In den letzten drei Jahrzehnten hat sich das Wohnungswesen in mehreren Schüben in ein Terrain der globalen Finanzindustrie verwandelt. Im Zuge der Durchsetzung von Shareholder Value und Investmentbanking, von Steuer- und Föderalismusreformen löste sich die im 20. Jahrhundert geschaffene Wohnungsinfrastruktur des güterindustriellen Kapitalismus in «Anlageklassen» globaler Finanzströme auf. Ein wichtiger Schauplatz dieser Entwicklung war die Finanzialisierung der einstmals «gemeinnützigen» unternehmerischen Wohnungswirtschaft. Auf die Abschaffung der Wohnungsgemeinnützigkeit 1990 folgten in den Nullerjahren der Ausverkauf ihrer Wohnungen an die Private-Equity-Fonds und dann ab 2012 die Börsengänge der von ihnen geschaffenen Wohnungsplattformen.
Autor:
Knut Unger ist Sprecher des MieterInnenvereins Witten (Mitglied im Deutschen Mieterbund NRW) und von MieterAKTIONärIn – Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen.