In Mühlheim lebte die jüdische Familie Gutmann. Die Mutter Jeanette mit ihren drei Söhnen Hans-Josef, Fritz und Kurt. Der Vater war 1928 verstorben. Nach 1933 versuchte die Mutter ihre Söhne vor der Verfolgung in Sicherheit zu bringen. Zunächst fand Fritz den Weg nach Großbritannien. Im Juni 1939 folgte ihm Kurt. Er fand Platz auf einem der letzten Kindertransporte, der ihn nach Schottland brachte. Im April 1942 mussten Jeanette und Hans-Josef Gutman zusammen mit über 900 Jüdinnen und Juden einen Zug besteigen, der sie von Düsseldorf «in den Osten» brachte. Endstation der Fahrt war das kleine Städtchen Izbica in Ostpolen. In Izbica verliert sich die Spur von Jeanette und Hans-Josef Gutmann.
Im Jahr 1942 wurde Izbica für einige Monate zu einem sogenannten Transitghetto. Aus dem Reich (u. a. Dortmund, Koblenz, Stuttgart, Würzburg), aus Österreich, Luxemburg, der Slowakei sowie dem Protektorat Böhmen und Mähren wurden Jüdinnen und Juden nach Izbica verschleppt. Nach einem kurzen Aufenthalt in dem Städtchen wurden sie in den Mordstätten der «Aktion Reinhardt», Sobibor bzw. Bełżec, getötet.
Kurt Gutmann kam 1945 als britischer Soldat nach Deutschland zurück und ließ sich 1948 in Berlin nieder. Er suchte jahrzehntelang nach Spuren zum Schicksal seiner Mutter und seines Bruders. Er kam über den Verlust seiner Familie nie wirklich hinweg und pflegte das Gedenken an sie. Er verstarb 2017.
Elke Tischer und Hans-Joachim Gutmann, die Kinder von Kurt Gutmann, werden die Geschichte ihrer Oma und ihres Onkels nachzeichnen und über die Bemühungen ihres Vaters berichten, nach 1945 das Schicksal seiner Angehörigen aufzuklären.
Standort
Kontakt
Anika Taschke
Stellv. Bereichsleiterin Zentrum Gesellschaftsanalyse und politische Bildung / Referentin Neonazismus, Rosa-Luxemburg-Stiftung
E-Mail: anika.taschke@rosalux.org
Telefon: +49 3044 310 151