30. Juni 2023 Tagung/Konferenz Jenseits gleicher Rechte - Beyond Equality

Feminismen erobern das Leben zurück - eine internationalistische Konferenz

Information

Veranstaltungsort

HAU - Hebbel am Ufer
Stresemannstraße 29
10963 Berlin

Zeit

30.06.2023, 18:30 - 02.07.2023, 20:00 Uhr

Themenbereiche

Geschlechterverhältnisse, Soziale Bewegungen / Organisierung, Südosteuropa, Andenregion, Brasilien / Paraguay, Cono Sur, Kunst / Performance, Westeuropa, Libanon / Syrien / Irak, Feminismus

Zugeordnete Dateien

Jenseits gleicher Rechte - Beyond Equality

Iranische feministische Revolutionär*innen, lateinamerikanischer “mulherismo”, kurdische “women’s liberation”-Bewegungen und ähnliche feministische Ansätze reduzieren sich nicht – so wie es liberale, vorwiegend westliche, feministische Agenden tun – auf Forderungen nach einem gleichen Anteil an der derzeit dominanten toxischen Lebensweise. Sie verstehen vielmehr das Patriarchat als intersektional verwoben mit Extraktivismus, staatlicher Gewalt und Kapitalismus. Für diese, zumeist den Kämpfen des Südens entspringenden Ansätze, ist Feminismus viel mehr als ein Ringen nach Gleichheit und individuellem Empowerment – er ist ein umfassendes politisches Projekt für Gerechtigkeit und strukturelle Transformation: Dekolonisierung und planetarische Care-Arbeit, politische Souveränität, Vergesellschaftung reproduktiver Arbeit und Demokratisierung alltäglicher Lebensverhältnisse.

Die Konferenz versammelt prominente feministische Bewegungen, Forscher*innen und Kulturschaffende – lateinamerikanische Kollektive, kurdische, iranische und nordafrikanische Befreiungsbewegungen sowie queere und transfeministische Positionen – mittels eines kollektiven kuratorischen Prozesses.

Diskursive Engagements, Versammlungen, Gespräche und Workshops fokussieren auf Krieg, Grenzpolitik und Revolutionen, dekolonialen Ökofeminismus und die politische Ökonomie von “race”, feministischen Abolitionismus, Antifaschismus, geschlechtsspezifische Gewalt, hetero-cis-Normativität oder investigativen Journalismus. Gemäß dem Slogan der kurdischen Befreiungsbewegung wollen wir der Rückeroberung des Lebens und der Freiheit Ausdruck verleihen.

Jin, Jiyan, Azadî! 

Programm:

Freitag, 30.6.

18:30–19:00 / HAU1
Eröffnung
Mit: Erica Malunguinho, Anielle Franco / Moderation: Kuratorisches Kollektiv
Sprachen: Brasilianisches Portugiesisch und Englisch mit englischer und brasilianisch-portugiesischer Simultanübersetzung

Nach einer kurzen Einführung über die Fragen des Gatherings zur feministischen Demokratisierung des Alltags, durch das Kurator*innenkollektiv werden Erica Malunguinho und Anielle Franco das Wochenende mit eröffnen. Erica Malunguinho ist eine brasilianische Politikerin und die erste trans Person, die in ein brasilianisches Landesparlament gewählt wurde. Anielle Franco ist die Ministerin für das Ressort für die Gleichstellung ethnischer Gruppen im zweiten Kabinett von Lula da Silva. Nach der Ermordung ihrer Schwester Marielle Franco wurde sie zur Direktorin des Marielle-Franco-Instituts ernannt.

