Industrievertreter*innen des kapitalreichen Globalen Nordens versprechen sich durch Industrie 4.0 Arbeitszeitreduktionen, effizientere Akkumulation und nicht zuletzt auch Einsparungen im Ressourcenverbrauch. Für die Gesellschaften im Globalen Süden könnte dieser Wandel jedoch verheerende Folgen haben. Die ungleiche Verteilung von Schlüsseltechnologien und
der hohe Kapitalbedarf drohen bestehende Ungleichheiten weiter zu verstärken, während die wenigen Wettbewerbsvorteile von Volkswirtschaften wie der indischen wegfallen werden. Industrie 4.0 muss als politischer Prozess verstanden werden, der gesellschaftlich geformt werden kann. Nur internationale Solidarität kann verhindern, dass auch diese Veränderung dazu
verwendet wird, um Arbeiter*innen in Süd und Nord gegeneinander auszuspielen. Als erster Schritt müssen dafür die regional sehr unterschiedlichen Auswirkungen der neuen Technologien verstanden werden. Dafür lohnt ein Blick nach Indien.
Aurel Eschmann ist ehemaliger Mitarbeiter des Südasienprogramms der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Er forscht zu neoliberalen und autoritären Transformationen in Indien und China.