Die transatlantischen Spannungen haben unter der Trump-Administration weiter zugenommen. Allerdings wird nur selten debattiert, inwieweit diese Spannungen eine Krise der äußeren Bedingungen der europäischen Integration darstellen und welche Probleme sich daraus für die Formulierung der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik ergeben. Wer sich mit der Außenpolitik der EU beschäftigen oder aus linker Perspektive eine alternative Außenpolitik entwickeln will, muss sich daher nicht nur mit der Vergemeinschaftung der Außen- und Sicherheitspolitik der EU, sondern gerade auch mit ihrer inneren Krise – der Krise ihrer Integrationsweise – sowie mit den sich wandelnden äußeren Bedingungen ihrer Existenz als Union beschäftigen. Ebendiese sorgen derzeit auch im Denken der außenpolitischen Eliten in Deutschland für eine Verunsicherung, die trotz allem mitschwingenden Pathos ihre reale historische Begründung hat. (aus dem Kapitel «Die gemeinsame Außenpolitik in der Krise»)
Zum Autor
Dr. Axel Gehring ist Politikwissenschaftler und Referent für Außen-, Friedens- und Sicherheitspolitik am Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Er arbeitet zur Politischen Ökonomie, zur Hegemonie- und Staatstheorie sowie zur europäischen Integration und ihrer Außenpolitik; weitere Schwerpunkte liegen in der Friedens- und Sicherheitspolitik im mediterranen Raum. 2019 veröffentlichte er eine umfassende Monografie zur Geschichte der Beziehungen zwischen der Türkei und der Europäischen Union.