19:00–20:30 / HAU1
Round Table: “Transnational feminisms: the desire to change everything”
Mit: Verónica Gago, Parvin Ardalan, Dilar Dirik, Erica Malunguinho / Moderation: Elif Sarican
Sprachen: Brasilianisches Portugiesisch und Englisch mit englischer und brasilianisch-portugiesischer Simultanübersetzung

Vom “World Women's Democratic Confederalism” der kurdischen Frauenbewegungen über die mobilisierende Kraft des Frauenstreiks in Argentinien bis hin zu den Erfahrungen des Transfeminismus in parlamentarischen Positionen in Brasilien und der feministisch geprägten Revolution im Iran: Diese Bewegungen stellen unterdrückerische Systeme in Frage und haben das Begehren alles zu verändern. Das Panel zielt darauf ab, Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen, in den verschiedenen Kämpfen um transnationale feministische Strategien für die Veränderung der Ordnung der Welt.

21:30–23:00 / HAU1
“Roda de Conversas” WORLD CAFE – Meet and Greet
Mit: TranStyX: Tunesisches Queer-Kunstprojekt, Kurator*innenteam, Referent*innen und allen Organisationen / Moderation: Kurator*innen-Kollektiv
Sprachen: Verschiedene Sprachen mit Übersetzung
In Kooperation mit Academic Cooperation Tunis

An verschiedenen runden Tischen, die auf der Bühne des HAU1 installiert sind, werden intime Gesprächsanlässe zwischen den Referenten und den Besuchern des Treffens geschaffen: um persönliche Begegnungen und einen tieferen Austausch und Networking zu ermöglichen, basierend auf verschiedenen Inputs des Kurator*innenenkollektivs zu den Hauptfragen des Gathering: Dekolonisierung und planetarische Care-Arbeit, Vergesellschaftung sozialer Reproduktion, geschlechtsspezifische Gewalt oder Transfeminismus.

Samstag, 1.7.

10:00–11:00 / HAU1
Round Table: “From Abya Yala to Kurdistan challenging the complicity of liberal feminism: sovereignty of the everyday”
Mit: Lorena Cabnal, Dilar Dirik, María do Mar Castro Varela / Moderation: Margarita Tsomou
Sprachen: Spanisch und Englisch mit spanischer und englischer Simultanübersetzung

Statt einen “gleichen Anteil” an der heutigen toxischen kapitalistischen Gewalt zu fordern, erfinden Konzepte des kommunitären Feminismus – von Abya Yala bis Kurdistan - Wege, um mit der Reproduktion des Lebens umzugehen: die gemeinschaftliche Sorge um Körper, Kinder, alte Menschen und planetarische Kräfte, die Schaffung nachhaltiger städtischer und ländlicher Gemeinschaften und Forderungen nach der Vergesellschaftung der Reproduktionsarbeit werden als Wege zur Ernährungs-, Wasser- und Landsouveränität sowie zur politischen Souveränität diskutiert.

11:30–13:00 / HAU1+HAU3
Workshops / Kennenlernen & Vorstellung der Kollektive
Begrenzte Kapazitäten, Anmeldung erbeten über tickets@hebbel-am-ufer.de

IWS – Internationaler Frauen* Raum
Moderation: Denise Garcia Bergt
Sprachen: Englisch

Welchen Mehrwert hat es, uns selbst in unseren eigenen Worten zu dokumentieren? Diese Frage wollen wir diskutieren, während wir unsere Erfahrungen mit der Dokumentation des International Women Space (IWS) teilen: Im Jahr 2021 haben wir trotz der Pandemie Frauen getroffen und interviewt, die über Migration, Asyl, das geteilte Deutschland in der Nachkriegszeit gesprochen haben – die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD), Kolonialismus, Rassismus und europäische Grenzen. Daraus ist die Reihe “Kämpferinnen” entstanden. Wir werden einige Videos aus der Reihe vorstellen und über das Potenzial von Eigendokumentation diskutieren. Der IWS wurde 2012 während der Besetzung des Oranienplatzes und der Gerhart-Hauptmann- Schule in Berlin-Kreuzberg von und für Frauen gegründet. IWS hat Bücher veröffentlicht sowie dutzende Podcasts und Videos produziert.

