Brief an Clara Zetkin

Berlin, 20. Dezember 1918

Liebste Klara!

     Ich benutze wieder die Gelegenheit, um Dir eine Zeile zu schicken. Dein Artikelchen über die Ärzte1 ist famos und gleich in Druck gegeben. Schicke, was Du so kannst an Kleinigkeiten, am liebsten natürlich etwas mit Unterschrift. Aber kurz! Wir kriegen kein Papier zur Vergrößerung des Blattes und ersticken in den drei Seiten, die uns zur Verfügung stehen.

     Ich sehe, daß Du wieder mobil und frisch bist, und das war das Schönste an dem Artikel. Der Genosse Unfried2 wartet, also in aller Eile nur tausend Grüße und Umarmungen.

     Deine RL


1 Gemeint ist die Notiz «Ein Stück Sozialisierung», die ungezeichnet in der «Roten Fahne» von 21. Dezember 1918 veröffentlicht wurde.

2 Emil Unfried, Mitglied des Stuttgarter Arbeiterrates, hielt sich offenbar als Kurier in Berlin auf.
 


Zitiert nach Rosa Luxemburg: Gesammelte Briefe, Bd. 5., August 1914 bis Januar 1919, Berlin, S. 421.