Nachricht | Geschlechterverhältnisse - Mexiko / Mittelamerika / Kuba - Queer-Trans «Wir wollen einen existenzsichernden Lohn»

Trans* Hausangestellte in Nicaragua kämpfen für ihre Rechte und ein Leben ohne Gewalt

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SITRADOTRANS
«Wir kämpfen dafür, dass die Gewerkschaftsbewegung die LGBTI-Bevölkerung und insbesondere trans Frauen würdigt.» Quelle: SITRADOTRANS

Francia Blanco und Yadira Gomez sind Gründungsmitglieder der Gewerkschaft SITRADOVTRANS (Sindicato de trabajadoras domésticas y oficios varios transgéneros), der weltweit ersten trans* Gewerkschaft für Hausangestellte und andere Gewerbe, in der sie für bessere Arbeitsbedingungen und ihre Rechte als Arbeiter*innen kämpfen.

Francia Blanco ist Gewerkschaftssekretärin für Protokolle und Vereinbarungen bei SITRADOVTRANS Nicaragua. Sie kommt aus Chinandega, Nicaragua, und hat, nachdem sie gezwungen war, als Hausangestellte in Guatemala zu arbeiten, zurück in Nicaragua angefangen, gewerkschaftlich für die Rechte von trans* Arbeiterinnen zu kämpfen. Yadira Gomez ist Generalsekretärin von SITRADOVTRANS Nicaragua. Sie ist auch Referentin für RedLacTrans[1] und Sekretärin für internationale Angelegenheiten von Fetradomov Nicaragua[2] und hat vorher in der AIDS- und HIV-Hilfe gearbeitet.

Mit ihnen sprachen Juliana Díaz Lozano, Eric Llaveria Caselles und Chris Neuffer über Arbeitsbedingungen von trans* Hausangestellten in Nicaragua, die Aktivitäten der Gewerkschaft und ihr Kontakt mit sozialen Bewegungen und Gruppen.

Juliana Díaz Lozano ist Projektmanagerin im Dialogprogramm «Feminismos internacionalistas» der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Eric Llaveria Caselles lehrt und forscht am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der TU Berlin. Er befasst sich mit Trans- und Geschlechtertheorien aus intersektionaler und materialistischer Perspektive. 2022 initiierte er das Projekt «Trans Dialogues on Life, Work and Resistance ».

Chris Neuffer interessiert sich für kritische trans* Politiken, queere Vergnügungsräume und linke Bündnisse in Zeiten der erstarkenden Globalen Rechten. They studiert Kulturwissenschaften, VWL und trans studies in Lüneburg, London und Berlin.

Frage: Trans Personen sind oft gezwungen, unter prekären Arbeitsbedingungen zu arbeiten. Was hindert sie daran, eine gute Beschäftigung zu finden?

Yadira Gomez (YG): Für trans Frauen ist es unsere Geschlechtsidentität, die uns davon abhält, einen angemessenen Arbeitsplatz und ein angemessenes Gehalt zu bekommen. Für lesbische oder schwule Kolleg*innen ist es einfacher, in einem öffentlichen oder privaten Unternehmen unterzukommen, weil sie nicht gefragt werden, ob sie schwul oder lesbisch sind. In Nicaragua gibt es weder ein Gesetz zur Geschlechtsidentität noch Gesetze zum Schutz von trans Frauen. Wenn ich also meinen Personalausweis und meinen Lebenslauf einreiche, stellen sie fest, dass mein Personalausweis nicht mit meiner Geschlechtsidentität übereinstimmt. Dann sagen sie mir, dass sie mich nicht einstellen können. Das sind die Schwierigkeiten, die wir als trans Frauen haben. Deshalb ist in Nicaragua der erste Job, den wir machen, Sexarbeit, und der zweite Hausarbeit. Seit wir in der Gewerkschaft sind, kämpfen wir für die Zugang von trans Personen zum Arbeitsmarkt, und wir haben die Früchte dieses Kampfes gesehen. Es gibt trans Frauen, die in Freihandelszonen, in internationalen Unternehmen und auf Märkten arbeiten. Ihre Beteiligung steigt also. Aber es gibt noch viel zu tun. Wir brauchen ein Gesetz zur Geschlechtsidentität und eine öffentliche Politik, die trans Frauen unterstützt.

Was könnt ihr uns über die Arbeitsbedingungen von trans Hausangestellten erzählen?

