Dialogprogramm «Feminismos internacionalistas»
Das Leben in den Mittelpunkt stellen! Diese emblematische Forderung der feministischen Ökonomiekritik ist so umfassend, wie die eskalierenden Krisen, auf die sie antwortet. Auf die Krise der Daseinsvorsorge, die spätestens mit der Corona-Pandemie überdeutlich geworden ist, treffen Krieg, Inflation und explodierende Energie- und Lebensmittelkosten. Der Raubbau an der Natur und die Klimakatastrophe entziehen Millionen von Menschen die Lebensgrundlage.
Ausgehend aus Lateinamerika hat die internationale feministische Streikbewegung der letzten Jahre den zahlreichen Eingriffspunkten, die sich aus dieser Forderung ergeben, einen gemeinsamen praktischen Ausdruck verliehen und damit weltweit Massen mobilisiert. Das Instrument des feministischen Streiks ermöglicht es, eine große Vielfalt an Themen und Kämpfen miteinander zu verbinden und so nicht nur die Komplexität des Problems sichtbar zu machen, sondern auch eine politische Pädagogik über die inneren Zusammenhänge zu betreiben.
Ein zentraler Mobilisierungsfaktor war es, die alltägliche geschlechtsspezifische Gewalt als Ausdruck und Stabilisierung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse zu politisieren. Die Gewalt gegenüber jenen Subjekten, die für die Reproduktion in besonderer Weise Verantwortung übernehmen, verweist auf die systematische Abwertung des Lebens in einem profitgetriebenen System – und genau hier setzt der feministische Streik und seine Losung, «alles verändern» zu wollen, an.
Die große Herausforderung ergibt sich daraus, ein solch umfassendes Programm in konkrete Politiken zu übersetzen, die nicht eine permanente Verengung bedeuten, die Zusammenhänge aufbricht und die Bewegung spaltet; Politiken, die sowohl materielle Verbesserungen im Alltag erreichen als auch eine grundlegende Gesellschaftsveränderung voranbringen.
Gleichzeitig nimmt in vielen Teilen der Welt mit der zunehmenden Radikalisierung rechter Kräfte auch die politische Gewalt gegen Feminist*innen, insbesondere in Institutionen, stetig zu. Neben der Entwicklung von Politiken kommt daher der Analyse rechter Tendenzen und Gegenstrategien eine besondere Bedeutung zu. Das Dialogprogramm «Feminismos internacionalistas» unterstützt internationale Netzwerke von Feminist*innen, die innerhalb und außerhalb von Institutionen an solchen Politiken arbeiten und dabei häufig diese Institutionen selbst umbauen müssen. In diesem Zusammenhang haben Fragen nach staatlichen Care-Systemen auf unterschiedlichen Ebenen eine herausragende Bedeutung. Ein Augenmerk liegt dabei auf den Rechten von Hausarbeiterinnen, die aufgrund von Klassenunterschieden und Rassismus auch in feministischen Debatten häufig marginalisiert werden.
Kontakt:
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Leiterin des Dialogprogramms Globaler Feminismus | Alex Wischnewski E-Mail: alex.wischnewski@rosalux.org |