Nachricht | Zeitschriften zu bauhaus100

Ein Überblick

Information

Der Tsunami an erinnerungskulturellen Aktivitäten anlässlich der Gründung des bauhaus im April 1919 läuft nun an. Neben vielen Ausstellungen, Feierlichkeiten, Feuilletonartikeln und anderen Publikationen haben verschiedene Zeitschriften Themen- und Sondernummern veröffentlicht.

MONOPOL, eine Publikumszeitschrift vor allem für zeitgenössische Kunst, hat bereits 2018 eine Sonderausgabe zum bauhaus vorgelegt (146 Seiten, 9,50 EUR). In einem extravaganten, fast schon unruhigen Layout bietet dieses Heft einen Überblick über das bauhaus in Dessau und seine Geschichte und Bedeutung in und für in Sachsen-Anhalt, schlägt aber auch einen Bogen zu heute.

Das Sonderheft des ART-Magazin ist ebenfalls reichhaltig mit Bildern ausgestattet (130 Seiten, 14,80 EUR). Es bietet Beiträge zum Lebensgefühl am bauhaus, würdigt explizit weibliche Lehrkräfte wie Anni Albers oder Lucia Moholy, unternimmt einen Rundgang durch das heutige Dessau und enthält auch eher enzyklopädische Artikel zu Personen und zu den Werkstätten des bauhauses und den dort verwendeten Materialien. Sehr gut ist der Artikel, der die inneren Konflikte etwa zwischen Künstler_innen und «Designer-Ingenieuren» erzählt und den Wandel des grundsätzlichen Verständnisses von einer Verbindung zwischen «Kunst und Handwerk» hin zum späteren einer zwischen Kunst und Technik aufzeigt. Das populär aufgemachte Heft ist eine angenehme, wenn nicht gefällige Lektüre.

Die offizielle Lesart bietet Bauhaus Now, das vom Verbund bauhaus100 rund um die drei Big Player aus Berlin, Dessau und Weimar herausgeben wird. Bisher sind drei Ausgaben erschienen (100 Seiten, 6,90 EUR). Hier liegt der Schwerpunkt stärker auf der Gegenwart, also darauf, was und wie heute vom bauhaus gelernt werden kann, und welche Bedeutung es für zeitgenössische Künstler_innen, Architekt_innen und Designer_innen (weltweit) hat oder haben könnte/sollte.

Bauhaus100 wird in einer großen Koalition aus Bundesregierung, Landesregierungen allerlei politischer Couleur und Kommunen auch zu einer Spielmarke der Tourismuswirtschaft und des Standortmarketings. Um Bilder zu produzieren, die dann TouristInnen oder gar Investoren anlocken und Regionen mit eher drögen Image in einem positiven Licht erscheinen lassen, müssen Bedürfnisse nach Nostalgie, Identifikation, Unterhaltung und nach Neuigkeiten gestillt werden. Die bisher genannten Titel können und wollen sich diesem Trend nicht entziehen, setzen aber auch einige überraschende Akzente und bieten im redaktionellen und im Anzeigenteil einen guten Überblick über Ausstellungen und andere Aktivitäten, die im Rahmen dieses Jubiläums an vielen Orten stattfinden.

Da alle drei historischen bauhaus-Standorte heute geografisch im Osten Deutschlands liegen, versuchen die westlichen Bundesländer, vor allem Nordrhein-Westfalen, mit dem Slogan «Bauhaus im Westen» eigene Akzente zu setzen und auf Bauten und Orte dort hinzuweisen. RheinForm, das Online-Magazin für Informationen rund um die rheinischen Museen hat dazu ein heft publiziert (PDF). Industriekultur, die von einem Verbund von Museen herausgegebene Zeitschrift für Denkmalpflege, Sozial- und Technikgeschichte lenkt in Ausgabe 3/18 den Blick weg von Dessau und Weimar, und hin zu vom bauhaus beeinflussten Industriebauten, vor allem in Westdeutschland (64 Seiten, 6,95 EUR). Diese Fachzeitschrift bietet nicht zuletzt einen sehr lesenswerten Einleitungsartikel, der mit dem sympathischen Appell endet, dass das Aushalten von Widersprüchen und Irritationen, denen das Bauhaus seinerzeit auch ausgesetzt war, bei allem Harmoniestreben eben gerade zum Stresstest, wenn nicht zum Wesen der Moderne gehöre. Der Moderne, als deren Begründer das bauhaus doch immer wieder angesehen werde.

Wer nach einer Einführung in das umfangreiche Thema «bauhaus» in Buchform sucht, sollte zum Beispiel zu den Publikationen von Magdalena Droste im TASCHEN-Verlag greifen, die immer wieder neu und überarbeitet aufgelegt werden.