Publikation Deutsche / Europäische Geschichte - Kultur / Medien - International / Transnational - Europa - Osteuropa Roland Opitz: Der russische Roman.

Sechzehn Kapitel aus der 150-jährigen Geschichte zwischen Puschkin und Aitmatow.

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Erschienen

Juli 2009

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Aus dem Vorwort

Ein großes Staunen erfaßte am Ende des neunzehnten Jahrhunderts die deutschen Literaturfreunde, als sie entdeckten, daß die in Europa gänzlich unbekannte Kultur Rußlands eine ganze Kette höchst lesenswerter Romane hervorgebracht hatte. Die Entdeckung kam sehr spät zustande. Iwan Turgenew hatte in den sechziger und siebziger Jahren seinen französischen Schriftsteller-Kollegen das große Dreigestirn der russischen Literatur Puschkin– Lermontow–Gogol nahegebracht; zu der Zeit waren alle drei schon lange nicht mehr am Leben, doch ihre Werke fanden in Frankreich, dann auch bei deutschen Verlagen und Lesern, viel Anklang. Das schnelle Anwachsen der sozialen Probleme und Kämpfe in den achtziger Jahren hatte in Deutschland auch ein erhöhtes Interesse für gesellschaftliche Fragen in der Literatur zur Folge, und die Literaturkenner empfahlen neben den sozialkritischen französischen Schriftstellern, die man in Deutschland schon kannte, auch die »naturalistischen« Werke der Russen. Bald zeigte sich aber, daß die miserablen Lebensverhältnisse am Petersburger Heumarkt (der Adresse Raskolnikows in Dostojewskis Schuld und Sühne) nur das eine waren, was die Leser beeindruckte, das andere waren die geistigen, ideologischen Probleme. Hinter dem Napoleon-Kult der jungen Russen verbargen sich Denkmodelle von europäischem Ausmaß, und die unglückliche Anna Karenina bildete genau die Mitte zwischen Emma Bovary und Effi Briest.

Seitdem ist das Interesse für die russische Literatur (für die Romane natürlich besonders) in Deutschland zu keiner Zeit mehr abgerissen. [...] Aus Gründen, die nur schwer nachzuvollziehen und schwer zu erklären sind, fehlen die hochwichtigen Romane, Bücher mit Weltgeltung, von Gogol, Gontscharow, Gorki, Platonow, Granin, Wladimow und vielen anderen. Daß Dostojewski etwas mehr Platz bekommt, erklärt sich leicht; schon Thomas Mann wußte, daß man von dem nicht wieder loskommt, wenn man sich auf ihn einläßt. [...]

Inhalt
  • Vorwort. (S. 7-12)
  • Onegin – oder Tatjana? Die Geburt des russischen Romans. Alexander Puschkin: Jewgeni Onegin (1831). (S. 13-25)
  • Zwei Kräfte. Puschkins Auffassung von Geschichte. Alexander Puschkin: Die Hauptmannstochter (1836). (S. 26-40)
  • Das Porträt eines jungen Mannes. Michail Lermontow: Ein Held unserer Zeit (1840). (S. 41-59)4
  • Dornröschen. Iwan Turgenew: Vorabend (1860). (S. 60-75)
  • Ganja Iwolgin, ein »nasses Huhn«. Fjodor Dostojewski: Der Idiot (1869). (S. 76-97)
  • Das Experiment mit dem Alltäglichen. Fjodor Dostojewski: Der Jüngling (1875). (S. 98-121)
  • Hegel-Spuren. Lew Tolstoi: Anna Karenina (1877). (S. 122-148)
  • Rußland im Schneesturm. Boris Pilnjak: Das nackte Jahr (1921). (S. 149-172)
  • Die Erprobung neuer Schreibverfahren. Boris Pilnjak: Maschinen und Wölfe (1925). (S. 173-189)
  • Schlafende. Michail Bulgakow: Die weiße Garde (1925; 1929). (S. 190-206)
  • Ein ganzes, ein in sich geschlossenes Buch. Michail Bulgakow: Meister und Margarita (1940; 1967). (S. 207-235)
  • Schicksale im Strom der Geschichte. Michail Scholochow: Der Stille Don (1940). (S. 236-250)
  • Ein Philosoph als Romanautor. Leonid Leonow: Der russische Wald (1953). (S. 251-281)
  • In den Fängen einer tiefen Leidenschaft. Vladimir Nabokov: Lolita (1955). (S. 282-297)
  • Lebensphilosophie. Boris Pasternak: Doktor Shiwago (1957). (S. 298-323)
  • Der alte Mann und das Kamel. Tschingis Aitmatow: Der Tag zieht den Jahrhundertweg (1980). (S. 324-352)
  • Quellennachweis. (S. 353-354)
  • Über den Autor. (S. 355)

Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V., Leipzig 2009.  355 S.

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