20. Oktober 2019 Tagung/Konferenz Radikal links - jenseits von linkem Radikalismus?

Der Heidelberger Parteitag der KPD 1919 und die Entwicklung der kommunistischen Bewegung

Information

Veranstaltungsort

Tagungsraum der IG Metall
Friedrich-Ebert-Anlage 24
69117 Heidelberg

Zeit

20.10.2019, 10:30 - 16:30 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Parteien- / Bewegungsgeschichte

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Radikal links - jenseits von linkem Radikalismus?

«Aus Anlass des Heidelberger/Mannheimer Parteitags der KPD 20.-24.10.1919 und des Karlsruher Parteitags 25. bis 26. 2. 1920

Programm

  • 10:30 - Begrüßung und Einführung (Erhard Korn, RLS Baden-Württemberg)
  • 11:00 - «Nach Rosa Luxemburg: Die junge KPD und ihr Heidelberger Parteitag» (Marcel Bois)
    Die Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands zur Jahreswende 1918/19 fiel in bewegte Zeiten: Kurz zuvor hatte eine Massenbewegung die Monarchie gestürzt und Deutschlands Beteiligung am Ersten Weltkrieg beendet. Der Gründungsparteitag stand nun im Zeichen scharfer Auseinandersetzungen zwischen der Führung um Rosa Luxemburg und einem Teil der Mitglieder, die sich durch Krieg und Revolution radikalisiert hatten. Während Luxemburg für die Beteiligung der KPD an der Wahl zur Nationalversammlung plädierte, forderten sie deren Boykott. Zudem riefen sie zu putschistischen Aktionen und zum Austritt aus den Gewerkschaften auf.
    Kurz darauf wurden Luxemburg und andere bekannte Führungsfiguren der KPD wie Karl Liebknecht und Leo Jogiches ermordet. Nach der Niederschlagung der Räterepubliken in Bremen und München herrschte Belagerungszustand, viele Mitglieder wurden verhaftet, die Parteizeitung verboten. In dieser Situation wollte der neue Vorsitzende Paul Levi das Erbe Luxemburgs bewahren und die KPD zu einer sozialistischen Massenpartei entwickeln.
    Auf dem «Heidelberger Parteitag», der vom 20.-24. Oktober 1919 in Heidelberg, Mannheim, Dillsberg und auf der Wachenburg bei Weinheim tagte, kam es zum erneuten Konflikt mit dem linken Flügel. Levi griff zu bürokratischen Methoden und drängte die radikale Strömung aus der Partei. Mit ihr verdrängte er aber auch die hier enthaltenden basis- und rätedemokratischen Potentiale. War sein Vorgehen tatsächlich ein «Modell für den künftigen Umgang mit innerparteilicher Diskussion», wie einige Historiker meinen?
  • 12:00 - «Radikale Realpolitik jenseits des Vorbilds der russischen Revolution? Paul Levi – Vorsitzender der KPD in der Nachfolge Rosa Luxemburgs» (Jörn Schütrumpf)
    Paul Levi fiel nach dem Tod von Luxemburg und Jogiches die Parteiführung zu, die er in ihrem Sinne ausüben wollte, bedacht auf die Eigenständigkeit gegenüber den Bolschewiki. Durch den Übertritt der des linken USPD-Flügels wurde die KPD zur Massenpartei. Als entschiedener Gegner der Putschtaktik rechnete er öffentlich mit der «Märzaktion» ab, einem gemeinsamen Aufstandsversuch von KPD und Linksradikalen in Mitteldeutschland 1921, und wurde ausgeschlossen. Nun veröffentlichte der das berühmte Manuskript von Luxemburg zur russischen Revolution.
  • 13:00 - Mittagspause
  • 14:00 - «Die linke Opposition in der jungen KPD. Paul Frölich zwischen linkem Radikalismus und Einheitsfrontpolitik» (Reiner Tosstorff)
    Der Sozialdemokrat  und Kriegsgegner Paul Frölich, der in der Emigration 1938 die erste Luxemburg-Biografie schrieb, gehörte als Vertreter der «Bremer Linksradikalen» zunächst zu den führenden Kritikern der Taktik des Spartakusbundes, möglichst breit die Massen einzubeziehen, und drängte auf möglichst schnelles eigenständiges Vorgehen. Viele seiner Weggefährten in der neuen Partei verwarfen bald grundsätzlich Parlamentarismus und Gewerkschaftsarbeit und gründeten nach dem Heidelberger Parteitag eine neue, die Kommunistische Arbeiterpartei (KAPD) , die sich in den folgenden Jahren mehrfach spaltete. Aus der Ablehnung von Positionen, die nur zur Isolierung führten, wurde er, insbesondere nach der katastrophalen und selbstverschuldeten Niederlage der KPD im März 1921, Schritt für Schritt einer der führenden Befürworter der Einheitsfrontpolitik».
  • 15:00 - Rundgespräch: «Was bleibt?»
  • 16:30 - Ende der Veranstaltung

Gäste

Dr. Marcel Bois, Historiker. Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Arbeitsschwerpunkte: Historische Kommunismusforschung, Geschichte der Arbeiterbewegung und anderer sozialer Bewegungen, Exil und Widerstand. Publikationen u.a.: «Kommunisten gegen Hitler und Stalin. Die linke Opposition der KPD in der Weimarer Republik. Eine Gesamtdarstellung», Essen 2014 (2. Aufl.: Essen 2016).

Dr. Jörn Schütrumpf, Historiker. Rosa-Luxemburg-Stiftung, Leiter der Fokusstelle Rosa Luxemburg. Arbeitsschwerpunkte: Historische Kommunismusforschung, Geschichte der Arbeiterbewegung, Rosa Luxemburg. Publikationen u.a.: «Diktatur statt Sozialismus – Die russische Revolution und die deutsche Linke 1917/18», Karl Dietz Verlag, Berlin 2017; «Ohne einen Tropfen Lakaienblut – Schriften, Reden, Briefe von Paul Levi: An der Spitze der deutschen Kommunisten 1919/20», Karl Dietz Verlag, Berlin 2018.

Dr. Reiner Tosstorff, Historiker. Universität Mainz. Arbeitsbereich Osteuropäiche Geschichte am Historischen Seminar. Arbeitsschwerpunkt u.a.: Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung (Gewerkschaften/Kommunismus). Publikationen u.a.: «Paul Frölich: Im radikalen Lager. Politische Autobiographie 1890-1921», Berlin 2013; «Profintern: Die Rote Gewerkschaftsinternationale 1920 - 1937». Paderborn 2004; «Kurze Geschichte des Internationalen Gewerkschaftsbundes. 85 Jahre Amsterdamer Internationale.» Hamburg 2004.

Zur gemeinsamen Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus Richtung Stuttgart:
Stuttgart Hbf  ab 08:15 Uhr  RB 19964 (ab Heilbronn als RE 19354) von Gleis 11
Ankunft am Heidelberger Bahnhof um 10:09 Uhr
Bei Interesse an gemeinsamer Anfahrt mit Baden-Württemberg-Ticket bitte unter bawue@rosalux.org anmelden.

 

Standort

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg

Telefon: +49 711 99797090