Cenî &Jineolojî
Moderation: kollektive Moderation
Sprachen: Kurdisch, Deutsch und Englisch

Während der schallende Slogan “Jin Jiyan Azadî” in der ganzen Welt widerhallt, diskutieren wir, im Gemeinschafts-Workshop von CENÎ - Kurdisches Frauenbüro für Frieden und Jineolojî, über die reiche Geschichte und die politische Bedeutung dieses inspirierenden Gesangs. Dafür werden wir Jineolojî, die kurdische Wissenschaft der Frauen, vorstellen, sowie ihre Rolle bei der Gestaltung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieses Slogans. Das Wissen der Frauen*, zwischen dem Aufbau demokratischer und ökologischer Selbstverwaltung, ist zentral für kurdisches Leben. Hieraus entwickeln wir die Vision und internationalistischen Netzwerke für einen demokratischen Weltfrauenföderalismus.

S.U.S.I. – Interkulturelles Frauenzentrum Berlin & QuilomboalleRoda de Conversa: From Quilombolism to Black Feminism – Intersectionalities among us
Moderation: Jamile da Silva e Silva, Sandra Bello

Sprachen: Deutsch und Portugiesisch

Wie können wir als Schwarze Frauen im Kontext der Diaspora, der Migration und der Flucht aus dem kolonialen Epizentrum heraus Einheit und Zusammenhalt in unserem Kampf artikulieren? Dialoge über generationelle Griotage (griotagem geracional), Autonomie, Institutionalitäten, Feminismus und Quilombolismo.

Feminists 4 jina: Ein Leben zwischen Hoffnung und Verzweiflung: Lokale Kämpfe und internationalistischer Feminismus
Moderation: Kollektive Moderation
Sprachen: Englisch

Vor dem Hintergrund der jüngsten feministischen Revolutionsbewegung im Iran wird feminists4jina, ein Netzwerk von feministischen Aktivist*innen und Kollektiven in verschiedenen Städten außerhalb des Irans, die Potenziale und Herausforderungen bei der Verknüpfung von lokalem Aktivismus mit internationalistischen feministischen Kämpfen zur Diskussion stellen.

Casa Kuà- Decolonizing and re-imagining our bodies – a sharing circle
Moderation: Tzoa
Sprache: tbc.

Gemeinsam werden wir einen kollektiven Raum schaffen, in dem wir Geschichten austauschen, Strategien erforschen, unsere eigenen Narrative überdenken und neu erfinden. Narrative, die uns die Inspiration und Kraft für unsere täglichen Kämpfe geben. Durch die Kämpfe, auf so vielen Ebenen, ist es leicht, die Verbindung zu uns selbst und zu unserem Körper zu verlieren. Dies ist ein Raum, in dem wir uns mit unserem Körper (wieder) verbinden und uns unsere Beziehung zu ihm (wieder) vorstellen können.
Dieser Workshop ist nur für alle trans* und queeren BIPOC/rassifizierten Menschen offen.

14:30–16:00 / HAU1
Round Table: “Against Capitalism and its Extractivisms: From Body-Territory to Feminismos Comunitários and Agroecologia in Latin America”
Mit: Lorena Cabnal, Carmen Cariño, Miriam Nobre, Louise Wagner / Moderation: Barbara Marcel, Camila Nobrega
Sprachen: Spanisch und Englisch mit spanischer und englischer Simultanübersetzung

Die ursprüngliche Akkumulation des Kapitalismus war nur durch die Ausbeutung des kolonialen Projekts und des eurozentrischen Wachstums möglich, kombiniert mit der Ausbeutung von (un)bezahlter Arbeit feminisierter Körper. Wie können verschiedene Wissensformen wie etwa aus der Agrarökologie, dem Ökofeminismus, dem territorialen kommunitären Feminismus oder der indigenen und afrolatinoamerikanischen Feminismen mit den Kämpfen der bäuerlichen, Arbeiter- und nicht-heteropatriarchalen Bewegungen verbunden werden, um die bestehenden “monokulturellen Welten” zu konfrontieren? Die Debatte wird sich mit möglichen Verbindungen zwischen feministischen Kämpfen und dem Recht auf Territorien und Lebensgrundlagen beschäftigen, und zwar aus nicht-dominanten Perspektiven des “Buen Vivir”.

