«Wir waren neugierige Jungens und gingen los, um zu schauen», erinnert sich Marian S., der nicht weit entfernt von Bełżec wohnte. Auf dem Areal der ehemaligen Mordstätte sieht er «Haare, Hände, Finger, ganze Köpfe. Ein unglaublicher Gestank, wenn man auf das Gelände kam. Ich sah eine Grube, sie haben gerade eine Leiche herausgezogen, der Körper war noch intakt.» Der Anwohner Waldemar K. weiß, «es gab dort alles. Ringe, Halsketten, Dollars.»
Die Gelände der ehemaligen Mordlager Bełżec und Sobibór sind Massengräber für mehrere Hunderttausend Jüdinnen und Juden, die hier in den Jahren 1942 und 1943 im Rahmen der «Aktion Reinhardt» ermordet wurden. Nach Auflösung der Lager wurden die Orte über viele Jahre zum Schauplatz eines Grabraubes von kaum vorstellbarem Ausmaß. Angelockt von der Aussicht auf Reichtum, durchwühlten Bewohner*innen der umliegenden Dörfer den Boden.
Mehrere Jahre hat der polnische Journalist Paweł Piotr Reszka recherchiert, um mehr über die Grabräuber*innen in Bełżec und Sobibór zu erfahren. Er hat Ermittlungsakten aus Strafprozessen gelesen, hat mit Historikern und Archäologen gesprochen und schließlich auch Interviews mit früheren Grabräuber*innen, ihren Angehörigen und Nachbar*innen geführt. Das Ergebnis seiner Recherchen veröffentlichte Reszka 2019 in Polen.
Sein Buch «Pluczki» wurde 2022 in deutscher Sprache veröffentlicht («Schürfplätze – Grabraub in Bełżec und Sobibór», Berlin 2022)
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Anika Taschke
Stellv. Bereichsleiterin Zentrum Gesellschaftsanalyse und politische Bildung / Referentin Neonazismus, Rosa-Luxemburg-Stiftung
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