleichen Vegetationsperiode. Diese Mischsaaten können gegenüber Reinsaaten Vorteile aufweisen, wenn Pflanzen mit verschiedenen Nährstoffbedürfnissen miteinander vermengt werden. Die verfügbare Bodenfläche und die Sonnenenergie kann so mit höherer Effizienz genutzt werden. Stabilere und höhere Ernten sind zu erwarten.
Der Kramerbräuhof ist darin führend, Getreide bzw. Eiweißpflanzen mit Ölfrüchten zu mischen. Dabei wird die Parallelproduktion von Energie- und Ackerfrucht angestrebt. Die Menge an produzierter Energie sollte für die Bestellung, Pflege und Ernte der jeweiligen Ackerfläche ausreichen, ohne dass die Hauptfrucht im Ertrag dadurch eingeschränkt wird.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Verbesserter Umweltschutz durch Reduzierung bzw. Einsparung des Herbizideinsatzes, Erzeugung neutralen Treibstoffs und Erhöhung der Artendiversität durch Erweiterung des Produktionsspektrums für Betriebe in Grenzlagen. Gleichzeitige Erhöhung der Kulturartenvielfalt durch Anbau von Kulturen, die im Reinanbau nicht rentabel sind und dem Anbau von geeigneten Kulturen in ökologisch sensiblen Bereichen.
Nicht zu vergessen ist eine mögliche Ertragssteigerung durch effizientere Nutzung der verfügbaren Bodenflächen. Dabei ergibt sich eine Bodenlockerung durch Tiefwurzler. Sogar eine Verminderung der Ausbreitungsgeschwindigkeit von pilzlichen Schaderregern konnte beobachtet werden.
Vier größere Mischfruchtfelder mit Bioland-Zertifikat wurden besucht:
Das erste Feld wurde mit den Wintersaaten von Weizen & Leindotter bepflanzt. Etwa 180 kg Weizensaat der Sorte "Achat" wurden pro Hektar mit 3 Kilo Leindotter gepaart. Der Boden besitzt eine gute organische Substanz, z.B. verbleibt das Stroh des Vorjahres auf dem Feld. So werden heuer 4 Tonnen Weizen und 300 kg Leindotter als Ernte erwartet. Der Leindotter wird zu ca. 100 kg Öl gepresst und der restliche Presskuchen als Viehfutter eingesetzt.
Ökonomisch betrachtet ist der Aufwand bei der Aussaat und anschließenden Reinigung höher als bei einem Einfruchtverfahren (Monokultur), doch rechnerisch wäre das Energieäquivalent gesichert, das zur Bearbeitung des Feldes nötig ist.
Probleme könne es nur nach der Ernte geben, wenn der Weizen 14 Prozent Restfeuchte enthält, der Leindotter aber nur bei 8 Prozent lagerfähig ist und dadurch die Gefahr von Schimmelbefall entstehen könnte.
Das zweite Feld umfasst ca. 7 Hektar. Auf diesem erhielten Ende März die Erbsen den Leindotter als Mischungspartner. Witterungsbedingt hat der Leindotter seinen Vorteil als "Unkrautunterdrücker" noch nicht ausspielen können. Dafür wird er bis zur Ernte die Erbsen vor dem Niederdrücken durch Unwetter abstützen und für höhere Erbsenerträge sorgen, unabhängig, ob der Leindotter noch weiter genutzt wird.
Auf dem dritten Feld war ein Gemisch von Erbsen und Senf zu sehen. In diesem Fall im Verhältnis 1:1. Pro Hektar wurden jeweils 12 Kilo Senf und Erbsen gesät.
Eine große Überraschung wartete auf der vierten Parzelle: Hier erhielten winterharte Linsen einen ebenso winterharten Roggen als Beifrucht. Der Vorteil war auch für Laien zu erkennen. Während Linsen als kleinwüchsig gefürchtet sind und damit die Beerntung schwierig fällt, winden diese sich hier bis zu 80 Zentimeter am Roggen empor. Klare Sache, dass hier eine Rekordernte an Linsen zu erwarten ist.
Eine gute Nachricht für den Linsenliebhaber, aber auch für die mit Proteinen zu versorgenden Haustierarten wie Kühe, Schafe oder Schweine. Bisher war man auf importierte Proteinpflanzen angewiesen. Bei den Linsen handelt es sich um eine französische Sorte aus Lothringen.
Vielleicht ist es die gleiche, über die der berühmte Botaniker Hieronymus Bock (1498 bis 1554) schrieb: „Die rechte zame Linsen sind mir neulich aus Lothringen kommen, sind den gemeinen Linsen in allen Dingen gleich, aber viel schöner, größer und breiter.“
Fazit:
Landwirte sind bekannt für ihr beständiges Klagen über zu geringe EU-Prämien. Zwar trafen die Exkursionsteilnehmer auf Landwirte, die über Probleme sprachen, sich diesen aber kreativ stellen wollen.
Die Landwirtschaft in unseren Breiten besitzt viele Innovationspotenziale, die erkannt und umgesetzt werden wollen.
An erster Stelle sollte die Einsparung und Erzeugung ländlicher Energie stehen.