10. November 2023 Workshop Wohnen klimagerecht organisieren

Eine Werkstatt vom Gesprächskreis Stadtpolitik, dem Arbeitskreis Organizing und der Fachgruppe Energiepolitik in der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Information

Veranstaltungsort

FMP1
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin

Zeit

10.11.2023, 18:00 - 12.11.2023, 15:00 Uhr

Themenbereiche

Soziale Bewegungen / Organisierung, Sozialökologischer Umbau, Stadt / Kommune / Region

Zugeordnete Dateien

Wohnen klimagerecht organisieren

Die CO2-Neutralität im Wohnsektor gehört zu den größten Aufgaben für den Klimaschutz. Und sie birgt erheblichen sozialen Sprengstoff. So gehören energetische Modernisierungen seit Beginn der Mietenkrise zu den wesentlichen Werkzeugen der Mieterhöhung und Verdrängung. Hinzu kommt der Abriss von bezahlbarem Wohnraum und der Neubau hochpreisiger Wohnungen unter Einsatz von energieintensiven und klimaschädlichen Materialien wie Beton und Stahl.

Um dieses Dilemma aufzulösen, müssen Mieten- und Klimabewegung an einem Strang ziehen und sich gemeinsam organisieren. Die Aufgabe ist groß und es braucht viele Aktionen, um Druck von Unten aufzubauen und die Machtverhältnisse zu verschieben. Fachwissen und gute Argumente gehören ebenso zum notwendigen Repertoire wie Werkzeuge des Organisierens und eine gemeinsame Strategie.

Die Werkstatt «Wohnen klimagerecht organisieren» will Interessierte und schon Aktive aus Klima- und Mietenbewegung zusammenbringen. Wir laden internationale Expert*innen und Organizer*innen ein und schaffen Räume, um Wissen und Erfahrungen zu teilen. Unter anderem sind vertreten: Alliance Citoyenne, Frankreich, Architects for Future, Berliner Energietisch, Berliner Mieterverein, BUND, Communia, Deutsche Umwelthilfe, Deutsche Wohnen & Co. enteignen, Berlin, Front Slobode, Bosnien, IG Habersaathstraße, Berlin, Mietentisch Gropiusstadt, Berlin, Mieter*innen for Future, RWE & Co. enteignen, Stadt für alle Frankfurt/M, Werkstatt für Bewegungsbildung

Aktuelle Informationen auf den Telegram-Kanälen des AK Organizing und von RLS Cities.

Programm

Freitag, 10. November 2023
ab 19:00 Uhr: Kneipenabend
Salon, Franz-Mehring-Platz 1

Pläne lassen sich nicht nur am Schreibtisch oder in Konferenzsälen schmieden. Deshalb laden wir alle Teilnehmenden zum Auftakt der Werkstatt ein, sich bei einem gemeinsamen Abend auszutauschen, zu vernetzen und auf die kommenden Tage einzustimmen.

Samstag, 11. November 2023
9:00 Uhr bis 11:15 Uhr: Start mit allen im Münzenbergsaal
Die gemeinsamen Werkstatt-Phasen werden moderiert von Ronald Höhner und Caroline Hüglin (beide Rosa Luxemburg Stiftung).

11:15 Uhr bis 11:30 Uhr: Pause

11:30 Uhr bis 13:30 Uhr: Workshops

  • (1) Sprengstoff Wärmewende - sozial-ökologische Zielkonflikte
    Seminarraum 2

    Wir wollen schlaglichtartig den gesetzlichen Rahmen der Wärmewende im Gebäudebereich darstellen sowie die Interessenlagen und daraus zu erwartenden Zielkonflikte. Wir wollen Lösungsansätze für eine klimagerechte Wärmewende identifizieren, um die es sich lohnt zu kämpfen. Konkret geht es um das Heizungsgesetz und die kommunale Wärmeplanung sowie um Standards für energetische Sanierungen und deren soziale Absicherung. Zudem wollen wir uns Gedanken machen, wie mit möglichen Konflikten umgegangen werden kann, die zwischen Mieten- und Klimabewegung entstehen können.
    Mit: Irmela Colaço (BUND) und Uwe Witt (Rosa-Luxemburg-Stiftung), moderiert von Sophie-Marie Aß (Fraktion DIE LINKE. im Bundestag)
  • (2) Nachbarschaften organisieren für Klimagerechtigkeit
    Seminarraum 7

