Publikation Geschichte - Rassismus / Neonazismus - Staat / Demokratie - GK Geschichte Vier Tage im August

Vor 30 Jahren kam es in Rostock Lichtenhagen zum Pogrom. Ein Rückblick auf den 20. Jahrestag

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Autor

Markus Mohr,

Erschienen

August 2022

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Was mich als Innenpolitiker belastet, ist, dass Vorgänge eingetreten sind, die in der Geschichte der Bundesrepublik wirklich ihresgleichen suchen.

Ehemaliger Innenminister in Nordrhein-Westfalen und FDP-Bundestagsabgeordnete Burkhard Hirsch am 31. August 1992 im Bundestagsinnenausschuss

Am Mittwoch, den 19. August 1992 vermeldete ein Bericht der Rostocker Lokalzeitung Norddeutsche Neueste Nachrichten die Ankündigung einer «Bürgerwehr» im Stadtteil Lichtenhagen, dass man die dortige Zentrale Aufnahmestelle des Bundeslandes für Flüchtlinge (ZASt) «aufräumen» wolle. Ein anonymer Anrufer teilte unmissverständlich mit: «Wenn die Stadt nicht bis Ende der Woche in Lichtenhagen für Ordnung sorgt, dann machen wir das. Und zwar auf unsere Weise.» Die andere Lokalzeitung der Stadt, die Ostseezeitung, rapportierte zwei Tage später die Ankündigung mehrerer Bewohner des Stadtviertels, dass die «rumänischen Roma ‹aufgeklatscht› werden sollen: «‹Wir werden dabei sein›, sagt Thomas, ‹und du wirst sehen, die Leute, die hier wohnen, werden aus den Fenstern schauen und Beifall klatschen›.» Diese in aller Öffentlichkeit ausgestoßenen düsteren Prophezeiungen sollten in den darauf folgenden Tagen für eine Vielzahl von Flüchtlingen und vietnamesischen ArbeitsmigrantInnen zur grausamen Wahrheit werden. Die Choreografie dieses für die Geschichte der Bundesrepublik unfassbaren Pogroms ist vielfach beschrieben worden. Mit diesem Text soll es darum gehen, wesentlich auf die nazistische Qualität dieses Ereignisses abzustellen.

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