Schlesien zählte in den Nachkriegsjahrzehnten zu jenen Themen, die weitgehend den Vertriebenenverbänden überlassen wurden. Als eine Geburtsstätte des Widerstands gegen das Kapital blieb Schlesien bestenfalls durch den Aufstand der schlesischen Weber 1844 in einer breiteren Öffentlichkeit präsent – vor allem über Heines und Hauptmanns Werke. Als ein Ort antisemitischer Verfolgungen, aber auch als ein wichtiges Zentrum des Widerstands gegen die Nazidiktatur ist Schlesien hingegen fast vollständig vergessen.
Hier werden die aus Breslau stammenden, rassistisch und politisch Verfolgten Fred und Martin Löwenberg sowie ihre Familie und Mitkämpfer dem Vergessen entrissen. Quellenmaterial und viele Details über die antifaschistische Arbeit, über Heimatverlust und die neue Zugehörigkeit Schlesiens zu Polen fließen ein. Erstmals wird auch ein Täterprofil des gefürchteten Gestapo-Beamten Josef Kluske aus Breslau erstellt, dessen Prozess in der Bundesrepublik während des Kalten Krieges eingestellt wurde.
Inhalt:
Vorwort
Daniela Fuchs-Frotscher:
Zwischen antifaschistischem Widerstand und Heimatverlust – die Breslauer Familie Löwenberg
Marek Ordylowski:
1945/1946 – das erste schwere Nachkriegsjahr in Breslau / Wrocław
Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher:
Täter und Biedermann – der Gestapokommissar Josef Kluske aus Breslau
Reiner Zilkenat:
Ein Hort der Konterrevolution? Bemerkungen zur politischen Szenerie in Schlesien in der Zeit der Weimarer Republik
Günter Wehner:
Widerstandsaktivitäten in Breslau 1933 bis 1936
Marcel Bois:
Die Tradition bewahrt. Kommunistische Opposition in Schlesien vor 1933
Klaus Woinar:
Meldungen über antifaschistischen Widerstand in Schlesien in Dokumenten der Gestapo im Bundesarchiv, Bestand R-58. Reichssicherheitshauptamt (1933 bis 1945)
Anne Hunger:
Der Weg einer Breslauer Antifaschistin. In Erinnerung an Irmgard Konrad 1915 bis 2003
Uta Hermann:
Fritz Maiwald erinnert sich: »Kleingekriegt ham se mich nicht …«
Walter Schmidt:
Widerstand in Auras / Oder, Kreis Wohlau 1933 bis 1945