    Klimagerechtigkeit bedeutet, den Kampf gegen die Klimakrise mit dem um soziale Gerechtigkeit zu verbinden. Das leuchtet unmittelbar ein, ist in der Praxis aber oft schwierig. Gerade beim Wohnen sind die Nöte oft unmittelbar: hohe Mieten und Nebenkosten, kaputte Heizungen, die Modernisierungsankündigung. Da scheint der Klimaschutz weit weg. Die Alliance Citoyenne in Frankreich und Front Slobode in Bosnien aber zeigen, dass fossiles Heizen, Energiearmut, ausbleibende Renovierungen und hohe Wohnkosten Themen sind, zu denen sich Nachbar*innen organisieren können. Gemeinsam mit Aktiven aus Grenoble, Lyon und Tuzla wollen wir diskutieren, wie wir das Klima praktisch und konkret in die Wohnungsfrage und damit in die Mietenbewegung bringen können.
    Der Workshop wird deutsch-englisch-deutsch simultan übersetzt. Mit: Damir Arsenijevic und Adnan Gavranović (beide Front Slobode, Tuzla, Bosnien) sowie Christophe Escoffier und Adrien Roux (beide Alliance Citoyenne, Frankreich), moderiert von Corinna Genschel (Kontaktstelle soziale Bewegungen der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag).
  • (3) Organize to win - transformative Gesprächsführung
    Seminarraum3

    Wie können wir transformative Gespräche führen, die uns helfen, persönliche, widerstandsfähige und politisch wirksame Organisationen und Bewegungen aufzubauen? Wie können wir eine Kommunikationskultur entwickeln, die darauf ausgerichtet ist, mehr Menschen in unsere Bewegungen zu bringen, damit sie ermächtigende Rollen übernehmen und sich gleichzeitig umsorgt fühlen? Der Workshop führt in die Theorie und Praxis von Techniken ein und bietet den Teilnehmenden Raum, Gespräche sowie auch aktives Zuhören zu üben. Es wird ein Überblick über die Notwendigkeit und die grundlegenden Komponenten der kampagnenbasierten Einzelgespräche (1:1-Gespräche) gegeben. Wir konzentrieren uns dabei auf die Frage, wie wir in Gesprächen transformative Macht aufbauen.
    Der Workshop wird auf Deutsch und Englisch stattfinden. Mit Antje Dietrich und Daniel Guitiérrez (beide Werkstatt für Bewegungsbildung).

