Themenschwerpunkte

Das Regionalbüro Brasilien/Paraguay arbeitet zu einer breiten Palette von Themen mit einer großen Zahl unterschiedlicher Partnerorganisationen zusammen. Ziel dieses Ansatzes ist es, fortschrittliche Debatten in unterschiedlichen Themenbereichen zu vernetzen und durch den Austausch untereinander Synergien und gemeinsame Aktivitäten zu ermöglichen. Trotz dieser Ausgangslage werden derzeit zwei Schwerpunktethemen vertieft – das eine aufgrund der politischen Situation nach der letzten Präsidentschaftswahl, das andere als Beitrag zur weltweit wichtigen Klimadebatte.

Demokratie und der Kampf gegen rechtextreme Tendenzen

Der zerstörerische Sturm von Bolsonaro-Anhänger*innen auf das Regierungsviertel nur acht Tage nach dem Amtsantritt von Lula da Silva am 1. Januar 2023 hat gezeigt, wie gefährlich und mobilisierungsfähig das rechtsextreme Spektrum in Brasilien ist. Es ist wichtig zu verstehen, wie sich diese Bewegung zusammensetzt, warum sie in allen Bevölkerungsschichten so viel Unterstützung erfährt und wie diese Tendenz einzudämmen ist. Jeder Fundamentalismus soll hinterfragt und Alternativen dazu erdacht und verbreitet werden. Wichtige Partner*innen hierbei sind Organisationen Schwarzer[1] Frauen, von Indigenen und Quilombolas [Bewohner*innen von Gemeinden, die von Schwarzen gegründet wurden, die im kolonialen Brasilien versklavt waren], von fortschrittlichen Evangelikalen, Migrant*innengruppen, politische Stiftungen und weitere.

Sozialökologische Transformation – Alternativen im Bereich Energie, Landwirtschaft und Stadtplanung

Ökologie und soziale Rechte werden oft als miteinander unvereinbar betrachtet. Doch gerade ein Land wie Brasilien zeigt, dass beides nur zusammen funktioniert. Ohne soziale Mindeststandards kann Umwelt nicht bedacht werden, und ohne eine ökologische Perspektive kann es heutzutage wirtschaftlich nicht bergauf gehen. Der Weg hin zu einer sozial gerechteren und ökologischeren Welt muss das extraktivistische Einwicklungsmodell überwinden und die Beteiligung aller Betroffenen bei der Schaffung von Alternativen sicherstellen. Bei der Erkundung der Alternativen im Energiebereich steht für unsere Partner*innen der Schutz ihrer Territorien im Mittelpunkt. Im Bereich Landwirtschaft ist das Konzept der Agrarökolologie wegweisend. Und die Alternative in der Stadtpolitik, die Sozialpolitik und Klimapolitik in einem ist, lautet Nulltarif.


[1] Wir schreiben im Sinne einer rassismuskritischen Sprache die Begriffe Schwarz und weiß groß bzw. kursiv, um deutlich zu machen, dass es sich dabei nicht um biologische Kategorien oder Hautfarbe handelt, sondern diese Begriffe politische und soziale Konstruktionen beschreiben und die damit zusammenhängenden Positionen von diskriminierten oder privilegierten Menschen in einer durch Rassismus geprägten Gesellschaft.