Publikation Staat / Demokratie - Soziale Bewegungen / Organisierung - Rassismus / Neonazismus Gefährliche Fiktion: Die «Protokolle der Weisen von Zion»

Hamburger Skripte 3/2010.

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Reihe

Online-Publ.

Erschienen

Juni 2002

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Nicht erst seit den umstrittenen Äußerungen des "liberalen" Bürgers Möllemann,
in denen er antisemitische Ressentiments aufs vortrefflichste bediente und Deutsche jüdischen Glaubens selbst für ihre Diskriminierung und Verleumdung verantwortlich machte, sondern bereits seit der Sinus-Studie in den frühen 80er Jahren, wissen wir, dass der Antisemitismus und Antijudaismus eine stabile Konstante, quer durch alle Schichten, der bundesrepublikanischen Gesellschaft darstellt.

Dabei spielt es vielfach überhaupt keine Rolle, wie die Umfragen belegen, ob die Befragten konkrete Erfahrungen bzw. Bekanntschaften mit Jüdinnen und Juden gemacht haben und nicht. Vielfach ist diese Einstellung auf Irrationalismus, rechte Ideologie und Fälschungen begründet.

Die "Protokolle der Weisen von Zion", Ende des 19. Jahrhunderts im Umfeld des russischen Antisemitismus entstanden, sind eine dieser Fälschungen mit fatalen Folgen. Sie schildern eine angebliche jüdische Weltverschwörung und greifen dabei auf jahrhundertealte Traditionen und Verschwörungsglauben zurück. Schnell avancierten die "Protokolle" zum weltweiten "Bestseller" und fungierten als wirkungsvolles Propagandamittel der Nationalsozialisten. Das Jahr 1945 bedeutete jedoch keineswegs auch das Ende der "Protokolle". Sie leben u.a. in offenen und verdeckt arbeitenden rechtsextremen Kreisen fort, die eine bizarre Mischung aus Esoterik, Verschwörungstheorie, Revisionismus
und Ufo-Glauben bilden.

Mit der hier vorgelegten Broschüre, die auf Basis einer Veranstaltung des Rosa- Luxemburg-Bildungswerkes entstand, soll der Versuch unternommen werden, Vorgeschichte und Entstehung der "Protokolle", aber auch Wirkungszusammenhänge auf gegenwärtige Erscheinungen und auf offensichtlich mehr denn je vorhandene antisemitische Vorurteile aufzuzeigen.

Der Autor dieses Heftes, Michael Weh, ist Student der Philosophie und Geschichte und schreibt zur Zeit seine Magisterarbeit.

Diese Publikation entstand mit freundlicher Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin.

Winfried Schebesch, Vorsitzender des Rosa-Luxemburg-Bildungswerks e.V.