2. März 2024 Diskussion/Vortrag Frühlingsfest de:lux

Kultur & Kontroverse in der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Information

Veranstaltungsort

Rosa-Luxemburg-Stiftung
Straße der Pariser Kommune 8A
10243 Berlin

Zeit

02.03.2024, 13:30 - 22:00 Uhr

Themenbereiche

Rosa Luxemburg, Neonazismus / Rassismus, Soziale Bewegungen / Organisierung, Migration / Flucht, Sozialökologischer Umbau, Partizipation / Bürgerrechte, Parteien / Wahlanalysen, Stadt / Kommune / Region, Wirtschafts- / Sozialpolitik, Kommunikation / Öffentlichkeit, Kunst / Performance

Zugeordnete Dateien

Frühlingsfest de:lux

«Ich freue mich schon so auf den Frühling, das einzige, was man nie satt kriegt, solange man lebt, was man im Gegenteil mit jedem Jahr mehr zu würdigen und zu lieben versteht.»
Rosa Luxemburg, 14. Januar 1918


Am 2. März, drei Tage vor Rosa Luxemburgs Geburtstag, starten wir mit dem de:lux-Fest in den Frühling. Wir öffnen unser Haus von 13:30 bis 22 Uhr für Begegnungen und Gespräche, für ein Kulturangebot mit einem Theaterstück über Rosa Luxemburg sowie Lesungen. Mit spannenden Gästen diskutieren wir über Fragen wie «Muss die Linke woke sein?», «Hat die Linke die Arbeiter*innen verloren?» und «Wie grün muss Sozialismus sein?». Für Verpflegung (Essen, Kaffee und Getränke) ist kostengünstig gesorgt.

Eintritt frei – keine Anmeldung erforderlich.

Unter dem Motto «Kultur & Kontroverse» präsentieren wir folgendes Programm:
(Weitere Details folgen)

Kontroverse in der Bibliothek (1.OG) - auch im Livestream

  • 14:00 Uhr, Bibliothek - auch im Livestream
    Antifaschistische Massendemonstrationen? Und nun?
    Es diskutieren Martin Schirdewan (Co-Vorsitzender der Partei Die Linke), Dr. Thomas Goes (Soziologe an Universtität Göttingen) und Anika Taschke (Referentin für Neonazismus und Strukturen/Ideologien der Ungleichwertigkeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung).

    Seit Veröffentlichung der Correctiv-Recherchen zum Treffen rechter Akteur*innen in Potsdam und ihrer Pläne zu «Remigration», gehen Millionen Menschen bundesweit auf die Straße – demonstrieren ihre Wut, ihren Dissenz mit den Plänen von AfD, Identitärer Bewegung, CDU-Mitgliedern und Unternehmern.
    Unter dem Hashtag #WirsinddieBrandmauer finden unzählige Demonstrationen und Veranstaltungen statt, die eine Abgrenzung zur AfD und ihren Forderungen einfordern. 
    Wir wollen darüber sprechen welches Potential diese neue Bewegung gegen den Rechtsruck entfalten kann und wie? Welche Strategien und Anknüpfungspunkte braucht es nun von Links?
  • 15:30 Uhr, Bibliothek - auch im Livestream
    Hat die Linke die Arbeiter*innen verloren?
    Es diskutieren Mario Candeias (RLS) und Ulrike Eifler (BAG Betrieb&Gewerkschaft der Linken). Moderation: Malene Gürgen (taz)

    Die Antwort auf diese Frage ist in der Linken häufig umstritten. Grundlage für eine solche Diskussion muss zunächst eine Analyse der Klassenzusammensetzung in dieser Gesellschaft sein. Gilt hier nur der Kohlekumpel, die von Digitalisierung bedrohte Industriearbeiterin, oder auch der DHL-Bote am Ende einer informatisierten Logistikkette? Was ist mit der Krankenpflegerin im modernen Krankenhauskonzern? Wo lassen sich jungen, urbanen, akademisch qualifizierten, aber häufig prekarisiert Arbeitenden mit unsicheren Zukunftsaussichten einordnen? Eine Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat Wähler*innenpotentiale in Bezug auf ihre Klassenherkunft untersucht. Wie unterscheiden sich Einschätzungen nach Geschlecht, Einkommen, Qualifikation usw.? Sind sie gewerkschaftlich aktiv? Haben sie Diskriminierungserfahrungen machen müssen oder einen Migrationshintergrund? Daraus ergibt sich ein vielfältiges Bild von Beschäftigten, die für eine Partei wie Die Linke aufgeschlossen sind. Was bedeuten diese Befunde für linke Politik heute?
  • 18:30 Uhr, Bibliothek
    Wie grün muss Sozialismus sein? - auch im Livestream
    Mit Carola Rackete, Sarah-Lee Heinrich und Raul Zelik; Moderation: Steffen Kühne (RLS)

    Vieles wird sich ändern. Dass wir auf ökologische Krisen zusteuern, deren Auswirkungen keinen Stein auf dem anderen lassen werden, könnte dabei eigentlich ein Grund zu linker Hoffnung sein. Auch wenn Kriege, Inflation und Rechtsruck die Aufmerksamkeit aktuell stark auf andere Felder lenken und der abklingende Mobilisierungszyklus den Druck der Klimagerechtigkeitsbewegung ausbremst, bleibt eine Einsicht breit geteilt: Weiter-so wird nicht funktionieren - und der Kapitalismus hat jede Menge mit der Misere zu tun.
    Mit ihren Zukunftserzählungen vermag die gesellschaftliche Linke in dieser Lage dennoch kaum Mehrheiten zu organisieren, die eine baldige Umsetzung des Guten Lebens für alle durchsetzen könnten. Das kann an den Zeiten und an der Zukunft liegen, sicher aber auch ein gutes Stück an der gesellschaftlichen Linken. Was also hindert uns?
    Wir möchten diskutieren, wie das Projekt einer sozial- ökologische Transformation formuliert werden müsste, worauf es in der nächsten Zeit ankommt und welche Chancen in den Herausforderungen von Klimakrise und Artensterben für eine linke Erneuerung stecken.
  • 20 Uhr, Bibliothek
    Muss die Linke woke sein? Linke Antworten auf den rechten Kulturkampf - auch im Livestream
    Mit Özge İnan und Alex Demirovic; Moderation: Amina Aziz

    Der Begriff «woke» ist eines der Reizthemen, über die in verschiedenen gesellschaftlichen Arenen heftig gestritten wird.
    Entstanden in den Debatten der US-amerikanischen Linken versucht der Begriff eine Sensibilität für sprachliche Diskriminierung zu signalisieren. Die von Wissenschaftler*innen untersuchte Theorie besagt, dass Sprache nicht nur gesellschaftliche Wirklichkeit widerspiegelt, sondern sie erzeugt und verfestigt. Wer die Augen zumacht und Pilot hört, denkt statistisch betrachtet eher an einen männlichen Flugzeugkapitän als an eine weibliche Kapitänin. Um Begriffe, Schulbücher und Bezeichnungen sind zahlreiche gesellschaftliche Konfliktlinien entstanden mit dem Potential, «Triggerpunkte» (Lux/Mau/Westheuser) für gesellschaftliche Wut zu werden.
    Die politische Rechte hat es verstanden, aus diesen Debatten politisches Kapital zu schlagen. Der Konflikt wurde polarisiert und nicht als Konflikt um Anerkennung von Menschen mit Diskriminierung gerahmt, sondern als Versuch der Intellektuellen und Linken, Menschen «umzuerziehen». Was ist politisch und strategisch die Aufgabe der Linken in dieser Debatte? Wie kann die Linke kluge Antworten auf den rechten Kulturkampf finden?
    Übertitel in Englisch, Französisch und Arabisch.

Kultur im Saal (EG)

