Der Arbeitsplatz von Hausangestellten unterscheidet sich von anderen Arbeitsplätzen, über die aufgrund ihrer Präsenz im öffentlichen Leben relativ viel bekannt ist. Er ist atypisch, weil es sich dabei um das Zuhause anderer Menschen handelt, um einen sehr privaten Bereich. Aus der Sicht der Arbeitsmarktforschung ist dieser atypische Arbeitsplatz wie eine Art schwarzes Loch, in dem die Beschäftigten verschwinden und aus dem so gut wie keine Informationen nach außen dringen.
Nichtsdestotrotz verweisen die Daten, die uns vorliegen, auf einige eindeutige Trends. Einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) aus dem Jahr 2021 zufolge ist die Mehrheit der Hausangestellten weltweit in zwei Regionen beschäftigt: etwa die Hälfte (50,6 Prozent) in Asien und im pazifischen Raum und ein Viertel in den Amerikas, gefolgt von Afrika an dritter Stelle. In der Europäischen Union (EU), auf die ein vergleichsweise geringer Anteil aller weltweit tätigen Haushaltsangestellten entfällt, arbeiten mehrere Hunderttausende mit einem Migrationshintergrund – aufgrund diskriminierender Regelungen für die Erteilung von Arbeitserlaubnissen häufig «unangemeldet». Die steigende Nachfrage nach Hausangestellten in weiten Teilen Europas ist auf die sich zuspitzende Care-Krise zurückzuführen. Dies, zusammen mit der zunehmenden Informalisierung des Sektors, zieht eine beispielslose Zahl von Migrantinnen aus Asien, Afrika und zunehmend auch aus Osteuropa an, die in die EU-Staaten kommen, um mit Hausarbeit ein Einkommen zu erzielen.
Maya John ist Historikerin und lehrt an der Universität von Delhi.
Sie hat zum Verhältnis zwischen Kaste, Geschlecht und Arbeitsmarkt,
zur Entwicklung des Arbeitsrechts in Indien, zu geschlechtsspezifischen Gesetzen am Arbeitsplatz und Protesten gegen Vergewaltigungen in Indien geforscht und veröffentlicht.
John arbeitet mit Gewerkschaften von Hausangestellten, Krankenpfleger*innen, Müllwerker*innen und Lehrer*innen zusammen. Sie ist Vorsitzende der Gharelu Kamgar Union (Gewerkschaft von Hausarbeiterinnen).
Mit einer Kommunalisierung von entlohnter Hausarbeit könnten die prekären und individualisierten Bedingungen, unter denen sie in der Regel erbracht wird, verändert werden. Über den derzeitigen Rechtsrahmen hinaus ist eine
Formalisierung der Hausarbeit nur dann möglich, wenn eine staatliche Einrichtung zum zentralen Arbeitgeber wird.
Durch die Kommunalisierung der Hausarbeit würde diese zu einem Gemeingut und die Hausangestellten würden zu Angestellten des öffentlichen Diensts. Dies käme nicht nur den Hausangestellten zugute, sondern auch den meisten Haushalten und Familien, die diese Dienste in Anspruch nehmen. Die Kosten für die Kommunalisierung der Hausarbeit würden kollektiv über Gemeindesteuern getragen werden. Die Voraussetzungen für ein solches Vorhaben sind gerade günstig, da sich in einigen europäischen Ländern und in Teilen Lateinamerikas in den letzten Jahren ein Trend zur Rekommunalisierung bestimmter Dienstleistungen und öffentlicher Versorgungseinrichtungen abzeichnet. In den Ländern, in denen die Kommunen jetzt schon für das Gros der sozialen und infrastrukturellen Versorgung der eher mittellosen Bevölkerung zuständig sind, könnte Hilfe bei der Hausarbeit direkt als kommunale Dienstleistung angeboten werden.