13:30 Uhr bis 14:30 Uhr: Mittagessen

14:30 Uhr bis 15:15 Uhr: Alle im Münzenbergsaal

15:15 Uhr bis 17:15 Uhr: Workshops

  • (4) Abrissmoratorium jetzt!
    Seminarraum 3
    Abriss und Neubau von Gebäuden lohnt sich vor allem für die Immobilienwirtschaft. Die Kosten und Schäden tragen Mieter*innen und die Umwelt. Denn durch Abriss wird oft Wohnraum mit bezahlbaren Mieten zerstört. Ersetzt wird er meist durch Neubauten mit hohen Mieten. Gleichzeitig werden beim Bau, vor allem durch den Einsatz von Stahl und Beton, massenhaft klima- und umweltschädliche Emissionen freigesetzt. Doch Mieter*innen, Aktivist*innen, Fachleute und Praktiker*innen wehren sich. Mit Hilfe ihrer Erfahrungen wollen wir praktische Hebel und strategische Ansatzpunkte im Kampf gegen die Abrisswut diskutieren.
    Mit Architects for Future, Daniel Diekmann (Interessensgemeinschaft Habersaathstraße, Berlin), Bernd Tretau (Mieter der Jagowstraße 35, Berlin), Sebastian Bartels und Franziska Schulte (beide Berliner Mieterverein).
  • (5) Sonne und Beton – Kommt die sozial gerechte Wärmewende aus der Großwohnsiedlung?
    Seminarraum 2
    Großwohnsiedlungen sind in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus von Mietenbewegung und auch der LINKEN gerückt. Aber auch die Klimabewegung schielt auf Großwohnsiedlungen, um die Wärmewende voranzubringen. Doch wie relevant sind die Großsiedlungen in Ost -und Westdeutschland für die Wärmewende? Eignen sie sich gar als Modellorte für die Zusammenführung von Mieten- und Klimabewegung mit dem Ziel einer sozial gerechten Wärmewende? Auf welche Erfahrungen von Mieterorganisationen in Großsiedlungen können wir zurückgreifen, und mit welchen Ansätzen und Methoden könnten solche Projekte gelingen?
    Mit Tony Pohl (Mietentisch Gropiusstadt, Berlin), Tabea Latocha (Stadt für alle Frankfurt/M.) und Niklas Schenker (MdA, DIE LINKE Berlin).
  • (6) Strategic Movement Power Mapping
    Seminarraum 7
    In diesem Workshop stellen wir Handwerkszeug in Form verschiedener Methoden des „Power Mapping“ vor und steigen mit euch direkt in das Kartieren eurer Strukturen ein. Wir werden gemeinsam die Funktionen verschiedener Gruppen analysieren, Machtdynamiken erkunden und neue Wege der strategischen Zusammenarbeit identifizieren.An welchen Stellen können wir ansetzen, um strategische Allianzen zwischen der Mieter*innen- und der Klimagerechtigkeitsbewegung zu bilden.
    Der Workshop wird auf Deutsch und Englisch stattfinden. Mit Camilo Alvarez Garrido und Jana Ahlers.

17:15 Uhr bis 17:30 Uhr: Pause

17:30 Uhr bis 18:15 Uhr: Alle im Münzenbergsaal

18:15 Uhr bis 19:30 Uhr: Abendessen

19:30 Uhr bis 21:30 Uhr: Podium

Eine gerechte Wärmewende ist möglich!
Münzenbergsaal

Bezahlbarkeit und Klimaschutz scheinen beim Wohnen unversöhnlich nebeneinander zu stehen. Wer die energetischen Anforderungen erhöht oder Klimaschutzziele vorzieht, trägt unweigerlich dazu bei, die Wohnungskrise noch weiter zu vertiefen. Denn am Ende, so die herrschende Politik, sollen die Mieter*innen und die kleinen Eigentümer*innen die Kosten tragen. Klar ist aber auch: angesichts steigenden Energiekosten und schlecht sanierter Häuser wird fehlender Klimaschutz die Wohnungsnot und Energiearmut noch weiter verschärfen. Doch es gibt die Alternativen. Menschen kämpfen in Tuzla gegen Umweltverschmutzung durch Kohle und für bezahlbares Heizen aus erneuerbaren Energien. Nachbar*innen in Frankreich zwingen ihre Vermieter*innen zu überfälligen Reparaturen und energetische Sanierungen ohne Mieterhöhungen. In Berlin könnte die Vergesellschaftung der großen Wohnungskonzerne auch den Klimaschutz einen großen Schritt voranbringen. In Dänemark sind Profite mit der Wärme nicht erlaubt, und auf europäischer Ebene werden erstmals Klimaschutzziele diskutiert, die Eigentümer*innen und Vermieter*innen in die Pflicht nehmen. Doch wie kommen wir als Mieten- und als Klimabewegung zu einer gemeinsamen Strategie? Wie kann eine gemeinsame, auch internationale Perspektive für eine gerechte Wärmewende aussehen?
Die Podiumsdiskussion wird deutsch-englisch-deutsch simultan übersetzt. Mit Firdes Firat (Deutsche Wohnen & Co. enteignen, Berlin), Adnan Gavranović (Front Slobode, Tuzla), Adrien Roux (Alliance Citoyenne, Grenoble, Frankreich) und Elisabeth Staudt (Deutsche Umwelthilfe, Berlin), moderiert von Anastasia Blinzov und Armin Kuhn (beide Rosa Luxemburg Stiftung).

