Vor 60 Jahren hat «express. Zeitung für Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit» begonnen zu publizieren und sich durch die Zeit geschlagen. Mit Aufbrüchen, Ölkrisen und Massenentlassungen, Ausschlussverfahren und Radikalenerlassen. «express» hat renitente Kämpfe inner- und außerhalb der Betriebe angestachelt, sichtbar gemacht oder in Erinnerung gerufen. Er hat mit internationalistischer Brille die Piefigkeit der Bonner Republik verlacht und gegen Verzichtslogik genauso angeschrieben wie gegen das nationale Kohlsche Einheitsgebrabbel. «express» hat fortwährend nach Spuren des Aufbruchs im Kleinen gesucht, an der Werkbank, im kollektiven Prozess und der rebellischen Behauptung der eigenen Würde und Handlungsmacht gegen Chefs und Leistungsideologie.
«express» hat sich eingemischt und rumgestritten, Haltung bewahrt und fortwährend für organisierende Dynamik von unten plädiert. Und: ist trotz der Widrigkeiten so mancher Zeit nicht verrückt geworden. Er ist noch da.
Das ist ein Grund zum Feiern. Und zum Reden. Es ist kein Zufall, dass sich in den letzten beiden Jahrzehnten Debatten über Organizing als Versuch der (Re-)Dynamisierung der Routinen so oft im Heftchen wiedergefunden haben. Gleichwohl nimmt die Redaktion vieles von dem, was heute als Organizing etikettiert wird, vor allem als methodisches Werkzeug und nicht als strategisch und inhaltlich bestimmte politische Vorgehensweise wahr. Warum auch sollte sich hier der Zeitgeist nicht ebenso einschreiben wie an anderer Stelle?
Genau deswegen bietet ein Jubiläum sich dafür an, gemeinsam zurückzuschauen, um nach vorne zu blicken. Wir wollen uns fragen, was frühere Erfahrungen und Experimente in und um Organizing aus den 1970ern und 1980ern heutigen Praxen zu sagen haben – und andersrum. Welche Fragen sich weiterentwickelt haben und wo Dinge verloren gegangen sind.
Mit Euch und zahlreichen Referent:innen aus Gewerkschaften, der Sozialen Arbeit, aus Hochschulen, Stiftungen und Sozialen Bewegungen, möchte «express» sich an einem nach vorn gerichteten Generationendialog versuchen. Dafür werden verschiedene Ansätze aus dem Gewerkschaftsbereich mit Organizing-Konzepten politischer Initiativen aus der Sozialen Arbeit und solidarischen Stadtteil-Gruppen, «alten» linken Konzepten wie militanten Befragungen und dem Arbeitsfeldansatz zusammengebracht. Aber keine Angst vor Frontalunterricht. Es wird reger Streit und Diskussion eingeplant.
Es sprechen u.a.: Florian Wilde (Rosa-Luxemburg-Stiftung), Katja Barthold (Podcast Klassenfrage), Yanira Wolf (ver.di), Slave Cubela (Publizist und Organizer insb. im Bereich Metall) sowie Mitgliedern der Redaktion Widersprüche.
Im Anschluss an verschiedene Gesprächsformate wollen wir dennoch, auch aus purem Kollektiv-Egoismus, die Gelegenheit nutzen, beherzt mit euch die Gläser zu erheben und auf die vergangenen 60 und die hoffentlich kommenden Jahre und Jahrzehnte anstoßen. Denn «express» ist noch da und hat vor zu bleiben.
Alle Infos: https://express-afp.info/
Veranstalter: AFP e.V., Redaktion express, Redaktion Widersprüche, Rosa Luxemburg Stiftung
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Kontakt
Dr. Florian Wilde
Referent für internationale Gewerkschaftsarbeit , Rosa-Luxemburg-Stiftung
E-Mail: florian.wilde@rosalux.org
Telefon: +49 30 44310484