Begegnung im Rahmen von G8
Bericht über das Austauschtreffen im Rahmen des cbb-intercambio im Juni 2007
Damit war klar, wie umfangreich und dicht gedrängt das Programm war und das für Ruhe und Erholung keine Zeit blieb. Als Einstimmung stand ein Tag in Erfurt auf dem Programm, mit einer Besichtigung des Geländes der ehemaligen Firma Topf & Söhne und des darauf befindlichen Besetzen Hauses. Eine Gruppe der Besetzer_innen gab einen Einblick in die Geschichte der Firma und vor allem in deren Verstrickungen in die industrielle Vernichtung von Menschen und den Holocaust. Die Schilderungen zeigten vor allem die Involvierung der einfachen Menschen in die Geschehnisse der Nazi-Zeit und hinterließen einen deutlichen Eindruck bei allen. Bei dieser Gelegenheit kam es noch zu einer Erweiterung des internationalen Austausches, den außer den deutschen und lateinamerikanischen Jugendlichen war gleichzeitig eine Gruppe aus Sibirien im Besetzten Haus zu Gast. Mit diesen gab es im Anschluss noch ein gemeinsames Essen, einen kurzen Vortrag über die Besetzung des Geländes und weitere interessante Gespräche. Dies führte dazu, dass die geplante Stadtführung sehr kurz ausfallen musste, was nur der Anfang einer ganzen Reihe von Programmänderungen und –verschiebungen war.
Nach einem gemeinsamen Abendessen trafen sich alle bei Radio F.R.E.I., dem unkommerziellen Lokalradio von Erfurt. Dort gab es einen Einblick in die Geschichte und Entwicklung von Radio F.R.E.I., sowie eine Führung durch die Studios. Besonderes Interesse erweckte das mobile 'Sendemöbel'. Dabei handelt es sich um einen auf Räder montierten alten Sekretär, mit dem bei Vorhandensein von Strom und einer ISDN-Leitung von überall aus gesendet werden kann.
Am nächsten Tag (1.Juni) fuhren wir zusammen Richtung Norden nach Questin - einem kleinen Dorf ca. 30 km westlich von Rostock, wo wir 2 Ferienwohnungen gemietet hatten. Dabei brachten die Verkehrsverhältnisse unseren Zeitplan gehörig durcheinander, so dass die Informationen über die politische Situation in Deutschland und über die G8 sowie die Hintergründe und Vorbereitungen der Proteste erst gegen 10 Uhr abends beginnen konnten und bis deutlich nach Mitternacht nachgefragt und diskutiert wurde.
Trotzdem mussten alle am Morgen(2. Juni) früh aufstehen, denn es ging mit dem Zug zur Großdemonstration nach Rostock. Dort konnten sich die Gäste aus Brasilien und Uruguay einen Einblick verschaffen, welche verschiedenen politischen Gruppen und Parteien an den Gegenaktivitäten beteiligt waren. Ebenso konnten sie recht unmittelbar einen Einsatz der Polizei verfolgen und wurden – aus etwas sicherer Entfernung – Zeugen der Eskalation mit Steinwürfen, einem brennenden Auto und Wasserwerfereinsatz am Rostocker Stadthafen. Diese Eindrücke konnten sie sogleich über einen der lateinamerikanischen Kanäle des unabhängigen Radioforums in einer Livesendung weitergeben.
Am 3. Juni wurde das Anti-G8-Camp in Reddelich besucht, um einen Blick auf die dortigen Strukturen und Abläufe der Selbstorganisation zu geben. Bei dieser Gelegenheit beteiligten sich die Gäste aus Lateinamerika gleich an einem angebotenen Blockadetraining. - ein mal recht praktischer Teil des sonst eher theorielastigen Austausches. Am Abend hatten dann die HipHopper ihren großen Auftritt im Rostocker Camp, wo die Leute von HipHop-Partisan über 'solid eine Bühne für linke HipHopper organisiert hatten. Dabei traten neben den Projektbeteiligten aus Deutschland, Brasilien(Seba) und Uruguay(Leo) auch noch andere Anwesende auf und es wurde ein schöner stimmungsvoller Abend. Leider stand die Bühne an den folgenden Tagen dann nicht mehr zur Verfügung.
Ein Aktionstag Migration mit Demonstration und Informationen war am folgenden Tag (4. Juni) angesetzt. Die intercambio-Delegation beteiligte sich jedoch nicht an der Demonstration, sondern besuchte die Infostände in der Innenstadt. Dort wurden die Abschottung Europas gegenüber Flüchtlingen und die Zustände in deutschen Flüchtlingsheimen und Abschiebelagern ausführlich dargestellt. Dies wurde von den Gästen aus Lateinamerika sehr interessiert aufgenommen.
