Themenschwerpunkte

Die Tätigkeit des Londoner Büros konzentriert sich auf drei Schwerpunkte, ein vierter wird derzeit entwickelt.

Die Demokratisierung der Wirtschaft im postindustriellen Zeitalter

Das Vereinigte Königreich ist vielleicht das Land in Europa, in dem Neoliberalismus, Deregulierung, Privatisierung und Finanzialisierung die tiefsten Spuren hinterlassen haben. Der neoliberale Umbau prägt alle Bereiche der britischen Gesellschaft. Seit der Abschaffung von Tarifverträgen und dem Abbau von Mieterschutzrechten sind prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen zur Normalität geworden. Die Deindustrialisierung hat zur Abhängung ganzer Regionen geführt und der einsetzende Entfremdungsprozess zwischen Zentrum und Peripherie hat die Einkommensungleichheit auf ein Rekordniveau steigen lassen. Die britische Linke hat sich diesen Entwicklungen nichtdestrotz beharrlich und entschieden entgegengestellt. Nicht zuletzt während der Corbyn-Jahre, als eine linke Regierung eine reale Option war, hat die britische Linke einige innovative theoretische und praktische Ansätze auf wirtschaftlichem Gebiet entwickelt, insbesondere hinsichtlich einer Demokratisierung der Wirtschaft und der (staatlichen) Institutionen. Daher ermöglicht das Londoner Büro der Stiftung, ihre Arbeit an linken wirtschaftspolitischen Alternativen und Strategien zur Demokratisierung der Wirtschaft in (post-)industriellen Gesellschaften zu stärken, um so wichtige Grundlagen für ein zukünftiges linkes Regieren zu schaffen.

Basisorganisierung für die schöne neue Welt von morgen

Oft ist zu hören, der Linken fehle es nicht an hervorragenden Ideen, sondern an der Fähigkeit milieuübergreifend, etwa in ländlichen und proletarischen Communities, schlagkräftige Organisationen aufzubauen, durch die jene Ideen so in politische Gestaltungsmacht übersetzt werden können, dass sie normale Leute ansprechen und ermächtigen. Das Londoner Büro hat sich entschieden, das «Deep Organizing» als zentrale Herausforderung linker Politik im Vereinigten Königreich ernst zu nehmen. Wir unterstützen daher Organizing-Bestrebungen in ganz unterschiedlichen Bereichen und arbeiten dabei mit einer Vielzahl britischer und irischer Partner*innen zusammen, etwa im betrieblichen und gewerkschaftlichen Bereich, in der Organisierung migrantischer Arbeiter*innen, im Community Organizing sowie in Kämpfen um Wohnraum, für das Recht auf Stadt oder auch für die Rechte von Sexarbeiter*innen. Das am stärksten international ausgerichtete unserer Projekte heißt Organzing for Power (weitere Informationen: https://www.rosalux.de/en/o4p). Es handelt sich um ein Vernetzungs- und Trainingsprogramm, das sich auf den Erwerb praktischer Fähigkeiten konzentriert und von der renommierten Gewerkschaftsorganizerin und -ausbilderin Jane McAlevey geleitet wird. Obwohl das Programm allen offensteht, die ernsthaftes Organizing betreiben, richtet es sich besonders an Leute, die Gewerkschaften mit hoher Mitgliederbeteiligung und ähnliche formal strukturierte Gruppen, wie etwa Mieter*innengewerkschaften unter aktiver Führung großer Mehrheiten, aufbauen, um so die härtesten Auseinandersetzungen zu gewinnen. In den zwei Jahren seines Bestehens haben bereits zehntausende Organizer*innen aus über 100 Ländern das Programm durchlaufen.

Die Kraft politischer Bildung

Politische Bildung untermauert einen großen Teil der Arbeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Unsere Partner*innen und Genoss*innen in Irland und dem Vereinigten Königreich haben den Bedarf an einer viel systematischeren und umfassenderen politischen Bildung hervorgehoben, sowohl mit Blick auf die Inhalte, als auch hinsichtlich der Foren und Methoden. Das Londoner Büro hat seit seinem Bestehen bereits eine Reihe politischer Bildungsmaßnahmen unterstützt. Das Spektrum reicht von organisationsinternen Lernprozessen durch Seminare und Workshops bis hin zur Erstellung von Medieninhalten zu Themen wie der Feminisierung der Politik, einem weltweiten Green New Deal oder den Kämpfen der LGBT+-Bewegung. Das Regionalbüro erarbeitet, testet und verbreitet Methoden politischer Bildungsarbeit und bietet verschiedenen Teilen der irischen und britischen Linken eine Plattform zum gemeinsamen Lernen und Kommunizieren. So kann die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Bildungsarbeit verbessert werden.

Aus der kolonialen Vergangenheit in eine antirassistische Zukunft

Wir entwickeln derzeit auch einen Arbeitsstrang zu den zeitgenössischen Nachwirkungen der britischen Kolonialvergangenheit und den Kämpfen für eine antirassistische Zukunft. Bitte kontaktieren Sie uns, falls Sie Ideen zu diesem Themenfeld haben, die sie mit uns diskutieren wollen.