DossierGesundheit und Pflege
Als die Charité sich 2015 aufmachte, für einen Tarifvertrag Entlastung zu kämpfen, brachten sie einen Stein ins Rollen. In ganz Deutschland wurden an Unikliniken und kommunalen Krankenhäusern Tarifauseinandersetzungen für mehr Entlastung geführt. Immer stärker auch Hand in Hand mit den Servicekräften. Denn Krankenhaus ist Teamarbeit.
Immer noch fehlt es an ausreichend Personal in den Krankenhäusern, sind Zeitdruck, Stress und Erschöpfung Alltag in der Pflege. Immer noch führt der Kostendruck durch das Finanzierungssystem nach Fallpauschalen in den Krankenhäusern zu Outsourcing, Tarifflucht und niedrigerer Entlohnung in ausgegliederten Tochterunternehmen (wie Labor, Reinigung oder Krankentransport).
Die Auseinandersetzungen um die Gesundheitsversorgung machen mehr als deutlich:
Ökonomisierung und Sparpolitik haben hier nichts zu suchen. Sie haben in den letzten Jahrzehnten nicht nur in den Krankenhäusern die Versorgungs- und die Arbeitsbedingungen unter Druck gesetzt. Auch in Pflegeheimen haben sich die Bedingungen für Beschäftigte wie Versorgte verschärft. Für Pflegende bedeutet dies nicht selten Burnout und Erschöpfung. Menschen mit Pflegebedarf und ihre Angehörigen bleiben mit der Verantwortung allein. Das verschärft soziale Ungleichheit. Es verschärft aber auch die Abwertung von Sorgearbeit in unserer auf Profit und Wachstum ausgerichteten Ökonomie. Dass Kürzungen im Gesundheitsbereich Menschenleben kosten, ist in der Corona-Krise mehr als sichtbar geworden. Wer Personal abbaut, an Ausrüstung spart, Kapazitäten reduziert, gefährdet die Gesundheitsversorgung – in der Krise wie im Alltag.
Notwendig ist daher ein öffentliches und demokratisches, solidarisch finanziertes und geschlechtergerechtes Gesundheitssystem, in dem die Bedürfnisse der Menschen im Zentrum stehen. Die Auseinandersetzungen der bundesweit stattfindenden Krankenhausbewegungen für Entlastung und TVöD für alle streiten für diese Forderungen. Denn sie richten sich gegen ein Finanzierungssystem nach Fallpauschalen, gegen Ausgliederungen in Folge von Kostendruck und gegen ein Gesundheitssystem, das Profit und nicht die Sorge um Menschen ins Zentrum stellt. Kämpfe um Gesundheit sind daher auch Widerstand gegen die neoliberale Zurichtung der Menschen und der Gesellschaft.