16:00–18:00 / HAU1+HAU3
Workshops
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erbeten über tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt für alle Workshop-Teilnehmer*innen: HAU3 (Tempelhofer Ufer 10, 10963 Berlin)

Planetarian feminisms: reframing ecofeminism for antiextractivist politicsof care
Host: Margarita Tsomou / Mit: Dalia Gebrial, Carmen Cariño, Miriam Nobre
Sprachen: Spanisch und Englisch

Feministische Ökolog*innen wissen, dass Geschlecht und Ökologie miteinander verbunden sind: nicht nur weil Frauen stärker von Klimakatastrophen betroffen sind und an der Spitze der Bewegungen gegen Landraub stehen. Es gibt auch einen strukturellen Zusammenhang zwischen sozialer Reproduktion und unserem Verhältnis zur Natur: Im kolonial-kapitalistischen Patriarchat dienen die Geschlechter- und Naturverhältnisse der Ausbeutung sowohl der (weiblichen) Reproduktions- als auch der planetaren Regenerationsarbeit als “freie Ressourcen”. Im Workshop diskutieren wir dieses klassische Argument des Ökofeminismus vor dem Hintergrund anti-extraktivistischer transnationaler feministischer Bewegungen und entwickeln es weiter: Was sind die Verstrickungen kolonialer Mechanismen mit extraktivistischer Ausbeutung und der Krise der (feminisierten) sozialen Reproduktion?

Understanding & Resisting the Many Faces of War, in Defense of Life
Host: Elif Sarican / Mit: İida Käyhkö, Dilar Dirik
Sprache: Englisch

Strukturen von Krieg und Militarismus durchdringen jeden Aspekt der Gesellschaft. Von der patriarchalen Gewalt im Privaten über militärische und polizeiliche Technologien auf den Straßen bis hin zur Propaganda in den Medien: In diesem Workshop werden wir die Auswirkungen von Krieg und Militarismus, seine geschlechtsspezifischen Aspekte und die Rolle der Frauen* zwischen Friedensprozessen und bewaffnetem Kampf untersuchen. Die Entlarvung des vielschichtigen Kriegssystems, das die kapitalistische Maschinerie nährt, muss eine Priorität für eine feministische Verteidigung des Lebens sein.

Feminisms and Revolutions in the Middle East and North Africa
Host: Firoozeh Farvadin / Mit: Soma Rostampour, Himmat Zoubi, Nesrine Jelalia, Sara Abbas, kurdische Frauenbewegung
Sprache: Englisch
In Kooperation mit Academic Cooperation Tunis

Der Nahe Osten hat in den letzten zehn Jahren revolutionäre Bewegungen erlebt, in denen Feministinnen eine aktive und strategische Rolle spielten. Der Workshop soll den Austausch über gemeinsame und unterschiedliche feministische Strategien und Formen der Mobilisierung während der revolutionären Prozesse in der Region ermöglichen.

Femicide and Gendered Violence: Feminist Counter-Strategies
Moderation: Bahar Oghalai, Margarita Tsomou /
Mit: Feminist Autonomous Center for Research (Greece), (Myrto Tsilimpounidi & Anna Carastathis), Christina Clemm, Fatemeh Karimi, Verónica Gago
Sprachen: Englisch, Französisch

Jenseits der individualistischen Auffassung des Opfer-seins artikulieren Ni Una Menos und feministische Bewegungen auf der ganzen Welt, Femizid und geschlechtsspezifische Gewalt nicht als Unfälle oder Fehlverhalten ¬– sondern als inhärente Aspekte patriarchaler und kapitalistischer Strukturen, die ihre Dominanz (re-)produzieren. Um den Widerstand gegen Femizid und geschlechtsspezifische Gewalt aus einer transnationalen Perspektive zu diskutieren, wenden wir uns kollektiven Kampfformen sowie rechtlichen Strategien in verschiedenen Kontexten zu, wie z.B. im Iran, Deutschland oder Griechenland.