YG: Leider gibt es in Nicaragua für trans- oder cisgeschlechtliche[3] Hausangestellte keinen mündlichen Vertrag, sondern man trifft eine lose Absprache mit seinem Arbeitgeber. Das ist sehr informell: «Yadira, ich möchte, dass du in meinem Haus arbeitest, und ich kann dich für so viele Tage oder so viele Stunden bezahlen.» Je nach Vereinbarung können die Hausangestellten stundenweise, tageweise, wochenweise oder monatsweise arbeiten. Die Bezahlung ist ein weiteres Problem. Wir verdienen je nach Haus zwischen 2.000 und 2.500 Córdobas im Monat (49-61 Euro). Das, was wir über unsere Arbeit als Hausangestellte verdienen, liegt unter dem vorgeschriebenen monatlichen Mindestlohn von 7.757 Córdobas (192 Euro). Wenn man einen Tag frei hat und der Arbeitgeber möchte, dass man arbeitet, wäre gesetzlich vorgeschrieben, dass er das Doppelte bezahlen muss. Auch für Überstunden oder wenn er möchte, dass man in der Nacht bleibt, muss er eigentlich mehr bezahlen. Aber in den meisten Fällen gilt das nicht, weil es nicht Teil der Absprache mit dem Arbeitgeber ist.

Ein weiteres Problem ist: Keiner von uns ist bei der Sozialversicherung angemeldet. Wenn mir in der Wohnung, in der ich arbeite, etwas zustößt, bin ich dafür verantwortlich. Ich bin diejenige, die zum Gesundheitszentrum geht und die Kosten tragen muss. Mein Arbeitgeber wird keine Kosten für meine Sozialversicherung übernehmen. Wenn er mir zehn Dollar pro Tag zahlt und die Sozialversicherung abzieht, bleiben mir zwei Dollar. Das ist nicht genug. Außerdem werden wir trans Hausangestellten in Nicaragua manchmal mit Gegenständen bezahlt. In meinem Fall bezahlen sie mich in Kleidung, Schuhen, Bettwäsche, Make-up oder Parfüm. Und das ist ein Verlust, weil ich diese Dinge nicht immer gebrauchen oder verkaufen kann: Die Arbeitgeber werfen das weg, was sie nicht brauchen und «bezahlen» uns damit.

Es gibt nur zwei Klassen: die Armen und die Reichen.

Man darf nicht vergessen, dass es in Nicaragua keine erste, zweite oder dritte Klasse gibt. Es gibt nur zwei Klassen: die Armen und die Reichen. Was passiert also? Eine arme Person gibt einer anderen armen Person Arbeit. Wir arbeiten oft in der gleichen Gegend oder mit jemandem, den wir kennen. Das macht es auch schwierig, für Arbeitsrechte zu kämpfen.

Wie wurde die Gewerkschaft gegründet und was hat euch dazu motiviert?

YG: Die Gewerkschaft wurde am 15. August 2015 mit dem Ziel gegründet, trans Hausangestellte zusammenzubringen und zur Verteidigung unserer Menschen- und Arbeitsrechte, aber auch Menschen aus der breiteren LGBTI-community gehören zu uns.

Francia Blanco (FB): Die Gewerkschaft wurde auf Initiative von Doña Andrea Morales von der Föderation der Hausangestellten zusammen mit Yadira gegründet. Als Yadira und Doña Andrea sich trafen, schlug Doña Andrea die Möglichkeit vor, eine Gewerkschaft für trans Hausangestellte und auch für andere Berufe zu gründen. Unsere Gewerkschaft ist jetzt sieben, fast acht Jahre alt. In diesen Jahren hat sich der Vorstand kaum verändert und mehrere der Gründungsmitglieder sind in der Gewerkschaft geblieben.

Wir wollen einen existenzsichernden Lohn, um leben zu können.

