«Ich habe in diesem Monat oft daran gedacht, und genau vor einem Jahr waren Sie bei mir in Wronke, haben mir den schönen Weihnachtsbaum beschert ... Heuer habe ich mir hier einen besorgen lassen, aber man brachte mir einen ganz schäbigen, mit fehlenden Ästen - kein Vergleich mit dem vorjährigen. Ich weiß nicht, wie ich darauf die acht Lichtlein anbringe, die ich erstanden habe. Es ist mein drittes Weihnachten im Kittchen, aber nehmen Sie es ja nicht tragisch. Ich bin so ruhig und heiter wie immer.»
Die gebürtige Jüdin und Sozialistin Rosa Luxemburg hatte sich in Artikeln tiefgehend mit der christlichen Religionsgeschichte beschäftigt. Ihre Kritik richtete sich darin nicht gegen das Christentum oder gläubige Menschen per se, sondern gegen den Klerikalismus und die Kirche als den Generalstab der herrschenden Klasse. In einem ihrer bekanntesten Artikel, stellt sie die Scheinheiligkeit des Weihnachtsfestes bloß, als sie in bekannter ironischer Manier davon schrieb, wie alte Bücklinge als warmherzige Tat in ein Obdachlosenheim gebracht wurden und den Bewohnern den Tot brachten, weil sie bereits vergammelt waren. Im Gefängnis, in dem sie während des ersten Weltkrieges drei Jahre ohne Anklage gesperrt war, stellte sie sich trotzdem ein Weihnachtsbäumchen auf.
Anneliese Fleischmann-Stroh und Julia Killet lesen aus Briefen und Artikeln von Rosa Luxemburg über Weihnachten.
Veranstaltung in Kooperation mit der vhs Heilbronn und dem Rosa-Luxemburg-Club Heilbronn im Rahmen der Ausstellung «In Rosas Schatten. Zur Geschichte einer jüdischen Familie aus Polen»
- 17.11.2022, 18:00 Uhr - Ausstellungseröffnung mit Holger Politt (vhs im Deutschhof, kostenfrei)
- 23.11.2022, 19:00 Uhr - «Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden». Biographischer Vortrag über Rosa Luxemburg von Anneliese Fleischmann-Stroh (vhs im Deutschhof, kostenfrei)
- 24.11.2022, 19:00 Uhr - «Geliebt und gehasst – Die Rezeption Rosa Luxemburgs in Ost und West». Vortrag von Julia Killet, München (vhs im Deutschhof, Eintritt 5 €)
- 02.12.2022, 19:00 Uhr - «Wie man Kriegsgegner beseitigt. Ein Doppelmord von historischer Tragweite». Vortrag von Klaus Gietinger, Autor und Regisseur, Frankfurt am Main (vhs im Deutschhof, kostenfrei)
Kontakt
Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg
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Telefon: +49 711 99797090