Transnational Feminist and Queer Solidarities
Moderation: Agata Lisiak, Aysuda Kölemen, Galina Yarmanova
Sprache: Englisch

Was bedeutet es, mit dem Kampf anderer solidarisch zu sein? Wie können wir die Stimmen anderer verstärken, ohne für sie zu sprechen? Was bedeutet es, neben der Gestaltung öffentlicher Gespräche und der Organisierung am eigenen Standort, Solidarität aus der Ferne zu üben? Dieser Workshop ist Teil einer Reihe eines fortlaufenden Austauschs, der von der Multi- Site-Initiative “Trasnational Feminism, Solidarity and Social Justice- Project” organisiert wird – eine Plattform für feministische Kollaboration in Wissenschaft und Kunst, um transnationalen Feminismus als “toolkit” sozialer Gerechtigkeit zu nutzen.

19:00–21:00 / HAU1
Assembly: “No ‘equal share’ – Beyond Equality: What kind of feminisms do we need?”
Mit: allen Teilnehmer*innen, Redner*innen und Organisationen des Gatherings / Moderation: Kurator*innen-Kollektiv
Sprachen: Englisch, Spanisch und Portugiesisch

In den letzten zehn Jahren sind Feminismus und Diversität zu populären Begriffen geworden: Im Marketing, liberaler Rhetorik, aber auch in der Regierungs- und Außenpolitik scheinen sich Forderungen nach “Gleichheit zwischen den Geschlechtern” durchzusetzen. Doch die Forderung nach einem “gleichen Anteil” am modernistisch-progressiven Paradigma, scheint in einem zusammenbrechenden kapitalistischen (Öko-)System überholt. In der den Tag abschließenden Versammlung werden wir die in den Workshops diskutierten Inhalte zusammentragen und Widersprüche liberaler (westlicher) Feminismen diskutieren. Dabei tragen wir die Elemente der Feminismen zusammen, deren transformative, politische Projekte sich mit kolonialer und sozialer Enteignung, patriarchaler Gewalt und den andauernden Ökozid beschäftigen.

Sonntag, 2.7.

11:00–12:30 / HAU1
Round Table: “Breaking Barriers: On Queer and Gender Dissidence beyond borders”
Mit: Zethu Matebeni, Rub(en) Solís Mecalco, Maria Galindo / Moderation: Camila Nobrega
Sprachen: Spanisch und Englisch mit spanischer und englischer Simultanübersetzung

In den meisten Teilen der Welt werden queere und Gender-Dissident* innen immer noch marginalisiert oder strafrechtlich verfolgt; gleichzeitig wird Queerness in Diversity-Mainstreaming- Politiken zum Trend. Das Panel konzentriert sich auf verschiedene Konzepte von Gender-Dissidenzen in unterschiedlichen transnationalen Kontexten – indigen, dekolonial und anderen – um die binären Konzepte von Gender und Sexualität, aber auch die Aneignungen neoliberaler Queer-Feminismen zu hinterfragen.

12:45–14:15 / HAU1 & HAU3
Workshops
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erbeten über tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt für alle Workshop-TeilnehmerInnen: HAU3 (Tempelhofer Ufer 10, 10963 Berlin)

The Political Economy of race and reproduction
Hosts: Bafta Sarbo, Bahar Oghalai / Mit: Miriam Nobre, Iida Käyhkö, Dalia Gebrial, Luci Cavallero
Sprachen: Englisch, Spanisch

Feministische und antirassistische Bewegungen haben sich schon immer mit Fragen von Klassengesellschaft und Kapitalismus beschäftigt. In den letzten Jahren haben sich viele Konzepte popularisiert, die sich mit der Konzeptualisierung der Beziehung zwischen „Rasse“, Geschlecht und Klasse befassen. In diesem Workshop werden wir die Frage erörtern, wie die Systeme von Rassismus, Patriarchat und Kapitalismus zusammenhängen und wie soziale Bewegungen diese Verflechtung angehen.