YG: Manchmal sagen die Leute zu uns: «Warum wollt ihr jetzt arbeiten, wenn ihr es vorher nicht wolltet?» Das liegt daran, dass wir vorher nicht wussten, dass wir das Recht dazu haben. Früher haben wir geputzt oder Pediküre und Haarpflege gemacht und unsere Arbeitgeber haben uns einen Teller Essen gegeben oder sie haben uns betrogen. Aber jetzt wollen wir einen existenzsichernden Lohn, um leben zu können, um das Zimmer, in dem wir wohnen, das Wasser, den Strom und das Essen bezahlen zu können, und nicht, um an einer Straßenecke zu stehen und Sexarbeit zu machen, bei der ich mein Leben riskiere und nicht weiß, ob sie mir Geld bringt oder nicht. Deshalb setzt sich die Gewerkschaft dafür ein, dass die Geschlechtsidentität am Arbeitsplatz respektiert wird, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor. Auch wenn es kein Gesetz zur Geschlechtsidentität in Nicaragua gibt. Mit anderen Worten: Wenn Sie mir einen Job geben, wird der Vertrag auf den Namen laufen, den meine Mutter mir gegeben hat. Und biologisch bin ich, was ich bin. Aber ich habe eine Identität. Ich möchte, dass Sie meine Identität respektieren, wenn Sie mich ansprechen oder mich zu einem Treffen einladen. Deshalb feiern wir die Tatsache, dass es trans Frauen gibt, die als Maskenbildnerinnen bei Fernsehsendern oder als Krankenschwestern arbeiten. Weil sie einen existenzsichernden Lohn und soziale Sicherheit haben.

Wie organisiert ihr euch intern als Gewerkschaft?

YG: Wir als Gewerkschaft von trans Frauen haben eine Mitgliederliste. Im Moment sind wir fast zweihundert trans Frauen, die der Gewerkschaft angeschlossen sind. Das Problem ist, dass man normalerweise mit der Mitgliedschaft einen finanziellen Beitrag zahlen muss. Aber das können wir nicht verlangen: Viele unserer Mitglieder haben keine Arbeit oder verdienen sehr wenig. Deshalb erhalten wir keine Mitgliedsbeiträge. Im Gegenteil, die Frauen

Von der Gewerkschaft aus stärken wir die LGBTI-Bevölkerung in Bezug auf ihre Arbeitsrechte.

Ich bin die Generalsekretärin. Wir haben auch eine Sekretärin für Arbeitsfragen, die dafür zuständig ist, trans Frauen zum Arbeitsministerium und in ihren Gerichtsprozessen zu begleiten, zum Beispiel wenn sie ungerechtfertigt entlassen wurden. Es gibt auch eine Sekretärin für internationale Angelegenheiten, die sich darum kümmert, was außerhalb von Nicaragua passiert und ob es irgendwelche Errungenschaften oder Aktivitäten gibt, an denen wir uns beteiligen können. Außerdem gibt es eine Finanzsekretärin, die einen Überblick über die Konten und Ausgaben hat. Da es aber keine Mittel und keine Projekte mit Finanzierung gibt, kann die Finanzsekretärin ihre Aufgabe nicht erfüllen. Aufgrund dieser wirtschaftlichen Situation ist es nicht möglich, sich oft zu treffen, da Francia und Naomi außerhalb von Managua wohnen und sich den Transport nicht leisten können. Generell hindern uns die Kosten für Transport und daran, unsere Arbeit gut zu machen oder an Treffen und Veranstaltungen teilzunehmen, zu denen wir eingeladen werden und die nicht in Managua stattfinden.

Welche Aktivitäten organisiert ihr als Gewerkschaft?

YG: Als Gewerkschaft, die Teil der Föderation der Hausangestellten[4] ist, nehmen wir an verschiedenen Aktivitäten teil. Eine davon ist eine Bildungsinitiative über Arbeitsrechte für die LGBTI-Bevölkerung, zusammen mit neun anderen zentralamerikanischen Organisationen. In der Bildungsinitiative schulen wir die Arbeiter*innen über Gesetze in Nicaragua, die Arbeiter*innen schützen, und wir informieren sie über soziale Sicherheit und Arbeitsschutz. Von der Gewerkschaft aus stärken wir also die LGBTI-Bevölkerung in Bezug auf ihre Arbeitsrechte, damit sie sich wehren können, zum Beispiel vor dem Arbeitsministerium oder der Polizei. Eine weitere Möglichkeit, über diese Themen aufzuklären, ist die wöchentliche Radiosendung namens "Mundo laboral LGBTI" (LGBTI-Arbeitswelt), an der wir regelmäßig teilnehmen.

