DossierDigitalisierung der Arbeit
Neue digitale Technologien haben längst die Arbeitswelt verändert und das nicht nur im Silicon Valley. Der digitale Wandel umfasst sowohl die klassische Industriearbeit als auch neue Formen der plattformvermittelten Dienstleistungsarbeit, er reicht von der Einführung global vernetzter cyber-physischer Systeme im Rahmen des Zukunftsprojekts Industrie 4.0 bis hin zur teilweise stark prekarisierten und umfassend durch Algorithmen kontrollierten Arbeit für die Plattformunternehmen.
Diese Bereiche stellen allerdings nur einen Teilausschnitt des stattfindenden Umbaus dar: mobiles Arbeiten, agiles Projektmanagement, Crowdworking und der Einsatz von Social Media und IT-Systemen zum Enterprise-Resource-Planning oder zur Bewertung und Überwachung der Beschäftigten haben längst weite Teile der Arbeitsorganisation erfasst. Gerade weil diese Bereiche weniger im Zentrum des medialen Interesses stehen lohnt sich ein genauerer Blick auf die dort vorhandenen Potentiale und Verwerfungen.
Die bisweilen naive Technikgläubigkeit von Startups und Digitalkonzernen weicht zunehmend einer differenzierteren Betrachtung, welche Digitalisierung nicht als eine von außen hereinbrechende, kaum zu beeinflussende Naturgewalt betrachtet und vermehrt auch die sozialen und ökologischen Folgen und Konflikte der Digitalisierung in den Blick nimmt.
Im Schatten des Siegeszugs der Digitalkonzerne entstehen auch neue Gegenbewegungen: die weltweite Bewegung der Plattform-Genossenschaften, die kollektive Arbeitsniederlegung von Tech-Arbeiter*innen während der sogenannten Google Walkouts, die andauernden Proteste von Amazon-Beschäftigten oder die YouTubers Union, welche die oft einzeln arbeitenden Influencer*innen in ihrem Kampf um bessere Arbeitsbedingungen vernetzt.