Kohei Saito begründet in seinem Text bzw. Vortrag zum kritischen Umgang mit dem literarischen Erbe von Marx, warum er zugleich «Marxianer» und Anhänger des Ökosozialismus ist. Das ist nicht «nur» interessant und anregend, sondern die Grundlage für eine wissenschaftliche und politische Kooperation, die in gemeinsame Aktivitäten und Arbeitsergebnisse mündet. Saito kann in einer Tradition gesehen werden, die auch bei jenen «Marxistinnen und Marxisten» ansetzt, die sich für grundlegende Reformen der sozialistischen Versuche engagierten. Sie sind vielfach wie Robert Havemann, Erich Fromm und Josef Smrkovsky zu sozialistischen Dissidenten geworden. Oder sie haben sich wie Radovan Richta und nicht wenige in der DDR Verantwortung Tragende für ökologische Belange wie z. B. den Gewässer- bzw. Grundwasserschutz engagiert.
Als in den 90iger Jahren der Begriff «sozial-ökologischer Umbau» in die Diskussion und Dokumente der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) einging, knüpfte man zum einen an vorhandene Konzepte und Projekte an – von Linken in der SPD, der GRÜNEN, von gewerkschaftlichen Initiativen, sozialen Bewegungen in der alten Bundesrepublik, aber auch von Persönlichkeiten und BürgerInnenbewegungen in der DDR, vom Runden Tisch, der SED-PDS. Die ökologisch Bewegten in der PDS wollten die Anhängerinnen und Anhänger des sozial-ökologischen Umbaus für politische Bündnisse gewinnen. Zum anderen haben sie linke Kritik an den «MehrheitsGRÜNEN» geübt, die beim Fokussieren auf ökologische Fragen zunehmend soziale Probleme und gesellschaftliche Machtverhältnisse marginalisierten. «Sozial-ökologischer Umbau» wurde endlich als tiefgehende Umgestaltung der gesellschaftlichen Reproduktion erklärt, die zugleich soziale und ökologische Probleme nachhaltig löst und fortschreitend die menschlichen Lebensbedingungen verbessert. Die Menschen würden in ihrem Ringen um Gerechtigkeit, Frieden und Kontrolle ihres Stoffwechsels mit der Natur sich selbst und die Gesellschaft verändern. Sie würden sich von Ausbeutung und Unterdrückung befreien, einander sozial gleich und ihre Lebensprozesse so in die Biosphäre einbetten, dass diese erhalten und verbessert wird. Mit «sozial-ökologischem Umbau» sind hier also sozialistische Politik und sozialistische Transformation gemeint und es wird auf das emanzipativ-solidarische Handeln ihrer Akteure wie eigene Aktivität orientiert. Die politische Ökonomie wird als Hilfsmittel genutzt.
Wenn Kohei Saito über politökonomische Kategorien diskutiert, wirft er die Frage nach einem konkreten Beitrag zu linker bzw. sozialistischer Politik auf. Dies wird angesichts der dramatisch zunehmenden Tendenz zur gesellschaftlichen Barbarisierung immer dringlicher und drängt auf die Organisation der emanzipativ-solidarischen, ökologischen (Gegen)Bewegung. Dabei steht ein Marx neu-Lesen an, das gesellschaftliche Akteure in den Blick nimmt, ihre Verhältnisse untereinander in ökonomische Kategorien fasst, um Gesellschaft besser verstehen und verändern zu können. Saitos theoriengeschichtliche Reflektion regt von Neuem dazu an, uns mit der Geschichte der eigenen Bewegung kritisch auseinanderzusetzen. Zu dieser gehören auch und insbesondere die Jahre 1989 und 1990.