Außerdem beraten wir Arbeitnehmer*innen in Situationen, in denen ihre Rechte nicht geachtet werden. In Nicaragua gibt es zum Beispiel eine gesetzlich verankerte Lohntabelle, die festlegt, wie viel eine Hausangestellte verdienen muss. Wenn sie also nicht den vereinbarten Lohn erhält oder wenn ihr Urlaub, ihr Weihnachtsgeld oder ihre Sozialleistungen nicht respektiert werden, gehen wir zum Ministerium und reichen eine Beschwerde ein. Und wenn keine Einigung mit dem Arbeitgeber erzielt wird, gehen wir vor einen Richter. Wir haben es schon einmal geschafft, dass das vereinbarte Gehalt gezahlt wird.

Wegen der fehlenden finanziellen Mittel können wir nicht so viele Aktivitäten durchführen. Wir wurden zum Beispiel zu einem Treffen in Washington oder zu einer Versammlung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) eingeladen und konnten nicht teilnehmen. Aber mit dem Wenigen, das uns zur Verfügung steht, versuchen wir Workshops, Mahlzeiten, Feiern und ähnliche Dinge zu organisieren. Am Pride Day konnten wir dank der Spenden des Zentrums für AIDS-Prävention und -Aufklärung und eines Schönheitssalons eines schwulen Mannes eine Veranstaltung auf die Beine stellen. Selbst wenn es sich nur um einen Snack handelt und wir zwei, drei Stunden zusammen sind, kommen die Compañeras, wir haben ein Treffen und sind glücklich. Wir sind auch in den sozialen Medien aktiv, besonders auf Facebook.

In Nicaragua wurde 2011 das Übereinkommen 189 über Hausangestellte der Internationalen Arbeitsorganiation (IAO) ratifiziert. Wie hat das die Arbeitsbedingungen von Hausangestellten verändert?

FB: Das Übereinkommen 189, das in Nicaragua seit 2013 in Kraft ist, war sehr positiv. Es spricht von dem Recht der Hausangestellten, einen schriftlichen Vertrag zu haben, Mindestlohn zu erhalten und bei der Sozialversicherung registriert zu sein. Aber das Übereinkommen 189 geht kaum auf die Frage von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt ein. Im Jahr 2019 hat die IAO das Übereinkommen 190 über Gewalt und Belästigung veröffentlicht. In diesem Übereinkommen geht es speziell um Gewalt gegen vulnerable Gruppen am Arbeitsplatz, und hier kommen wir als LGBTI-Bevölkerung, als trans Bevölkerung ins Spiel.

Für uns wäre die Ratifizierung des Übereinkommens 190 in Nicaragua ein enormer Beitrag zur Beseitigung dieser Formen von Gewalt.

Es ist wichtig zu bedenken, dass Belästigung und Diskriminierung nicht nur von Arbeitgebern, sondern auch von unseren Arbeitskolleg*innen ausgehen. Die Konvention 190 würde uns also dabei helfen, mehr Möglichkeiten zu haben, einen offiziellen Arbeitsplatz zu bekommen, mit einem Vertrag, mit sozialer Sicherheit und vor allem mit Respekt für unsere Arbeit und Identität.

Seid ihr aktiver Teil von sozialen Bewegungen? Zu welchen Gruppen habt ihr gute Beziehungen?  

YG: Wir sind Teil der Gewerkschaftsbewegung und der Arbeiter*innenbewegung. Unser Büro befindet sich in der ehemaligen Casa del Obrero, dem Sitz der Central Sandinista de Trabajadores José Benito Escobar. Wir kämpfen dafür, dass die Gewerkschaftsbewegung die LGBT-Bevölkerung und insbesondere trans Frauen, die vergessen und ausgegrenzt wurden, würdigt. In diesem Sinne bringen wir die LGBT-Bevölkerung zusammen und fördern ihre Beteiligung an den von der Gewerkschaftsbewegung organisierten Aktivitäten und am Kampf für Arbeitsrechte.

Wir sind unterschiedlich, aber wir marschieren gemeinsam und vereint für ein und dasselbe Ziel.

