In seinen ökonomischen Studien versucht Marx, einem Grundproblem einer Arbeitswerttheorie in der Tradition von Smith und Ricardo beizukommen, das er mit dem Begriff Warenfetisch umreißt – einer Externalisierung und Verdinglichung des Phänomens der Preisbildung mit scheinbar naturgesetzlicher Wirkung, hinter welcher dessen Ursprung als Verhältnis gesellschaftlicher Akteure verborgen bleibt. Eine solche Ontologisierung relationaler Kategorien schiebt regelmäßig abgeleitete Größen in den Vordergrund und verschleiert mit einer exzessiven Empirie auf der Basis unterkomplexer Modellvorstellungen den Blick auf komplexe Wirkzusammenhänge, ohne deren Verständnis gesellschaftliche Praxen heute blind agieren.
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Ziel dieser Arbeit ist es, die grundlegenden Zusammenhänge einer Arbeitswerttheorie in Marxscher Tradition (und damit auch der Tradition von Smith und Ricardo) zu entwickeln, welche die Kohärenzphänome autonom agierender und entscheidender, aber kommunikativ und mimetisch verbundener Individuen nicht nur streift, sondern in den Mittelpunkt der Theorie und Modellbildung rückt. Gute Dienste leistet dabei ein Ansatz über Petrinetze. Solche Petrinetze – eingeführt 1962 von C. A. Petri in dessen Dissertation Kommunikation mit Automaten, Bonn 1962, zur Modellierung von Nebenläufigkeit und Parallelität – haben sich in Mathematik und Informatik als außerordentlich erfolgreicher Modellansatz zur Beschreibung der Dynamik verteilter (nebenläufiger) Systeme bewährt, in denen autonome Agenten mit je lokalem Speicher (Gedächtnis) miteinander interagieren, um an der Lösung einer gemeinsamen Aufgabe zu arbeiten.
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