„Stand und Perspektiven linker Jugendbildung“
Arbeitstagung des Jugendbildungsnetzwerkes bei der RLS
Ronald Höhner
Vom 13. bis 15. Juni trafen sich 50 junge BildnerInnen zu einem Arbeitswochenende in Trebnitz bei Müncheberg. Gekommen waren VertreterInnen von Initiativen, professionelle BildungsarbeiterInnen, MacherInnen von Bildungsbausteinen und auch Geldgeber. Im Mittelpunkt stand der Austausch über Lern- und Lehrkonzepte, die Präsentation von eigenen bewährten Methoden, Projekten und Erfahrungen.
Bereits bei der Vorstellung und Reflektion über eigene Arbeitsfelder entwickelte sich eine kontroverse Debatte über linke Ansätze und Verfahren sowie unterschiedliche Zugängen zu dem Linken in der Bildungspraxis. Einige definierten das über die Zielgruppen, andere über Inhalte, dritte über das Bildungskonzept oder manche über die Lernziele.
Besonders umstritten waren zum Beispiel das Ziel der Professionalisierung in der politischen Praxis, die Arbeit an Schulen, die elitären Tendenzen linker Bildung, die Notwendigkeit einer linken Utopie, die Ausblendung politökonomischer Zusammenhänge oder auch das Bestreiten des Lebensunterhaltes durch Bildungsarbeit. Das Erstaunliche des Treffens bestand darin, dass die Klammer, BildnerIn zu sein diese Spannungen ausgehalten hat und die Suche des Gemeinsamen bei aller Unterschiedlichkeit in der polischen Selbstverortung immer im Vordergrund stand.
Am Ende gab es dann keinen gemeinsamen Bildungsbegriff, wohl aber Facetten eines linken Bildungsverständnisses. Zentral dabei wurde herausgearbeitet, dass über die Analyse bestehender Verhältnisse und die Eröffnung konkreter Handlungsansätze hinaus eine antikapitalistische Gesellschaftskritik im Lernprozess geleistet werden müsse. Wesentliches Merkmal dieser Kritik müsse die Bewusstmachung von Differenzierungen und Hierarchien in der Gesellschaft sein sowie das Begreifen der jeweils eigenen und widersprüchlichen Rolle darin. Handlungsorientierung bedeutet, diese Konflikte bewusst bearbeiten und Unterschiedlichkeiten aushalten zu lernen. Die „Anti“-Themen vieler Träger, die Arbeitsfelder Toleranz und Demokratie oder auch geschlechterbezogene Bildungsarbeit können aus diesem Verständnis abgeleitet werden.
Ein solcher Anspruch geht oft weit über die realisierte Praxis vieler Träger hinaus. Aus diesem Grund wurde die Notwendigkeit einer kollektiven Anbindung von BildnerInnen formuliert, um der Reflektion über die Gesellschaft eine Selbstreflektion in die Gesellschaft folgen zu lassen. Dies wurde übereinstimmend als wesentlicher Anspruch an das Bildungsnetzwerk formuliert.
Die Grenzen der Arbeit werden vor allem in Finanzierungsfragen und der wachsenden Mittelkonkurrenz gesehen. Diesbezügliche wurde der Wille zu einer gemeinsamen öffentlichen Positionierung formuliert.
>>> Zurück zur Chronik
>>> Zurück zur Jugendbildung