Wir sind auch Teil der Föderation der Hausangestellten und andere Gewerbe Julia Herrera de Pomares. Am Internationalen feministischen Kampftag marschierten wir zum Beispiel mit der Föderation und wählten Rosa Luxemburgs Slogan «Für eine Welt, in der wir sozial gleich, menschlich verschieden und völlig frei sind». Wir sind unterschiedlich, aber wir marschieren gemeinsam und vereint für ein und dasselbe Ziel. Denn auch cisgeschlechtliche Hausangestellte leiden, werden vergewaltigt und an ihren Arbeitsplätzen missbraucht. Sie versetzen sich also in unsere Lage und verstehen, dass wir die gleichen Probleme haben wie sie. Die Föderation hat ihre Türen für uns geöffnet und unterstützt uns, damit wir vorankommen können, vor allem dank Andrea Morales, die Abgeordnete der Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront und Sekretärin des Verbandes ist. Andrea Morales setzt sich als Abgeordnete im nicaraguanischen Parlament für die Rechte der LGBT-Bevölkerung ein, und deshalb haben unsere Themen zum ersten Mal die Nationalversammlung erreicht und wir wurden als trans Haushaltsangestellte anerkannt. 

Letztlich haben wir auch mit dem Gesundheitsministerium, dem Arbeitsministerium, dem Ministerium für familiäre, gemeinschaftliche, kooperative und assoziative Wirtschaft und dem Amt des Beauftragten für die Verteidigung der LGBTI-Menschenrechte, das 2009 eingerichtet wurde, zusammengearbeitet. Homosexualität wurde 2008 in Nicaragua entkriminalisiert und die Sensibilisierung für dieses Thema wächst. Das nicaraguanische Gesundheitsministerium hat Kliniken für die ganzheitliche Versorgung der LGBTI-Bevölkerung eingerichtet. Außerdem hat die Regierung in diesem Jahr die Broschüre «Das Recht zu wählen und die Pflicht zu respektieren», in der über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt aufgeklärt wird, herausgegeben.

Wie können Menschen oder Gruppen in Deutschland die Gewerkschaft unterstützen?

YG: Ich möchte den Menschen außerhalb des Landes sagen, dass sie unsere Gewerkschaft von trans Haushaltsangestellten unterstützen können, wenn sie das wollen. Wir sind in einer sehr schwierigen Situation, weil wir keine Mittel haben, und ohne Mittel können wir unsere Arbeit nicht fortsetzen. Manchmal sage ich meinen Kolleg*innen, dass ich mit diesem Kampf nicht weitermachen kann, ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr kann und denke darüber nach, die Gewerkschaft zu schließen. In Nicaragua muss man, um Gelder aus dem Ausland zu erhalten, als Nicht-Regierungs-Organisation gelistet sein und man muss sich gemäß dem «Gesetz zur Regulierung ausländischer Agenten» registrieren lassen. Wir haben einen legalen Status, aber wir haben kein Bankkonto und sind nicht als ausländische Agenten registriert. Wenn wir überleben, dann nur, weil Einzelpersonen oder andere Organisationen uns Geld, Lebensmittel oder andere Dinge geben. Das alles geschieht auf sehr informelle und nicht nachhaltige Weise, aber es ermöglicht uns, einige Aktivitäten durchzuführen. Wenn Sie die Gewerkschaft unterstützen wollen, bitte ich Sie, uns auf Spanisch über Facebook oder über den Dachverband FETRADOMOV zu kontaktieren.
 

Aus dem Spanischen von Eric Llaveria Caselles.


[1] RedLacTrans (Red Latinoamericana y del Caribe de Personas Trans) ist ein regionales Netwerk von trans* Personen in Lateinamerika und der Karribik, was aus 25 Organisationen besteht, die von trans* Personen geleitet werden (Anm. Red.).

[2] Fetradomov Nicaragua (Federación de Trabajadoras Domesticas y Oficios Varios de Managua) ist die Föderation der Hausangestellten und ähnlicher Berufe in Nicaragua.

[3] Cisgeschlechtlich bedeutet, sich mit dem (binären) Geschlecht, was einer*m bei der Geburt zugeordnet worden ist, zu identifizieren. Transgeschlechtlich bedeutet, sich mit dem (binären) Geschlecht, welches einer*m bei der Geburt zugewiesen wurde, nicht oder nicht ausschließlich zu identifizieren (Anm. d. Red.).

[4] Die Föderation der Hausangestellten (International Domestic Workers Federation, IDWF) hat sich 2006 als Netzwerk gebildet und wurde offiziell 2013 gegründet. Als Organisation ist ihr zentrales Anliegen, die Rechte von Hausangestellten weltweit zu sichern und die Anerkennung von Hausarbeit als Arbeit (Anm. Red.).