Feminism Unchained: Embracing Abolition and Challenging Carceral Feminism
Host: Elif Sarican / Mit: Becka Hudson, Nazan Üstündağ
Sprache: Englisch

Dieser Workshop wendet sich ab vom Paradigma des liberalen “Carceral-Feminism”, mit dem mehr Strafen gefordert werden, um geschlechtsspezifischer Gewalt zu begegnen. Die sexuelle Gewalt ist jedoch mit anderen Formen struktureller (staatlicher) Gewalt verbunden, wie z.B. Racial Profiling, Polizeigewalt, Grenzregime, Kriege oder wirtschaftliche Enteignung. Wie würde eine feministische abolitionistische Position aussehen? Wir werden das Potenzial eines abolitionistischen Feminismus für die Veränderung der Gesellschaft erkunden und die Zusammenhänge zwischen Geschlechterbefreiung und Kritik an Polizeigewalt und Militarismus untersuchen.

Alternative Feminist Investigation Media Strategies
Host: Camila Nobrega
Mit: Barbara Marcel, Andrea Dip, Kurdische Frauenzeitung, JIN TV, Lara Bitar
Sprache: Englisch

Traditionelle Mediensysteme sind Terrains, die in cis-heteropatriarchalen Welterzählungen verwurzelt sind. Feministische Kollektive und intersektionale Perspektiven schaffen jedoch neue autonome Formen des Geschichtenerzählens, des investigativen Journalismus und der Gemeinschaftsdokumentation. In diesem Workshop werden Menschen zu Wort kommen, die von ihren Projekten, Herausforderungen und Kämpfen berichten werden, um neue Bedeutungen des Journalismus in verschiedenen lokalen und grenzüberschreitenden Kontexten zu schaffen.

Emotions in Movements
Host: medico International e.V.
Mit: Verónica Gago, Kate Sheese und Débora Medeiros.
Sprache: Englisch

Welche Rolle spielen Affekte und Emotionen in der Massenmobilisierung? Unter welchen Bedingungen wird ihre Politisierung emanzipatorisch, und unter welchen Bedingungen sind sie autoritär? Massenproteste entzünden sich an affektiven Impulsen: Die gemeinsame Erfahrung von Gewalt und Unterdrückung wird zu einem zentralen Impulsgeber für emanzipatorische Bewegungen, wenn Leid und Angst in Wut umschlagen. Die sich organisierende Wut über strukturelle Gewalt findet zum einen immer wieder Ausdruck in queerfeministischen und dekolonialen Massenprotesten. Andererseits werden Emotionen unter Rechtspopulisten und Autoritaristen in Ressentiments und Hass gegen marginalisierte Gruppen umgewandelt. Dieser Workshop zielt darauf ab, die Rolle von Emotionen in der Massenmobilisierung aus einer feministisch-aktivistischen und sozialpsychologischen Perspektive zu verstehen.

Feminized labor at the intersection of class, migration and the state of late hyper-capitalism
Host: Margarita Tsomou / Mit: Delal Atacan, Liad Hussein Kantorowicz, Mütterliche Fantasien
Sprachen: Englisch, Deutsch

“Feminisierte Arbeit” wird systematisch unterbewertet, unterbezahlt und oft nicht einmal als Arbeit anerkannt: Dies gilt für alle Bereiche der gesellschaftlichen Reproduktionsarbeit, die den Feminisierten als ihre vermeintlich “natürliche Verpflichtung” zugewiesen wurde. Ausgehend von der (migrantischen) Hausarbeit, dem medizinischen Pflegesektor, der Sexarbeit und der Mütterarbeit werden wir die Bedingungen feminisierter Arbeit im gegenwärtigen Kapitalismus diskutieren und Ideen für eine Vergesellschaftung von Care-Arbeit entwickeln.

