Im Juni 2016 erschien die «Leipziger Mitte Studie» 2016 unter dem Titel «Enthemmte Mitte», finanziell gefördert von der Otto-Brenner-Stiftung, der Heinrich-Böll-Stiftung und der Rosa- Luxemburg-Stiftung. Anschließend vereinbarten die Universität Leipzig und die Rosa- Luxemburg-Stiftung eine wissenschaftliche Kooperation mit dem Ziel einer vertieften Auswertung der erhobenen Daten unter Aspekten der sozial-ökonomischen Lage. Im Rahmen dieser Kooperation entstand eine Studie zu Nichtwählerinnen und Nichtwählern, veröffentlicht unter dem Titel «Wahlurne ohne WählerInnen – eine Analyse der Ursachen für Nichtwahl in Deutschland» in dem RLS-«Materialen»-Band «Wahlenthaltung. Zwischen Abwendung, Verdrossenheit und Desinteresse».
Die gleiche Autorengruppe erarbeitete ebenfalls die hier vorgelegte Studie, die im Rahmen ihrer Erarbeitung im Gesprächskreis Klassen und Sozialstruktur der Stiftung im März 2017 diskutiert wurde. Die Studie untersucht die Frage nach einem Zusammenhang von sozialer Lage und rechtsextremen Einstellungen (und Handlungen) auf der Basis der im Frühjahr 2016 erhobenen Daten. Fünf «soziale Lagen» werden auf dieser Datenbasis durch eine Clusteranalyse nach dem Konzept der «meritokratischen Triade» aus Einkommen, Beruf und Bildung konstruiert. Verglichen wird die jeweilige Ausprägung rechtsextremer Einstellungen. Ein Ergebnis ist, dass sich in den Gruppen der Arbeiter, Facharbeiter und einfachen Angestellten mit höchstens mittleren Bildungsabschlüssen rechtsextreme Einstellungen deutlich häufiger finden als in anderen Gruppen. Dieser Befund deckt sich mit Ergebnissen der Wahltagsbefragungen bei den Landtagswahlen 2016, bei denen die AfD in diesen sozialen Gruppen überdurchschnittliche Ergebnisse erzielte. Die vorliegende Studie liefert einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der sozialen Basis rechter Bewegungen und Parteien, die sich nun auch in Deutschland populistischer Methoden bedienen.
So deutlich, wie die Studie einen Zusammenhang insbesondere zwischen beruflicher Situation und Verbreitung von Ausländerfeindlichkeit, Nationalismus und Autoritarismus belegt, so zurückhaltend bleibt sie mit guten Gründen in der (kausalen) Erklärung dieses Zusammenhangs. Hierzu sind quantitative Erhebungen wenig geeignet. Nur in ausführlichen qualitativen Studien kann ein erklärender Zusammenhang von angesammelten Erfahrungen in der Berufs- und Arbeitswelt, von unterschiedlichen Lebensführungsmodellen und Milieuzugehörigkeiten mit rechten Einstellungen gefunden werden.