Der Abend wurde dann genutzt, um über Stand, Perspektiven und Entwicklungen des Projektes zu Reden. Dabei standen sowohl die Schwierigkeiten der vergangenen Projektphase, als auch die Ideen und Möglichkeiten für die nächsten Monate auf der Tagesordnung. Insbesondere ging es um die Gestaltung des für November geplanten Austausches in Brasilien mit jeweils großen Delegationen (je 6 Leute) aus den beteiligten Ländern. Die Gespräche und Diskussionen dauerten bis in die frühen Morgenstunden und wurden am nächsten Tag(5. Juni) noch fortgesetzt. Deshalb fuhr die Gruppe erst am späten Nachmittag ins Camp nach Rostock, wo das geplante Konzert jedoch leider abgesagt werden musste.
Am 6. Juni war Abreise aus Questin und es stand die Fahrt nach Berlin auf dem Programm. Nach einem Zwischenstopp in der Rosa-Luxemburg-Stiftung (rls) wurden die Quartiere in einer Pension bzw. privat bezogen. Bei einem Abendessen wurden die Tage und Erlebnisse in Rostock besprochen und ausgewertet, sowie die Programmpunkte für Berlin vorgestellt.
Der nächste Tag (7. Juni) begann mit einem Frühstück, bei dem die begonnene Projektdebatte fortgesetzt und vorerst abgeschlossen wurde.
Einige der Sehenswürdigkeiten von Berlin konnten die lateinamerikanischen Gäste und die deutschen Teilnehmenden am Nachmittag bei einer Fahrradtour durch die Stadt kennen lernen. Abends waren 3 weitere Gäste aus der deutschen HipHop-Szene eingeladen, um über 'Rassismus im HipHop' zu berichten und zu diskutieren. Gleichzeitig nahmen 4 Leute am monatlichen Chat-Termin teil und berichteten über die noch frischen Geschehnisse und Erlebnisse.
Am letzten Tag des Austausches (8. Juni) trafen sich alle Beteiligten nocheinmal in der rls, wo es eine kleine Einführung in die Hintergründe der politischen Stiftungen in Deutschland und die Entstehung und Entwicklung der Rosa-Luxemburg-Stiftung gab. Außerdem wurde mit der Lateinamerikareferentin der Stiftung der Austausch ausgewertet und dabei von allen als sehr positive Erfahrung gewertet. Uwe Flurschuetz
„Viel gesehen und viel mitgenommen“
So oder ähnlich könnte vermutlich das Fazit von Leticia, Leo (beide aus Uruguay), Seba und Giordana (aus Brasilien) über ihren Aufenthalt in Deutschland (30. Mai – 8. Juni 2007) lauten. Die Vier waren im Rahmen des cbb-intercambio für 10 Tage eingeladen, um zum einen den persönlichen Austausch zwischen den am Projekt beteiligten Jugendlichen zu vertiefen und den Fortgang des Projektes zu beraten. Zum anderen sollten die Ereignisse rund um den G8-Gipfel in Heiligendamm genutzt werden um einen Einblick in deutsche/ europäische Protestkultur und Debatten zu geben.Damit war klar, wie umfangreich und dicht gedrängt das Programm war und das für Ruhe und Erholung keine Zeit blieb. Als Einstimmung stand ein Tag in Erfurt auf dem Programm, mit einer Besichtigung des Geländes der ehemaligen Firma Topf & Söhne und des darauf befindlichen Besetzen Hauses. Eine Gruppe der Besetzer_innen gab einen Einblick in die Geschichte der Firma und vor allem in deren Verstrickungen in die industrielle Vernichtung von Menschen und den Holocaust. Die Schilderungen zeigten vor allem die Involvierung der einfachen Menschen in die Geschehnisse der Nazi-Zeit und hinterließen einen deutlichen Eindruck bei allen. Bei dieser Gelegenheit kam es noch zu einer Erweiterung des internationalen Austausches, den außer den deutschen und lateinamerikanischen Jugendlichen war gleichzeitig eine Gruppe aus Sibirien im Besetzten Haus zu Gast. Mit diesen gab es im Anschluss noch ein gemeinsames Essen, einen kurzen Vortrag über die Besetzung des Geländes und weitere interessante Gespräche. Dies führte dazu, dass die geplante Stadtführung sehr kurz ausfallen musste, was nur der Anfang einer ganzen Reihe von Programmänderungen und –verschiebungen war.
Nach einem gemeinsamen Abendessen trafen sich alle bei Radio F.R.E.I., dem unkommerziellen Lokalradio von Erfurt. Dort gab es einen Einblick in die Geschichte und Entwicklung von Radio F.R.E.I., sowie eine Führung durch die Studios. Besonderes Interesse erweckte das mobile 'Sendemöbel'. Dabei handelt es sich um einen auf Räder montierten alten Sekretär, mit dem bei Vorhandensein von Strom und einer ISDN-Leitung von überall aus gesendet werden kann.
