Workshop mit Thomas Ebermann
In seinem einleitenden Referat zum Workshop wird sich der Referent bemühen:
- die heutigen Bedürfnisse als zum bestehenden System gehörig zu denunzieren. Sie sind auf eine übermächtige Struktur zurückzuführen, die in die Menschen einwandert, sie prägt, hässlich macht. (Hilfestellung durch Zitate aus Agnes Heller: «Theorie der Bedürfnisse»
- alles zu vermeiden, was ihn als Weltverbesserer durch richtiges Verhalten im Marktgeschehen, als Berater kritischer Konsument:innen erscheinen lassen könnte. Auch distanziert er sich von allen pfäffischen Belehrungen, die den unteren Schichten den unschicklichen Konsum ankreiden ‒ und von den Produktionsbedingungen, denen sie unterworfen sind, absehen. (Hilfestellung: Karl Marx)
- die Voraussetzung aller kritischer Reflektion über Bedürfnisse, dass der Mensch satt, bekleidet, behaust und versorgt sein muss, nie zu ignorieren. Das schützt davor, voreilig ins Solzialpsychologische zu wechseln. (Hilfestellung: Theodor W. Adorno)
- dennoch daran festzuhalten, dass wahre und falsche Bedürfnisse unterscheidbar sind (Hilfestellung: Herbert Marcuse) - und dass «enormes Bewusstsein» einen Bruch mit dem Bestehenden impliziert und also etwas fundamental anderes ist als das Postulat der «sozialen Gerechtigkeit». (Hilfestellung: Karl Marx)
- das Dilemma, den Teufelskreis, nicht zu verschweigen, dass andere Verhältnisse (ohne Konkurrenz, ohne Arbeitstempo im Dienste der Produktivität, ohne Sorge vor dem Absturz ins Elend etc.) gewiss Menschen mit anderen Bedürfnissen erbrächten ‒ wir aber nicht wissen, ob die Sehnsucht nach dem ganz anderen unter Bedingungen heutiger materieller Wirklichkeit je große Potenziale erfassen kann. (Hilfestellung: Agnes Heller, Herbert Marcuse: «Versuch über die Befreiung»)
- immer nachzuweisen, dass Bedürfniskritik stets auf einen Begriff gesellschaftlichen Reichtums insistiert, der antagonistisch zum herrschenden sich verhält, weil er nicht im Entferntesten asketisch ist und deshalb, um der Arbeit zu fliehen, auf all die überflüssigen, dummen, sinnlosen Produkte und Dienstleistungen verzichtet. Wenn Adorno, was selten ist, die befriedete Zukunft doch einmal 'auspinselt', dann so: «Wenn es einmal kein Monopol mehr gibt, wird sich rasch genug zeigen, dass die Massen den Schund, den die Kulturmonopole und die jämmerliche Erstklassigkeit, die die praktischen ihnen liefern, nicht 'brauchen'.» («Thesen über Bedürfnisse»)
Im Workshop wird das Thema vertieft und erweitert diskutiert. Es kann gefragt, diskutiert, gelesen oder einfach nur zugehört werden.
Thomas Ebermann ist Arbeiter ohne Fixierung auf diese frühere Lebensphase, Politiker ohne Karriere, Intellektueller ohne Abitur, Künstler ohne Genregrenzen. Publikationen (Auswahl): Die Offenbarung der Propheten. Über die Sanierung des Kapitalismus, die Verwandlung linker Theorie in Esoterik, Bocksgesänge und Zivilgesellschaft, Hamburg 1995 (mit Rainer Trampert), Linke Heimatliebe. Eine Entwurzelung, Hamburg 2019, Störung im Betriebsablauf. Systemirrelevante Betrachtungen zur Pandemie, Hamburg 2021.
Veranstaltung in Kooperation mit INPUT Mannheim
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Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg
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