An dem Forum auf der russischen Kola-Halbinsel (Nordrussland) nahmen in diesem Jahr 30 junge Menschen teil, 15 davon EU-Bürger, 12 davon Deutsche. Junge Studierende, Wissenschaftler, Kunstschaffende und Aktivisten treffen sich seit acht Jahren im Rahmen dieser Begegnungsplattform, organisiert von der AG Russland des Jugendbildungsnetzwerks der Rosa-Luxemburg-Stiftung und dem Humanistischen Jugendverband in Murmansk.
Auf der Suche nach einem russischen Aktivisten gingen die Polizisten offenbar mit unverhältnismäßiger Härte gegen alle Teilnehmenden vor. Über eine Stunde wurden sie festgehalten und zum Teil verhört. Wie Teilnehmer des Forums berichten, mussten sie sich mit dem Gesicht zur Wand stellen oder wurden von der OMON auf den Boden gezwungen. Ihnen wurde untersagt, zu telefonieren, Foto- oder Videoaufnahmen des Geschehens zu machen oder Medikamente zu holen. Es wurde kein Dokument präsentiert, das die Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens bestätigt hätte. Die Anwesenden wurden nicht über ihre Rechte informiert und die Ausländer mussten mit den Vertretern der Strafverfolgungsbehörden ohne Dolmetscher kommunizieren. Dabei wurden sie unter andrem zu ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Haltung zu Russland und den Zielen des Forums befragt.
Der offizielle Grund des Übergriffs war die «Suche nach einer Person, die einer Straftat bezichtigt wird». Es wurde ein Teilnehmer festgenommen: der zivilgesellschaftliche Aktivist Alexej Raskhodchikov, der vor einigen Tagen von der Polizei geschlagen worden sein soll, während die Behörden ihrerseits ihm einen tätlichen Angriff auf einen Polizisten vorwerfen.
Ein Teilnehmer aus Deutschland, mit dem besonders rüde umgegangen wurde, erlitt einen Schock, so dass ein Krankenwagen gerufen werden musste.
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung wird diesen Vorfall in enger Kommunikation mit ihren Partnerorganisationen vor Ort weiter auswerten.
Weitere Informationen
Radiointerview von Radio Blau Leipzig
Im Folgenden dokumentieren wir auch die Pressemitteilung der Teilnehmer_innen des Austausches (aus Murmansk): OMON-Einheiten stürmen Vostok-Forum Übergriff von russischen Polizeieinheiten auf eine internationale Jugendbegegnungsveranstaltung in Apatity (Gebiet Murmansk, RF). Am Abend des 1. August stürmten vermummte und mit Maschienenpistolen bewaffnete Polizisten der russischen Spezialeinheit “OMON” eine Jugendherberge bei Apatity. Die insgesamt 30 Teilnehmende des Vostok-Forums (darunter 15 EU-Bürger / 12 Deutsche) sowie weitere Gäste der Jugenberberge wurden auf brutale Weise zu Boden gerissen und mussten dort ohne weitere Erklärungen ca. 20 Minuten verharren. Anschließend mussten sie sich ausweisen und wurden teilweise vereinzelt an verschiedenen Orten und ohne Angabe von Gründen für weitere 40 Minuten festgehalten. Die Festgehaltenen, von denen die meisten kein russisch sprechen, wurden angeschrien und bedroht. Lediglich ein einzelner Polizist wies sich nach intensiver Nachfrage aus. Die Polizei konnten keinerlei Unterlagen oder Papiere vorweisen, die ihr brutales und absolut unverhältnismßiges Handeln hätten begründen können. Niemand wurde über seine Rechte aufgekärt. Mehrere Pesonen erlitten einen Schock. Der Notarzt musste zu Hilfe gerufen werden. Ein russischer Teilnehmender, der russische zivilgesesellschaftliche Aktivist Aleksej Raschodchikov (Алексей Расходчиков) wurde festgenommen. Sein gegenwärtiger Aufenthaltsort und seine Verfassung sind zur Zeit nicht bekannt. Die internationale Organistionsgruppe des Vostok erklärt in diesem Zusammenhang: "Wir sind äußerst beunruruhigt über die Situation, das die Mitarbeiter des Ermittlungskomitees und der Spezialeinheit OMON ohne Rücksichtnahme auf Normen des internationalen Rechts handeln, indem sie alle Teilnehmenden des Vostok-Forums festsetzen, ihre Bewegungsfreiheit einschränken, ohne die Festgehaltenen über ihre Rechte zu informieren oder ihr Verhalten zu begründen."
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