  • 13:30 Uhr, Saal
    Musikalische Begrüßung durch Nina Thaler am Klavier
  • 14:00 Uhr, Saal
    Buchvorstellung: Portugal – Die unmögliche Revolution?
    Am 25. April 1974, vor fast 50 Jahren wurde in Portugal das faschistische Salazar-Regime gestürzt. Zu dem Klang von «Grândola Vila Morena» begann ein paradoxes Ereignis; ein friedlicher Militärputsch.  Aus antikolonialer und antifaschistischer Motivation und der Perspektive einer sozialistischen Transformation. Phil Mailer, ein irischer Linker, war 1974 als Englischlehrer in Portugal und erlebte eher zufällig die Nelkenrevolution mit. Die Erlebnisse hat er in seinem Tagebuch festgehalten, welches am 4. März 2024 in der deutschen Übersetzung unter dem Titel «Portugal. Die unmögliche Revolution?» bei Edition Nautilus erscheint. Wir sprechen mit den beiden Übersetzer*innen Anke Fusek und Felix Kurz über diesen Bericht, wie eine faschistische Diktatur gewaltfrei überwunden wurde.
  • 15:30 Uhr, Saal
    Schimpfen in Ostdeutschland – ein Akt der Liebe?
    Schimpfen, jammern, meckern, hassen gilt als unwürdig, verpönt und zerstörerisch. Aktuelle Kulturkämpfe sind dadurch gekennzeichnet, dass gerade rechte Kräfte jede sachpolitische Frage zu einer gefühligen Lebensstil- und Identitätsfrage verwandeln. Anna Stiede, Performerin und Politologin, und Karsten Krampitz, Historiker und Schriftsteller, wagen einen anderen Blick auf Schimpfkultur: Wer darf schimpfen und wer hassen? Warum das Jammern und Hassen rechten Kräften überlassen? Danach zu fragen welche Wünsche und Utopien im Schimpfen aufleuchten und dem einen Wert zu geben, kann uns gesellschaftlich weiterbringen.
    Die Ethnologin Juliane Stückrad, die zu ostdeutscher Schimpfkultur geforscht hat, beschreibt es so: «Wir erhalten Einblicke in die Erwartungen der Menschen an ein gutes Leben und ihr Streben nach Zufriedenheit. Die Schimpfenden verraten uns etwas von ihren individuellen und kulturell bedingten Fähigkeiten, mit der Unvollkommenheit zu leben, und erzählen im Unmut letztlich von ihren Utopien.» (Stückrad 2022)
    Anna Stiede präsentiert ihre neue Performance «ANNAMEDEA» an der sie gemeinsam mit der Regisseurin Susann Neuenfeldt und dem Musiker Florian Thamer arbeitet. Anna Stiede nutzt die u.a. von Christa Wolf und Heiner Müller interpretierte Medea Figur für einen theatralen Gegenentwurf zum Kulturkampf von rechts: «Was mich interessiert ist ein nicht-männlicher schimpfender und auch wütender Charakter, der nicht faschistisch ist.» Denn der künstlerisch körperliche Exzess eines Ostgefühls soll nicht Rammstein überlassen werden. (ANNAMEDEA, Idee & Performance - Anna Stiede, Susann Neuenfeldt – Regie, W. Ebraham - Kostümschneider, Moderation - Rebecca Gotthilf)
  • 17:00 Uhr, Saal
    Wie aus dem Zeitalter herausgenommen - Brechts Exil in Hollywood 
    Lieder, Gedichte und Journale von Bertolt Brecht aus den Jahren zwischen 1941 und 1945
    Es lesen und singen : Pia Dembinski, Markus Ücker und Holger Teschke. Am Klavier : Jürgen Beyer - Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin
  • 18:30 Uhr, Saal
    Theaterstück: Rosa! Mensch sein ist vor allem die Hauptsache
    Rosa Luxemburg war vieles. Grandiose Rednerin, Ruhestörerin, zierliche  Person, niederträchtig Ermordete, Gefängnispoetin, Humanistin und  Pazifistin. Eine bedingungslose Kämpferin für Freiheit, Demokratie,  Internationalismus und Gewaltlosigkeit. Klug, verletzbar, wütend,  empathisch, politisch, lebensfroh, humorvoll, mutig, stark. Vermeintlich  ist alles über sie bekannt. Die Schauspielerin Gabriele Brüning und der  Regisseur Manfred Kerklau entdecken dennoch neue Seiten der Ikone. Die  menschlichen. Die der Vogelfreundin und Botanikerin zum Beispiel, die  aus dem Gefängnis berührende Briefe an die Freundin Sophie Liebknecht  schreibt. Um Respekt und gleiche Rechte geht es da. Für alle und alles, was lebt und wächst.
  • 20:00 Uhr, Saal
    Theaterstück: Die Klima-Monologe
    Dokumentarisches Theater von Michael Ruf (Mit englischer, arabischer und französischer Übertitelung): Dürren, Überschwemmungen, Stürme. Unbewohnbare Zonen und Verteilungskämpfe breiten sich aus. Das Zeitfenster, das noch zum Handeln bleibt, wird immer kleiner. Die Klima-Monologe erzählen von den weltweiten Kämpfen verschiedenster Menschen gegen den Klimawandel. Sie geben Einblick, wie Menschen in unterschiedlichen Regionen der Welt ganz konkret die Folgen des Klimawandels in ihren eigenen Biografien spüren. Die Akteur*innen müssen immer wieder existenzielle Entscheidungen treffen: zwischen zu Hause bleiben oder weggehen, zwischen Ernteausfällen auf dem Land oder dem Leben als Tagelöhner in der Stadt, zwischen Sicherheit und Identität, zwischen Hunger und Risiko. Im Anschluss an die Vorführung findet ein Publikumsgespräch statt.

Kinderprogramm

  • 13:30 bis 18:00 Uhr, Raum 001 - EG
    Bewegungsbaustelle Berlin
    Die Bewegungsbaustelle Berlin gibt uns einen kleinen Einblick in ihr vielfältiges Angebot. Vielfältige Aufbauten und Materialien regen zum Bewegen und Probieren an. Die Bauanleitung entsteht im Kopf und ist ein ständig neubeginnender Prozess. Lernen mit Herz, Hand, Kopf und Fuss.
  • 15:30 Uhr, Raum 002 - EG
    Lesung «Die Hochhausdetektive» von und mit Johanna Lindemann
    Drei mutige Kinder aus Familien mit sehr wenig Geld erobern die Herzen der Detektiv-Fans! Anton, Isha und Mesut wohnen im berüchtigtsten Hochhaus der Stadt, das von vielen gemieden wird und so stellen sie schnell fest: Hier muss man zusammenhalten und sich aufeinander einlassen, wenn man richtige Freunde finden will.
    Johanna Lindemann  arbeitete als Jahrmarktsverkäuferin, untalentierte Barkeeperin und ehrliche Werbetexterin. Ihre Töchter haben aus ihr einen besseren Menschen gemacht. Daher bereitet es ihr am meisten Freude, Kindern Geschichten zu erzählen – weil da die Augen am stärksten leuchten.

Standort

Kontakt

Haiko Ludwig

Leiter Veranstaltungsmanagement, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Telefon: +49 30 44310 480