Am nächsten Tag (1.Juni) fuhren wir zusammen Richtung Norden nach Questin - einem kleinen Dorf ca. 30 km westlich von Rostock, wo wir 2 Ferienwohnungen gemietet hatten. Dabei brachten die Verkehrsverhältnisse unseren Zeitplan gehörig durcheinander, so dass die Informationen über die politische Situation in Deutschland und über die G8 sowie die Hintergründe und Vorbereitungen der Proteste erst gegen 10 Uhr abends beginnen konnten und bis deutlich nach Mitternacht nachgefragt und diskutiert wurde.
Trotzdem mussten alle am Morgen(2. Juni) früh aufstehen, denn es ging mit dem Zug zur Großdemonstration nach Rostock. Dort konnten sich die Gäste aus Brasilien und Uruguay einen Einblick verschaffen, welche verschiedenen politischen Gruppen und Parteien an den Gegenaktivitäten beteiligt waren. Ebenso konnten sie recht unmittelbar einen Einsatz der Polizei verfolgen und wurden – aus etwas sicherer Entfernung – Zeugen der Eskalation mit Steinwürfen, einem brennenden Auto und Wasserwerfereinsatz am Rostocker Stadthafen. Diese Eindrücke konnten sie sogleich über einen der lateinamerikanischen Kanäle des unabhängigen Radioforums in einer Livesendung weitergeben.
Am 3. Juni wurde das Anti-G8-Camp in Reddelich besucht, um einen Blick auf die dortigen Strukturen und Abläufe der Selbstorganisation zu geben. Bei dieser Gelegenheit beteiligten sich die Gäste aus Lateinamerika gleich an einem angebotenen Blockadetraining. - ein mal recht praktischer Teil des sonst eher theorielastigen Austausches. Am Abend hatten dann die HipHopper ihren großen Auftritt im Rostocker Camp, wo die Leute von HipHop-Partisan über 'solid eine Bühne für linke HipHopper organisiert hatten. Dabei traten neben den Projektbeteiligten aus Deutschland, Brasilien(Seba) und Uruguay(Leo) auch noch andere Anwesende auf und es wurde ein schöner stimmungsvoller Abend. Leider stand die Bühne an den folgenden Tagen dann nicht mehr zur Verfügung.
Ein Aktionstag Migration mit Demonstration und Informationen war am folgenden Tag (4. Juni) angesetzt. Die intercambio-Delegation beteiligte sich jedoch nicht an der Demonstration, sondern besuchte die Infostände in der Innenstadt. Dort wurden die Abschottung Europas gegenüber Flüchtlingen und die Zustände in deutschen Flüchtlingsheimen und Abschiebelagern ausführlich dargestellt. Dies wurde von den Gästen aus Lateinamerika sehr interessiert aufgenommen.
Der Abend wurde dann genutzt, um über Stand, Perspektiven und Entwicklungen des Projektes zu Reden. Dabei standen sowohl die Schwierigkeiten der vergangenen Projektphase, als auch die Ideen und Möglichkeiten für die nächsten Monate auf der Tagesordnung. Insbesondere ging es um die Gestaltung des für November geplanten Austausches in Brasilien mit jeweils großen Delegationen (je 6 Leute) aus den beteiligten Ländern. Die Gespräche und Diskussionen dauerten bis in die frühen Morgenstunden und wurden am nächsten Tag(5. Juni) noch fortgesetzt. Deshalb fuhr die Gruppe erst am späten Nachmittag ins Camp nach Rostock, wo das geplante Konzert jedoch leider abgesagt werden musste.
Am 6. Juni war Abreise aus Questin und es stand die Fahrt nach Berlin auf dem Programm. Nach einem Zwischenstopp in der Rosa-Luxemburg-Stiftung (rls) wurden die Quartiere in einer Pension bzw. privat bezogen. Bei einem Abendessen wurden die Tage und Erlebnisse in Rostock besprochen und ausgewertet, sowie die Programmpunkte für Berlin vorgestellt.
Der nächste Tag (7. Juni) begann mit einem Frühstück, bei dem die begonnene Projektdebatte fortgesetzt und vorerst abgeschlossen wurde.
Einige der Sehenswürdigkeiten von Berlin konnten die lateinamerikanischen Gäste und die deutschen Teilnehmenden am Nachmittag bei einer Fahrradtour durch die Stadt kennen lernen. Abends waren 3 weitere Gäste aus der deutschen HipHop-Szene eingeladen, um über 'Rassismus im HipHop' zu berichten und zu diskutieren. Gleichzeitig nahmen 4 Leute am monatlichen Chat-Termin teil und berichteten über die noch frischen Geschehnisse und Erlebnisse.
Am letzten Tag des Austausches (8. Juni) trafen sich alle Beteiligten nocheinmal in der rls, wo es eine kleine Einführung in die Hintergründe der politischen Stiftungen in Deutschland und die Entstehung und Entwicklung der Rosa-Luxemburg-Stiftung gab. Außerdem wurde mit der Lateinamerikareferentin der Stiftung der Austausch ausgewertet und dabei von allen als sehr positive Erfahrung gewertet. Uwe Flurschuetz