Sonntag, 12. November 2023

10:00 Uhr bis 10:45 Uhr: Start mit allen im Münzenbergsaal

10:45 Uhr bis 11:00 Uhr: Pause

11:00 Uhr bis 12:30 Uhr: Workshops

  • (1) Modernisierung ohne Umlage! (Seminarraum 2)
    Die Mieter*innen for Future laden zu einem Vernetzungstreffen im Rahmen der Kampagne „Modernisierung ohne Umlage“ ein. Zum Auftakt diskutieren wir mit aktiven Mieter*innen, oder solchen die es noch werden wollen: Was will die Kampagne? Wie kann eine lokale Perspektive der Mieter*innen in eine bundesweite Kampagne gebracht werden, und wie können die Mieter*innen sich gegenseitig unterstützen?
    Alle lokalen Initiativen sind willkommen, ebenso wie Menschen aus der Klimabewegung, die gemeinsam mit Mieter*innen an der bezahlbaren Wärmewende arbeiten wollen.
  • (2) Vergesellschaftung für eine sozial- & klimagerechte Wärmewende?! Kämpfe um Eigentumsformen an der Schnittstelle von Energiesektor und Wohnraumversorgung (Seminarraum 3)
    Die Debatten um das Gebäudeenergiegesetz haben einerseits gezeigt, wie relevant der Gebäudesektor für eine klimagerechte Transformation ist. Darüber hinaus ist die Härte der Debatte ein Ausblick darauf, wie sich Auseinandersetzungen um die Wärmewende weiter zuspitzen werden. Bewegungspolitische Antworten auf die unzureichende und noch dazu unsoziale Politik des „Heizungsgesetz“ sind noch nicht gefunden. Auf der mieterpolitischen Seite gibt es eine Dynamik um die Enteignungsfrage bei DWE - im Energiesektor gibt es bspw - Rekommunalisierungsbemühungen wie in Berlin oder bringen sich Akteure wie RWE & Co. enteignen in Stellung. Die Konstellation der Wärmewende im Gebäudesektor drängt dazu, diese sektoralen Auseinandersetzungen zu verbinden. In diesem strategisch und vernetzungsorientierten Workshop wollen wir entwickeln, ob und wie Bündnisse für Vergesellschaftungskämpfe im Kontext einer sozial- und klimagerechten Wärmeversorgung aussehen könnten, und welche Schritte dafür zu gehen sind.
    Mit Justus Henze (Communia), Berliner Energietisch, RWE & Co. enteignen.
  • (3) Spontane Workshops und Vernetzungstreffen
    Es gibt viel zu tun, und das wissen Aktive aus den mieten- und klimapolitischen Bewegungen am besten. Am Sonntagmittag wollen wir den Raum für euch öffnen: Für Vernetzung, Planung und konkrete Absprachen. Auf einen vollen Tag mit Fach- und Strategiedebatten zum leistbaren und klimagerechten Wohnen, der Vermittlung von Organizing-Werkzeugen und strategischen Diskussionen können hier weitere praktische Überlegungen folgen: Wie können wir mehr werden und Kämpfe miteinander verbinden?
    Alle Teilnehmenden sind eingeladen, ihre Projekte und Ideen in selbstorganisierten Workshops vorzustellen.

12:30 Uhr bis 13:15 Uhr: Mittagessen

13:15 Uhr bis 15:00 Uhr: Abschluss und Verabredungen mit allen im Münzenbergsaal

Die Anmeldung ist geschlossen. Eine Anmeldung für das Abendpodium «Eine gerechte Wärmewende ist möglich!» am 11.11. ist nicht nötig.

Team:

Standort

Kontakt

Dr. Armin Kuhn

Leitung der Zentralen Redaktion, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Telefon: +49 30 44310 197