15:30–17:30 / HAU1
Conversation: “Feminists against Neoliberal Authoritarianism: How to fight back gendered violence?” (mitorganisiert von IRGAC-RLS)
Mit: Evren Savci, Anielle Franco, Luci Cavallero, Ewa Majewska / Moderation: Firoozeh Farvardin
Sprachen: Brasilianisches Portugiesisch, Spanisch, Englisch

Antifeministische Politik ist zum Eckpfeiler gegenwärtiger neoliberaler und autoritärer Regime auf der ganzen Welt geworden. Der Neoliberalismus geht, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen, Hand in Hand mit dem Aufstieg autoritärer Herrschaft, rechtsextremer Bewegungen und religiösem Konservatismus, z. B. in der Türkei, Argentinien, Brasilien oder Polen. In diesen Kontexten hat die Verbindung von Neoliberalismus und Autoritarismus die geschlechtsspezifische Gewalt verschärft, z. B. als Anti-Abtreibungsgesetze, Anti-Trans-Politik, staatliche Femizide oder geschlechtsspezifische Verarmung. In der Debatte werden die Schlüsselstrategien der jeweiligen Kontexte für den Widerstand gegen verschiedene Formen der Ausbeutung unserer Körper und des Abbaus lebenswichtiger Ressourcen erörtert. Wie können wir trotz zunehmender neoliberaler Repressionen das Leben zurückgewinnen?

18:00–20:00 / HAU1
Round Table: Feminismus und die Neue Rechte: Resisting “divide and rule” – Antirassimus und Feminismus Kontinuitäten der migrantischen Kämpfe (in Europe?)
Mit: Simone Dede Ayivi, Encarnación Gutiérrez-Rodríguez, Sabine Hark, Jamille da Silva / Moderation: Bafta Sarbo
Sprachen: Englisch und Deutsch mit englischer und deutscher Simultanübersetzung

Die Anti-Migrations-Rhetorik, die durch einen neu-aufflammenden Nationalismus angeheizt wird, ist ein zentrales Thema der neuen Rechten in Deutschland. In den letzten zehn Jahren haben rechte Bewegungen die Sorge um die Sicherheit von Frauen* als Hauptargument gegen Migration angeführt. Diese Bewegungen wurden direkt oder indirekt von einem konservativen Zweig des Feminismus unterstützt, der Männer mit Migrationshintergrund als Bedrohung für deutsche Frauen und Migrantinnen betrachtet. Wie können feministische und antirassistische Bewegungen diese Spaltung und Vereinnahmung bekämpfen?

Kurzbiografien aller Beteiligter finden Sie auf www.hebbel-am-ufer.de/hau-publikationsreihe/festivalmagazin-protagonistas/biografien

Am Samstag, den 1.7. und Sonntag, den 2.7. bieten wir eine Kinderbetreuung an.

Bitte kontaktieren Sie uns über anmeldung@hebbel-am-ufer.de zur Anmeldung.

Gefördert durch: Allianz Foundation. In Kooperation mit: Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS Programme: International Research Group on Authoritarianism and Counter-Strategies (IRGAC); Dialogue Program Feminismos Internacionalistas), medico international e.V. / “Beyond Equality: Feminisms Reclaiming Life. An Internationalist Gathering” ist Teil des HAU-Festivals “¡PROTAGONISTAS! Resistance Feminisms Revolution”

www.hebbel-am-ufer.de

Standort

Kontakt

Jan-David Echterhoff

Projektmanager «Globaler Wissenschaftsdialog», Rosa-Luxemburg-Stiftung

Telefon: +49 30 44310 488