Mit über 100 Gästen wurde am 12. Juni 2015 eine Fotoausstellung über die Mütter vermisster MigrantInnen im Nordafrika-Büro der Stiftung in Tunis eröffnet. Ihre Söhne haben sämtlich in den letzten fünf Jahren versucht, Europa von Tunesien aus auf irregulärem Weg über das Mittelmeer zu erreichen und gelten heute vermisst. Teils wissen die Mütter, dass ihre Söhne auf der anderen Seite ankamen, aber meist ist lediglich bekannt, dass sie mit dem Boot nach Europa aufbrachen.
Die Ausstellung ist initiiert vom Tunesischen Forum für ökonomische und soziale Rechte (FTDES), einer Partnerorganisation der Stiftung, die seit Jahren mit den Familien der vermissten MigrantInnen arbeitet und mit ihnen zusammen beharrlich die Einsetzung einer Untersuchungskommission forderte. Diese Kommission wurde mit Regierungsbeteiligung vor kurzem gegründet, ist seit dem 5. Juni offiziell und soll nun mit der Arbeit beginnen. Die Forderungen an sie sind breit und reichen von der Untersuchung gesunkener Boote, bei denen der Verdacht besteht, dass sie versenkt wurden, bis zur Aufklärung des Verbleibs von in Europa vermissten Tunesiern. Die Mütter wollen Sicherheit über das Schicksal ihrer Söhne.
Die Aufmerksamkeit, die das Thema in Tunesien bisher erhält, ist allerdings noch ausbaufähig. Die Mütter beklagen, dass sich niemand für ihre Lage interessiert. So ist es wichtig, weitere Veranstaltungen zum Thema zu organisieren, um so Foren für die Angehörigen von vermissten MigrantInnen zu schaffen, nicht nur in Tunesien. Die auf dem Mittelmeer gestorbenen und vermissten MigrantInnen sowie die Gründe für ihre Migration müssen durch ihre Angehörigen repräsentiert werden, nicht durch bloße Zahlen in den Abendnachrichten.
Vom 20.10. bis 14.11.2015 ist die Ausstellung in Berlin zu sehen.